Patria
»Dieses Kreuzverhör kommt ziemlich unerwartet.«
Sie würde nicht lockerlassen. Jetzt nicht mehr. »Als wir uns zum ersten Mal über diese Sache unterhielten, haben Sie ausdrücklich gesagt, dass Sie den Zugang zur Datei absichtlich offengelegt haben und dass diese Datei im Wesentlichen nur den Hinweis enthielt, dass Malone über George Haddads Aufenthaltsort Bescheid wusste. Trotzdem haben Sie den Bund Gottes mit Abraham erwähnt. Woher wussten Sie davon?«
»So geheim war die Datei gar nicht.«
»Wirklich nicht? Da hat Daley aber etwas ganz anderes behauptet. Er hat betont, dass die Datei nur wenige Informationen enthielt und außerdem nur wenigen Spitzenleuten bekannt war.« Sie schlug bewusst einen unverschämten Ton an: »Sie standen nicht auf dieser Liste. Und doch wussten Sie verdammt viel.«
Green verließ das Arbeitszimmer und ging ins Wohnzimmer.
Stephanie folgte ihm.
Cassiopeia war verschwunden.
Stephanie sah sich besorgt um.
»Meine Helfer haben sich ihrer angenommen«, sagte Green.
Das klang gar nicht gut. »Und wer nimmt sich meiner an?«
Green griff in sein Jackett und zog eine Pistole hervor. »Das ist meine Aufgabe. Aber erst muss ich mich unter vier Augen mit Ihnen unterhalten.«
»Um herauszubekommen, wie viel ich weiß? Wie viel Cassiopeia weiß? Und wer sonst noch Bescheid weiß?«
»Ich bezweifle, dass jemand Sie unterstützt. Schließlich gehören Sie in der Regierung nicht gerade zu den besonders beliebten Personen. Daley hat versucht, sich mit Ihnen zusammenzutun, aber das hat nicht funktioniert.«
»Haben Sie ihn ermorden lassen?«
Green nickte. »Wir haben eine Bombe an seinem Wagen angebracht und auf den richtigen Zeitpunkt gewartet. Diese Explosion gehört zu dem terroristischen Großangriff auf unsere Nation, der mit Daley beginnt und mit Daniels enden wird. Danach wird in diesem Land hier der Teufel los sein.«
»Und nach seinem Amtseid wird der neue Präsident das gehörig ausnutzen. Er wird dann einen neuen Vizepräsidenten brauchen, und da kommen Sie ins Spiel.«
»Für mich gibt es nicht mehr besonders viele Aufstiegsmöglichkeiten, Stephanie. Da muss man nehmen, was man kriegt. Ich bin ein guter Mann für eine solche Krisensituation, und man wird mich einstimmig im Amt bestätigen.«
»Sie sind wirklich erbärmlich.«
Er schenkte ihr ein herablassendes Lächeln. »Wie Sie meinen. Schließlich haben Sie nur noch einige wenige Minuten zu leben. Übrigens sollten Sie eigentlich bei dem Anschlag mit draufgehen. Als Sie plötzlich im Restaurant aufgetaucht sind, habe ich noch ein paar zusätzliche Männer geschickt, aber irgendwie haben Sie es geschafft zu entkommen. Ich weiß bis jetzt nicht, wie Ihnen das gelungen ist.«
»Reine Routine. Aber die kann nun mal entscheidend sein.«
Er lächelte kühl. »Ihre scharfe Zunge wird mir fehlen.«
»Ist Ihnen bewusst, was Sie da vorhaben? Der gewaltsame Sturz eines rechtmäßig gewählten Präsidenten ist ein absolutes Kapitalverbrechen.«
»Man dürfte es wohl Hochverrat nennen. Aber Danny Daniels ist ein unfähiger, schwacher Mann, der keine Ahnung hat, was gut für unser Land ist. Er hält auf Biegen und Brechen zu Israel, und schon das allein hat uns im Nahen Osten die Hände gebunden. Es wird Zeit, dass Amerika sich neue Verbündete sucht. Die Araber haben wesentlich mehr zu bieten.«
»Und dafür wird die Alexandria-Connection sorgen?«
Green zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht. Das ist das Problem des neuen Präsidenten, und der sagt, er hätte alles unter Kontrolle.«
»Ist es Ihnen denn so wichtig, weiter in Washington rumzuhängen?«
»Das Amt des Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten innezuhaben würde ich nicht als rumhängen bezeichnen. Da ich entscheidend zu diesem Machtwechsel beigetragen habe, werde ich über ausgezeichnete Beziehungen verfügen. Ich werde viel Verantwortung haben und mich trotzdem im Hintergrund halten können.«
Stephanie zeigte auf seine Waffe. »Werden Sie mich erschießen?«
»Mir bleibt keine andere Wahl. Die CD, die Sie da haben, enthält mit ziemlicher Sicherheit belastendes Material gegen mich. Ich muss mich darum kümmern, und um Sie werde ich mich auch kümmern.«
Stephanie fragte sich, wohin man Cassiopeia geschleppt hatte. Die Sache lief überhaupt nicht nach Plan. Sie hatte auch nicht erwartet, dass Green bewaffnet sein würde. Ein Gedanke schoss ihr durch den Kopf.
Zeit schinden.
»Der Justizminister der Vereinigten Staaten will mich erschießen?«
»Ich
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