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Patria

Patria

Titel: Patria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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habe den ganzen Tag darüber nachgedacht, und leider bleibt mir keine andere Wahl.«
    »Was ist denn mit den christlichen Werten, auf die Sie sich ständig berufen?«
    »In der Hitze des Gefechts gelten andere Regeln. Es geht ums Überleben, Stephanie. Wie schon gesagt, ich habe mir die Aufnahmen angehört, die Daley auf den USB-Sticks gespeichert hat. Der Stabschef des Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten hat viel über die Nachfolgeregelung im Todesfall des Präsidenten geredet. Zu viel. Das ist kein eindeutiger Beweis, aber man würde Fragen stellen. Daley war offensichtlich hinter dieser Sache her. Die CD, die Sie da haben, enthält mit Sicherheit noch mehr belastendes Material. Dem muss ein Ende gemacht werden. Ihre Leiche wird man natürlich nie finden. In der Botschaft von Saudi-Arabien steht schon ein Sarg bereit. Einer der Gesandten ist gestorben und hat um ein Heimatbegräbnis gebeten. Sie werden auf einem Sonderflug der Botschaft ein Plätzchen mit ihm teilen.«
    »Sie haben aber auch alles bis ins kleinste Detail geplant, nicht wahr?«
    »Freunde sind wirklich eine gute Sache. Das wird mir jeden Tag klarer. Ich war lange ein Einzelkämpfer, aber jetzt gefällt es mir, zu einem Team zu gehören. Die Saudis wollen nur die Zerstörung Israels. Wir haben versprochen, dass das machbar ist. Die Israelis glauben, die Saudis würden in dieser Sache mit ihnen an einem Strang ziehen. Doch da täuschen sie sich. Sie arbeiten mit uns zusammen. Und zwar von Anfang an.«
    »Die können sich einfach nicht vorstellen, mit welchen doppelzüngigen Halunken sie es zu tun haben. Ihnen allen geht es doch nur um Geld und Macht. Und sonst um gar nichts.«
    »Haben Sie sonst noch etwas zu sagen?«
    Stephanie schüttelte den Kopf.
    Und der Schuss fiel.

82
Wien

    Thorvaldsen stand neben Gary. Er hatte Jesper unmittelbar nach dem Verlassen des Schmetterlingshauses angerufen und ihn gebeten, ihm einen Wagen mit Chauffeur zu schicken. Sobald er und Gary auf dem Rückweg nach Kopenhagen waren, würde er seinen Helfern Anweisung geben, Margarete frei zu lassen. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, ihre Kleidung zu packen und mitzunehmen. Dafür war keine Zeit. Lediglich den Atlas aus der Bibliothek hielt er in der Hand, in dem die Briefe des Heiligen Hieronymus und des Heiligen Augustinus lagen.
    Auf der Allee, die zum Haupttor des Landguts führte, herrschte ein reger Verkehr. Nicht alle Ordensmitglieder logierten in Hermanns Schlösschen. Viele zogen es vor, bei Freunden oder in ihrem Wiener Lieblingshotel abzusteigen. Thorvaldsen erkannte einige Mitglieder und wechselte ein paar freundliche Worte mit ihnen. Das lenkte ihn auch etwas von dem Geschehenen ab. Aber sie mussten mit den Briefen verschwinden, bevor Hermann zu sich kam.
    »Stecken wir in Schwierigkeiten?«, fragte Gary.
    »Ich bin mir nicht sicher.« Er wusste es wirklich nicht.
    »Du hast den beiden einen ganz schön harten Schlag versetzt.«
    Thorvaldsen sah, dass der Junge beeindruckt war.
    »Ich möchte lieber nicht hier sein, wenn sie aufwachen.«
    Thorvaldsen auch nicht. »Wir müssen diese Briefe behalten, und unser Gastgeber will das verhindern.«
    »Was ist eigentlich mit seiner Tochter? Die schien ihm vollkommen gleichgültig zu sein.«
    »Das war wohl schon immer so. Ihre Entführung war für ihn einfach ein unerwarteter Schachzug, der ihn lange genug verwirrt hat, um uns Zeit zum Handeln zu geben. Aber mehr nicht.« Thorvaldsen dachte an seinen verstorbenen Sohn. »Männern wie Alfred liegt wenig an ihrer Familie.«
    Wie schrecklich das sein musste. Er vermisste seine Frau und seinen Sohn. Und als er gesehen hatte, wie Gary Malone zu seiner Verteidigung herbeigestürzt war, hatte ihn das erschreckt, aber auch gefreut. Er tätschelte dem Jungen die Schulter.
    »Was ist?«, fragte Gary.
    »Dein Vater wäre stolz auf dich.«
    »Hoffentlich geht es ihm gut.«
    »Das hoffe ich auch.«
    Drei Wagen bogen um die Ecke und schossen über die Hauptzufahrt. Sie hielten vor dem Landschloss, und aus dem ersten und dem letzten Fahrzeug stiegen Männer in dunklen Anzügen. Sie sahen sich prüfend um, und dann öffnete einer der Männer die Hintertür des mittleren Wagens.
    Der Vizepräsident der Vereinigten Staaten stieg aus und trat in die Nachmittagssonne. Er war lässig gekleidet und trug einen Pullover unter seinem blauen Jackett.
    Thorvaldsen und Gary standen zwanzig Meter entfernt und sahen zu, wie der Vizepräsident, von seinen Sicherheitsleuten flankiert, auf den

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