Patria
behauptete, er könne beweisen, dass die Fehler so gravierend seien, dass sie den Sinn vollkommen veränderten.«
»Na und?«, fragte sie. »Was soll daran so wichtig sein?«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
»Können Sie nicht, oder wollen Sie nicht?«
»Das ist in diesem Fall dasselbe.«
»Er hat den geschlossenen Bund niemals vergessen« , flüsterte Green. »Das Wort, das er tausend Generationen gab, den Bund, den er mit Abraham schloss, den Eid, den er Isaak schwor. Er bestätigte Jakob, was ihm zustand, und mit Israel schloss er einen ewigen Bund mit den Worten: Euch gebe ich das Land Kanaan als euer Erbe zu eigen.«
Stephanie sah Green an, wie tief diese Worte ihn bewegten.
»Ein wichtiges Versprechen«, sagte Green. »Eines von vielen Versprechen im Alten Testament.«
»Sie verstehen also, warum wir interessiert sind?«
Green nickte. »Ich verstehe, worum es geht, aber ich bezweifle, dass man das auch beweisen kann.«
Stephanie, die kein Wort verstanden hatte, wollte wissen, worum es ging: »Was treiben Sie da eigentlich, Larry? Jagen Sie Phantomen hinterher? Das ist doch verrückt.«
»Ich versichere Ihnen, dass es keineswegs verrückt ist.«
Ihr war sofort klar, was das bedeutete. Malones Vorwürfe waren berechtigt gewesen. Sie hätte ihm auf der Stelle von der Sicherheitslücke erzählen sollen. Und dank der US-Regierung, die offensichtlich bereit war, den Jungen zu opfern, schwebte Malones Sohn nun in Lebensgefahr.
»Stephanie«, sagte Daley. »Diesen Blick in Ihren Augen kenne ich doch. Was haben Sie vor?«
Diesem Teufel würde Sie mit Sicherheit nichts davon verraten. Und so leerte sie den bitteren Kelch der Demütigung, lächelte und antwortete: »Genau das, was Sie von mir wollen, Larry. Gar nichts.«
14
Kopenhagen
12.15 Uhr
Dominick Sabre wusste, dass die nächste Stunde entscheidend sein würde. Er hatte im Kopenhagener Fernsehen die Berichte über die Schießerei im Kronborg Slot verfolgt und konnte jetzt davon ausgehen, dass Malone und seine Exfrau sich auf den Weg gemacht hatten. Mittlerweile hatte er auch endlich eine Rückmeldung von dem Mann erhalten, den er zur Festung geschickt hatte, und er war erleichtert, dass dieser seine Befehle befolgt hatte.
Sabre sah auf die Uhr und ging nach hinten ins Schlafzimmer, in welchem Gary Malone festgehalten wurde. Mit energischen Worten und offiziellen Ausweisdokumenten hatten sie es geschafft, Gary Malone glauben zu lassen, dass sie ihn im Namen der US-Regierung von der Schule abholten. Zwei Stunden später hatten sie Atlanta mit einem Charterflug verlassen. Noch während sie in der Luft waren, kontaktierten sie Pam Malone und gaben ihr exakte Anweisungen. Sie wurde zwar in allen Berichten als schwierige Frau dargestellt, doch ein Foto ihres Sohnes und die Sorge, dass ihm etwas zustoßen könnte, hatten sie dazu gebracht, wunschgemäß zu reagieren.
Sabre öffnete die Schlafzimmertür und setzte ein Lächeln auf. »Ich wollte dir nur Bescheid geben, dass wir von deinem Dad gehört haben.«
Der Junge saß am Fenster und las in einem Buch. Am Vortag hatte er um mehrere Bände gebeten, und Sabre hatte sie ihm besorgt. Bei der Nachricht von seinem Vater leuchtete das junge Gesicht auf. »Ist alles in Ordnung mit ihm?«
»Es geht ihm gut. Und er war dankbar, dass du bei uns bist. Deine Mom ist auch hier bei ihm.«
»Mom ist hier?«
»Ein anderes Team hat sie hergebracht.«
»Das ist eine Premiere. Sie war noch nie hier.« Der Junge hielt inne. »Sie und mein Dad verstehen sich nicht.«
Sabre, der alles über Malones Ehe wusste, hörte den Unterton in Garys Stimme. »Warum denn nicht?«
»Sie sind geschieden. Sie leben schon lange nicht mehr zusammen.«
»Ist das hart für dich?«
Gary schien über die Frage nachzudenken. Er war groß für sein Alter, schlaksig, und er hatte dichtes kastanienbraunes Haar. Cotton Malone sah total anders aus mit seiner hellen Haut, dem hellen Haar und dem muskulösen Körperbau. So sehr Sabre auch suchte, er konnte in den Gesichtszügen und der Haltung des Jungen keine Ähnlichkeit mit dessen Vater entdecken.
»Es wäre besser, wenn sie zusammen wären. Aber ich verstehe, warum sie sich getrennt haben.«
»Das ist gut. Du bist ziemlich vernünftig.«
Gary lächelte. »Das sagt mein Dad auch immer. Sie kennen ihn?«
»O ja. Wir haben jahrelang zusammengearbeitet.«
»Was geht hier eigentlich ab? Warum bin ich in Gefahr?«
»Ich kann nicht darüber reden. Aber ein paar ziemlich üble Typen
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