Patria
haben deinen Dad im Visier. Sie waren auch hinter dir und deiner Mom her. Daher haben wir eingegriffen, um euch zu beschützen.« Sabre sah, dass diese Erklärung den Jungen nicht vollständig zufrieden zu stellen schien.
»Aber mein Dad arbeitet doch gar nicht mehr für die Regierung.«
»Leider ist das seinen Feinden egal. Sie wollen ihm einfach eins auswischen.«
»Das ist alles ziemlich seltsam.«
Sabre zwang sich zu einem Lächeln. »Gehört aber leider zu unserem Geschäft.«
»Haben Sie Kinder?«
Er wunderte sich über das Interesse des Jungen. »Nein. Ich war nie verheiratet.«
»Sie wirken sehr nett.«
»Danke. Ich tue einfach nur meine Arbeit.« Er richtete sich auf und fragte: »Treibst du Sport?«
»Ich spiele Baseball. Aber die Baseball-Saison ist schon eine Weile vorbei. Trotzdem hätte ich nichts dagegen, mal ein paar Würfe zu machen.«
»Das ist in Dänemark gar nicht so einfach. Baseball gehört hier nicht gerade zu den Lieblingssportarten.«
»Ich war in den letzten beiden Sommerferien hier zu Besuch. Das Land gefällt mir wirklich sehr.«
»Hast du da deinen Vater besucht?«
Gary nickte. »Das ist so ziemlich die einzige Gelegenheit für uns, zusammen zu sein. Aber das ist okay. Ich freue mich, dass er hier lebt. Es macht ihn glücklich.«
Wieder meinte Sabre, da einen gewissen Unterton herauszuhören. »Macht es dich denn auch glücklich?«
»Manchmal. Dann wieder wünsche ich mir, er würde in meiner Nähe leben.«
»Ist dir je der Gedanke gekommen, zu ihm zu ziehen?«
Das Gesicht des Jungen verzog sich sorgenvoll. »Das würde meine Mom umbringen. Sie könnte es nicht ertragen.«
»Manchmal muss man trotzdem tun, was zu tun ist.«
»Ich habe darüber nachgedacht.«
Sabre lächelte. »Denk nicht zu viel. Und sieh zu, dass du dich hier nicht zu sehr langweilst.«
»Ich vermisse Mom und Dad. Hoffentlich geht es ihnen gut.«
Sabre hatte genug gehört. Der Junge war beschwichtigt. Er würde keine Probleme machen, zumindest nicht in der nächsten Stunde, und mehr Zeit brauchte Sabre nicht.
Denn nach den nächsten sechzig Minuten würde es keine Rolle mehr spielen, wie Gary Malone sich verhielt.
Und so ging Sabre zur Tür und sagte: »Mach dir keine Sorgen. Ich bin mir sicher, dass das hier bald vorbei ist.«
Malone stand in Helsingör auf der Straße und behielt das Café im Auge. Ein stetiger Strom von Gästen war dort ein- und ausgegangen. Die Zielperson saß an einem Fenstertisch und trank aus einem Becher. Pam war mittlerweile bestimmt mit dem Wagen am Bahnhof und wartete dort auf ihn. Das hoffte er zumindest. Wenn dieser Typ sich wieder in Bewegung setzte, hatten sie nur eine einzige Chance. Sollten seine Feinde sich irgendwo im Umkreis aufhalten, wovon Malone überzeugt war, war die Verfolgung dieses Mannes wahrscheinlich die einzige Möglichkeit, sie zu finden.
Dass Pam in Dänemark aufgetaucht war, hatte ihn aus der Fassung gebracht. Aber diese Wirkung hatte sie schon immer auf ihn gehabt. Früher hatten Liebe und Achtung sie miteinander verbunden, oder zumindest hatte er das geglaubt; nun waren sie nur noch durch Gary aneinandergekettet.
In Gedanken ließ er noch einmal Revue passieren, was sie ihm im August gesagt hatte. Über Gary.
»Nachdem du mich jahrelang belogen hast, willst du jetzt plötzlich Ehrlichkeit?«
»Du warst damals auch kein Heiliger, Cotton.«
»Und du hast mir deswegen das Leben zur Hölle gemacht.«
Sie zuckte die Schultern.
»Ich hatte auch eine kleine Affäre. In Anbetracht der Umstände dachte ich, dass dir das egal ist.«
»Ich habe dir alles erzählt.«
»Nein, Cotton. Ich habe dich erwischt.«
»Aber du hast mich in dem Glauben gewiegt, dass Gary mein Sohn ist.«
»Das ist er auch. In jeder Hinsicht außer der leiblichen.«
»So rechtfertigst du dein Verhalten?«
»Das habe ich nicht nötig. Ich dachte einfach nur, dass du die Wahrheit kennen solltest. Ich hätte es dir schon letztes Jahr bei der Scheidung erzählen sollen.«
»Woher weißt du denn, dass er nicht mein Sohn ist?«
»Cotton, lass einen Test machen. Tu, was du willst. Du weißt jetzt jedenfalls, dass du nicht Garys Vater bist. Mach damit, was du willst.«
»Weiß er Bescheid?«
»Natürlich nicht. Das ist etwas zwischen ihm und dir. Von mir wird er es niemals erfahren.«
Er spürte noch immer, wie er vor Zorn gekocht hatte, während Pam ganz ruhig geblieben war. Sie waren so grundverschieden. Auch das mochte ein Stück weit erklären, warum sie nicht mehr
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