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Patria

Patria

Titel: Patria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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über die er Nachforschungen anstellen sollte, und sagte dann: »Lassen Sie die Unterlagen hierherbringen. Und tun Sie in der Zwischenzeit das, was Sie am besten können.«

18
Washington DC
07.30 Uhr

    Stephanie beschloss, in der Hauptstadt zu bleiben. Die wichtigsten Strippenzieher waren hier versammelt, und wenn sie Malone helfen wollte, musste sie in deren Nähe sein. Via Notebook und Handy hielt sie Verbindung mit der Zentrale des Magellan-Billets in Atlanta. Drei Agenten befanden sich gerade auf dem Weg nach Dänemark, zwei weitere waren schon in London, und ein sechster Mann sollte bald in Washington eintreffen. Ihr Hotelzimmer würde vorläufig die Kommandozentrale bilden.
    Sie hatte die letzten zwanzig Minuten gewartet, und als das Telefon auf ihrem Schreibtisch endlich läutete, lächelte sie. Eines musste man Thorvaldsen lassen: Er war wirklich pünktlich. Sie nahm den Hörer ab. »Hallo Henrik.«
    »Waren Sie sich so sicher, dass ich es bin?«
    »Sie sind halt pünktlich wie immer.«
    »Unpünktlichkeit ist unhöflich.«
    »Ganz meiner Meinung. Was haben Sie herausbekommen?«
    »Genug, um zu wissen, dass wir ein echtes Problem haben.«
    Am Vortag hatte Thorvaldsen ein riesiges Ermittlerteam losgeschickt, um die Aktionen der beiden Männer zurückzuverfolgen, die Malone erschossen hatte. Da einer der beiden einen Agenten der amerikanischen Regierung ermordet hatte, hatte Stephanie auch die Hilfe von Europol anfordern können.
    »Haben Sie jemals etwas über den Orden vom Goldenen Vlies gehört?«
    »Das ist ein europäisches Wirtschaftskartell. Ich weiß darüber Bescheid.«
    »Ich brauche eine Internetverbindung zu Ihrem Notebook.«
    »Die unterliegt strengster Geheimhaltung«, erwiderte sie fröhlich.
    »Ich verspreche Ihnen, ich weiß so viel, dass es sich lohnt, mir den Zugang zu ermöglichen.«
    Sie gab ihm die Zugangsdaten, und kurz darauf erschienen fünf Fotos auf ihrem Bildschirm. Drei Köpfe und zwei Ganzkörperaufnahmen. Alle fünf Männer waren in den Siebzigern, und ihre Züge wirkten wie Karikaturen. Die kalten, ausdruckslosen und faltigen Gesichter strahlten jedoch auch Kultiviertheit aus, jene aristokratische Selbstsicherheit von Menschen, die gewohnt sind, dass alles nach ihrem Kopf geht.
    »Der Orden des Goldenen Vlieses wurde Ende der Vierzigerjahre unmittelbar nach der Verstaatlichung von Teilen der österreichischen Industrie wieder gegründet. Er organisierte sich in Wien, und anfangs war die Mitgliedschaft einer Gruppe von ausgewählten Industriellen und Bankiers vorbehalten. In den Fünfzigern öffnete sich der Orden auch für die Machtelite aus den Bereichen Industrie, Bergbau und Finanzwesen.«
    Stephanie legte sich Stift und Notizblock bereit. »Was meinen Sie mit wieder gegründet ?«
    »Der Name stammt ursprünglich von einem mittelalterlichen französischen Orden, den Philipp von Burgund 1430 gründete. Doch diese Rittervereinigung bestand nur für einige wenige Jahrzehnte. Im Laufe der Jahrhunderte kam es jedoch immer wieder zu Neugründungen, und bis heute gibt es in Österreich einen karitativen Orden vom Goldenen Vlies. Doch bei der Vereinigung, die für uns gefährlich ist, handelt es sich um das Wirtschaftskartell, den Namensvetter des karitativen Ordens.«
    Stephanies Augen waren auf den Bildschirm geheftet, während sie sich die ernsten Gesichter einprägte.
    »Eine interessante Gruppe«, bemerkte Thorvaldsen. »Die Geschäfte des Ordens unterliegen einem strengen Statut. Die Mitgliedschaft ist auf einundsiebzig Personen beschränkt. Der Vorstand besteht aus einem Kreis von fünf sogenannten Stühlen. Der sogenannte Blaue Stuhl ist sowohl der Vorstandsvorsitzende als auch der Leiter des gesamten Ordens. Die Mitglieder tragen scharlachrote Roben und darüber ein Goldmedaillon um den Hals. In jedes Medaillon sind Flammenzungen eingeprägt, die mit Feuereisen und Feuerstein geschlagen werden und ein goldenes Vlies umrahmen. Sehr dramatisch.«
    Sie stimmte ihm zu.
    »Sie müssen über die fünf Männer auf den Fotos Bescheid wissen. Links oben sehen Sie Alfred Hermann, einen österreichischen Industriellen. Er hat derzeit den Blauen Stuhl inne. Der Multimilliardär ist in der europäischen Stahlproduktion, im afrikanischen Bergbau, in Kautschukplantagen im Fernen Osten und im internationalen Bankengeschäft engagiert.«
    Thorvaldsen informierte sie auch über die anderen Vorstände. Einer von ihnen verfügte neben Anteilen an Pharmafirmen und Automobilkonzernen über die

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