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Patria

Patria

Titel: Patria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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bestimmt daran, dass Haddad auch um ein Haar gestorben wäre.«
    Allmählich verstand Sabre die Zusammenhänge. »Ihre Leute wollen nicht, dass eine bestimmte Information an die Öffentlichkeit gelangt?«
    »Offensichtlich.«
    »In welchen Zeitabständen sind diese Besuche erfolgt?«
    »In den letzten sechzig Jahren erfolgten die Besuche in Abständen von rund zwanzig Jahren. Die besuchten Personen waren alle Gelehrte. Einer von ihnen war Israeli, die anderen drei, darunter auch Haddad, waren Palästinenser. Und die Morde gingen alle auf das Konto des Mossad.«
    »Und wie haben Sie das herausbekommen?«, hakte Sabre nach.
    »Wie schon gesagt, es gibt Unterlagen.« Jonah verstummte. »Vor ein paar Stunden kam eine neue Nachricht von ganz oben. Haddad lebt in London.«
    »Ich brauche seine Adresse.«
    Jonah gab sie ihm und sagte: »Man hat Männer dorthin geschickt. Killer.«
    »Warum soll Haddad getötet werden?«
    »Diese Frage habe ich dem Botschafter auch gestellt. Er war früher beim Mossad, und er hat mir eine interessante Geschichte erzählt.«
    »Und das ist der eigentliche Grund für unser Treffen?«
    Jonah warf ihm ein Lächeln zu: »Ich wusste doch, dass Sie ein cleverer Bursche sind.«

    David Ben-Gurion begriff, dass seine politische Karriere vorbei war. Seit seiner frühesten Kindheit in Polen hatte er davon geträumt, die Juden aus dem Exil in ihr biblisches Heimatland zu führen. Und so hatte er die israelische Nation gegründet und sie durch die stürmischen Jahre von 1948 bis 1963 geführt, war im Krieg Oberkommandierender der Armee gewesen und hatte danach als Staatsmann gewirkt.
    Eine harte Pflicht für einen Mann, der sich eigentlich als Intellektueller sah.
    Er hatte philosophische Bücher verschlungen, die Bibel studiert, mit dem Buddhismus geflirtet und sogar Altgriechisch gelernt, um Platon im Original lesen zu können. Seine naturwissenschaftliche Neugier kannte keine Grenzen, dagegen verachtete er jegliche Art von Dichtung. Er stand nicht auf diplomatische Dialoge, sondern er führte seine Auseinandersetzungen am liebsten offen und hart.
    Er war kein großer abstrakter Denker, sondern ein angespannter, schroffer Mann mit einem silberweißen Haarkranz, einem energischen Kinn und einer Neigung zu Wutausbrüchen.
    Im Mai 1948 hatte er Israels Unabhängigkeit erklärt und dabei sowohl die kurzfristigen Warnungen Washingtons in den Wind geschlagen als auch die Untergangsprophezeiungen seiner engsten Vertrauten missachtet. Er erinnerte sich gut daran, wie die Armeen fünf arabischer Nationen nur Stunden nach dieser Erklärung nach Israel einmarschiert waren und sich mit palästinensischen Milizen vereinigt hatten, um die Juden zu vernichten. Er hatte die Armee persönlich geführt. Ein Prozent der jüdischen Bevölkerung war in diesem Krieg ums Leben gekommen und Tausende von Arabern. Über eine halbe Million Palästinenser waren heimatlos geworden. Am Ende hatten die Juden gesiegt, und viele hatten in ihm daraufhin eine Art Personalunion von Moses, König David, Garibaldi und Gott gesehen.
    Fünfzehn Jahre lang hatte er die Nation geführt. Doch jetzt im Jahr 1965 war er fast achtzig und müde.
    Schlimmer war jedoch, dass er sich geirrt hatte.
    Er ließ den Blick langsam durch die eindrucksvolle Bibliothek wandern. So viel Wissen. Der Mann, der sich der Hüter genannt hatte, hatte erklärt, dass die Reise eine Herausforderung für ihn darstellen würde, doch wenn er Erfolg hätte, erwarte ihn eine unermessliche Belohnung.
    Der Bote hatte recht gehabt.
    Ben-Gurion hatte einmal gelesen, der Wert einer Idee bemesse sich nicht nur daran, wie sehr sie der eigenen Zeit entspreche, sondern auch an ihrer Relevanz für die Zukunft.
    Seine Zeit hatte den modernen israelischen Staat hervorgebracht, doch dabei waren Tausende von Menschen gestorben – und Ben-Gurion fürchtete, dass in den kommenden Jahrzehnten noch mehr Menschen sterben würden. Es schien, als wären Juden und Araber vom Schicksal dazu bestimmt, ewig miteinander im Streit zu liegen. Früher hatte er sein Ziel für richtig und seine Sache für gerecht gehalten, doch das war nun vorbei.
    Er hatte sich geirrt.
    In jeder Hinsicht.
    Behutsam blätterte er erneut durch das schwere Buch, das vor ihm auf dem Tisch lag. Drei solcher Bände hatten ihn bei seiner Ankunft erwartet, und der Hüter, der ihn ein halbes Jahr zuvor besucht hatte, hatte einfach im Eingang gestanden, ein breites Lächeln auf den gesprungenen Lippen.
    Die Existenz eines solchen

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