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Patria

Patria

Titel: Patria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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ich jetzt in der Schule. Und so bin ich hier in Österreich.«
    Henrik und Gary waren sich in den letzten beiden Jahren recht nahe gekommen. Als Gary seinen Vater in den Sommerferien besucht hatte, hatte er oft in Christiangade übernachtet. Gary und Malone segelten gerne mit der 12-Meter-Ketsch, die vor vielen Jahren für Touren über den Öresund nach Norwegen und Schweden gekauft worden war und jetzt an Henriks Steg lag und kaum mehr genutzt wurde. Thorvaldsens Sohn Cal, der nun schon seit beinahe zwei Jahren tot war, fehlte Henrik schrecklich. Cal war in Mexico-City erschossen worden, und bis heute hatte Thorvaldsen nicht in Erfahrung bringen können, warum das geschehen war. Malone war damals dienstlich in der Stadt gewesen und hatte versucht, Cal zu helfen, was schließlich dazu geführt hatte, dass Henrik und er sich kennen gelernt hatten. Und der alte Däne hatte nicht vergessen, was damals in Mexiko geschehen war. Irgendwann würde er die Wahrheit über den Tod seines Sohnes aufdecken. Schulden dieser Art mussten immer bezahlt werden. Doch die Zeit, die Henrik mit Gary verbrachte, gab ihm etwas von der Freude zurück, die das Leben ihm grausam verwehrt hatte.
    »Ich bin froh, dass du mitkommen konntest«, sagte er. »Denn ich wollte dich nicht allein auf meinem Landsitz zurücklassen.«
    »Ich war noch nie in Österreich.«
    »Es ist ein wunderschönes Land mit vielen dichten Wäldern, schneebedeckten Gipfeln und Gletscherseen. Die Landschaft ist wirklich phänomenal.«
    Henrik hatte den Jungen am Vortag genau beobachtet und den Eindruck gewonnen, dass Gary seine Entführung gut weggesteckt hatte, obwohl vor seinen Augen zwei Männer erschossen worden waren. Gary hatte auch verstanden, dass Malone und Pam nicht bei ihm bleiben konnten. Seine Mutter konnte nicht länger bei der Arbeit fehlen, und sein Vater musste herausfinden, warum Gary sich in Gefahr befand. Christiangade war Gary wohlvertraut, und er war nur zu gerne geblieben. Doch nach seinem gestrigen Gespräch mit Stephanie war Thorvaldsen klar gewesen, was er als Nächstes tun musste.
    »Diese Versammlung, zu der du musst, ist die wichtig?«, fragte Gary.
    »Möglicherweise. Ich muss an mehreren Sitzungen teilnehmen, aber es wird genug Dinge geben, die du in der Zwischenzeit ohne mich unternehmen kannst.«
    »Was ist mit Dad? Weiß er von unserer Reise? Mom habe ich nichts gesagt.«
    Pam Malone hatte ein paar Stunden zuvor angerufen und kurz mit Gary geredet. Doch sie hatte aufgelegt, bevor Thorvaldsen mit ihr sprechen konnte. »Bestimmt ruft einer der beiden bald wieder an, und dann wird Jesper ihnen sagen, wo wir sind.«
    Henrik ging ein gewisses Risiko damit ein, Gary mitzunehmen, doch er hielt es für eine kluge Entscheidung. Falls Alfred Hermann hinter Garys Entführung stand, wovon Thorvaldsen fest überzeugt war, hielt er es für sicherer, Gary zur Versammlung mitzunehmen, wo er von einflussreichen Männern und Frauen aus der ganzen Welt umgeben wäre, die ihrerseits ihr Personal und ihre Sicherheitsmannschaften mitbrachten. Henrik konnte Garys Entführung noch nicht so recht einordnen. Nach dem, was er bisher über Dominick Sabre gehört hatte, war der Amerikaner ein Profi, der normalerweise nicht dazu neigte, solche Stümper wie diese blöden Niederländer einzustellen, die Garys Entführung vermasselt hatten. Da stimmte etwas nicht. Malone verstand sein Handwerk, ohne Frage, aber das Ganze war viel zu glatt abgelaufen. Ob diese Sache nur inszeniert worden war, um Malone zu beeindrucken? Um ihn anzuspornen? Dann wäre Gary nicht mehr in Gefahr.
    »Hast du auch nicht vergessen, was wir besprochen haben?«, fragte er Gary. »Pass auf, was du sagst. Die Leute lauschen.«
    »Das hab ich kapiert.«
    Henrik lächelte. »Großartig.«
    Nun konnte er nur hoffen, dass er Alfred Hermann tatsächlich durchschaut hatte.

38
Wien
08.00 Uhr

    Hermann schob sein Frühstück weg. Er aß nicht gerne, und er hasste es besonders, mit vielen anderen zusammen zu speisen, doch er liebte den Speisesaal seines Schlösschens, den er persönlich im neogotischen Stil hatte einrichten lassen. In den Fensterlaibungen und an der Kassettendecke prangten die Wappen berühmter Kreuzritter, und die Wandgemälde in Öl zeigten die Eroberung Jerusalems durch die Christen.
    Das Frühstück war wie immer ein kulinarisches Ereignis, und eine Mannschaft von Kellnern in weißen Jacken wartete seinen Gästen auf. Seine Tochter saß ihm am anderen Ende der langen Tafel gegenüber,

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