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Patria

Patria

Titel: Patria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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und der Rest der zwölf Plätze wurde von den Mitgliedern des Politischen Ausschusses besetzt, die schon am Vortag eingetroffen waren.
    »Ich hoffe, Sie amüsieren sich gut«, sagte Margarete, die bei solchen Anlässen immer glänzte, an den ganzen Tisch gewandt.
    Hermann merkte, dass sie seinen noch unangerührten Teller missbilligend registrierte, doch sie sagte nichts dazu. Später würde sie ihn unter vier Augen dafür tadeln – als ob ein guter Appetit an sich schon ein langes Leben und Gesundheit garantierte. Er wünschte, es wäre so einfach.
    Mehrere Ausschussmitglieder überschlugen sich vor Lob auf das Schlösschen und dessen erlesene Ausstattung, wobei sie einige der Veränderungen, die Hermann seit dem letzten Frühjahr vorgenommen hatte, bewundernd kommentierten. Obgleich diese Männer und Frauen extrem wohlhabend waren, verfügten sie doch alle zusammen nicht einmal über ein Viertel von Hermanns Vermögensmasse. Trotzdem war jeder Einzelne von ihnen auf seine Weise sehr nützlich. Und so bedankte Hermann sich für ihre Aufmerksamkeit und ließ ihnen Zeit, das Essen zu genießen.
    Schließlich aber sagte er: »Es interessiert mich, was der Politische Ausschuss der Versammlung über das Konzept 1223 mitteilen möchte.«
    Diese Initiative, die der Orden auf seiner Frühjahrsversammlung vor drei Jahren beschlossen hatte, beinhaltete einen komplizierten Plan zur Destabilisierung Israels und Saudi-Arabiens. Hermann hatte sich für diese Kampagne engagiert und in den israelischen und amerikanischen Regierungsbehörden Informanten angeworben, die ihn dann unerwarteterweise zu George Haddad geführt hatten.
    »Würden Sie uns vorher bitte darüber in Kenntnis setzen, ob Ihre Bemühungen Früchte getragen haben? Falls Sie keinen Erfolg hatten, werden wir unsere Pläne ändern müssen.«
    Hermann nickte. »Die Dinge entwickeln sich. Und zwar rasch. Doch haben Sie für den Fall, dass alles läuft wie geplant, schon Interessenten für die Information gewinnen können?«
    Ein anderes Mitglied des Ausschusses nickte. »Wir haben uns mit Jordanien, Syrien, Ägypten und dem Jemen in Verbindung gesetzt. Alle waren zumindest an Gesprächen interessiert.«
    Hermann freute sich. Er hatte die Erfahrung gemacht, dass die Interessen eines arabischen Staates sich häufig an denen seiner unmittelbaren Nachbarstaaten orientierten.
    »Ist stets riskant, die Saudis zu übergehen«, warf ein Mann ein. »Sie haben Verbindungen zu vielen unserer Mitglieder. Es kann uns teuer zu stehen kommen, wenn wir ihnen die Information nicht anbieten und sie uns das heimzahlen.«
    »Sie werden so geschickt verhandeln müssen«, entgegnete Hermann, »dass die Saudis sich ruhig verhalten, bis es zu unserem Vorteil ist, an sie heranzutreten.«
    »Wird es nicht langsam Zeit, dass Sie uns klipp und klar sagen, worum es eigentlich geht?«, fragte ein Ausschussmitglied.
    »Nein«, gab Hermann zurück. »Es ist noch zu früh.«
    »Sie ziehen uns da tief in eine Sache hinein, Alfred, bei der ich offen gesagt meine Zweifel habe.«
    »Wie lauten denn Ihre Zweifel?«
    »Was könnte denn so attraktiv sein, dass es Jordanien, Syrien, Ägypten und den Jemen reizt, aber nicht Saudi-Arabien?«
    »Die Vernichtung Israels.«
    Im Saal war es still geworden.
    »Zugegeben, das ist ein gemeinsames Interesse dieser Staaten, aber es ist ein unerreichbares Ziel. Der Staat Israel ist Realität, und er wird es bleiben.«
    »Dasselbe hat man auch über die Sowjetunion gesagt. Aber sehen Sie doch, was passiert ist, als ihre ideologische Grundlage ernsthaft in Frage gestellt und schließlich als der Betrug entlarvt wurde, der sie ja war. Die Sowjetunion ist innerhalb von Tagen zerfallen.«
    »Und in Bezug auf Israel können Sie das auch erreichen?«
    »Ich würde unsere Zeit nicht damit verschwenden, wenn ich es nicht für möglich hielte.« Ein Mitglied – ein alter Freund Hermanns – schien diese ausweichende Antwort nicht zu befriedigen, und so beschloss er, sich ein wenig entgegenkommender zu zeigen. »Ich will Ihnen zumindest einen Hinweis geben: Was wäre, wenn der Wahrheitsanspruch des Alten Testaments in Frage gestellt würde?«
    Einige der Gäste zuckten die Achseln: »Was denn?«
    »Das würde die Debatte um den Nahostkonflikt fundamental verändern«, erklärte Hermann. »Die Juden bestehen darauf, dass ihre Tora im wörtlichen Sinne wahr ist. Sie halten sie für das Wort Gottes und so weiter. Und niemand hat das je ernsthaft in Frage gestellt. Natürlich wurde

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