Patricia - Der Kuss des Vampirs
bevor dieser für immer sein elendes Leben ausgehaucht hatte, und es konnte – selbst wenn er nur die Hälfte davon glaubte - kein Zweifel bestehen, dass Patricia gemeinsame Sache mit seinem größten Feind gemacht hatte.
Dafür würde sie bezahlen. Er hatte schon viel zu lange geduldet, dass diese Frau einen solchen Einfluss auf ihn ausübte und hatte sich zum Narren gemacht, als er sie beschützt und auf sie verzichtet hatte, obwohl ihn das Verlangen nach ihr lichterloh brennen ließ. Aber nun würde er sie nehmen, wie er das schon gewollt hatte, seit sie in dieses Schloss gekommen war, und dafür sorgen, dass sie in Zukunft nicht einmal mehr daran dachte, ihn zu betrügen und zu belügen.
Das Feuer im Kamin hinter ihm flackerte, brannte immer höher, kleine Funken stoben heraus, mehr und mehr, bis sich ein glühender Ball aus ihnen formte, der sich vom Kamin weg bewegte und dann einige Schritte hinter Churtham verharrte.
Er wandte sich um und sah aus schmalen Augen auf die Feuerkugel, die zunehmend heller wurde, bis sie nur noch aus reinem Licht zu bestehen schien. »Welch seltener Besuch«, sagte er ironisch. »Es kommt nicht oft vor, dass sich jemand von euch hierher verirrt. Was verschafft mir die Ehre?«
Die leuchtende Kugel schwebte reglos vor ihm. Eine sanfte, weiche Stimme erfüllte plötzlich den Raum. Churtham wusste, dass sie von der Feuerkugel ausging, obwohl sie von allen Seiten gleichzeitig auf ihn einzudringen schien. »Ein Besuch bei einem alten Freund, nicht mehr und nicht weniger…«
»Freund?« Churthams Lippen verzogen sich zu einem sarkastischen Lächeln, als er langsam um die Kugel herumging.
»Schon seit undenklichen Zeiten«, erwiderte die Stimme sanft.
Churtham lachte kurz und bitter auf. »Was willst du von mir?«
»Sehen, wie es dir geht.«
Churtham ließ sich in einen Lehnsessel fallen und musterte das Wesen unter halbgeschlossenen Lidern. »Seit wann so besorgt?«
»Fühlst du dich wohl mit deinem Leben?« fragte die Feuerkugel. Sie begann ihre Gestalt zu verändern, ein Lichtkörper bildete sich heraus, die Konturen einer schlanken Frau mit langem, leuchtendem Haar.
»Wohlfühlen?« Er hob die Augenbrauen. »Hätte ich es sonst gewählt, wenn ich es nicht so wollte wie es ist?«
Die Lichtgestalt hob die Schultern und machte eine ungeduldige Geste mit den Händen.
»Bist du unterwegs auf Seelenfang?«, fragte Churtham spöttisch.
Der Körper glühte kurz und zornig auf. Churtham lachte und beugte sich ein wenig vor. »Geht es dabei um meine oder die von jemandem anderen?«
»Gewiss nicht um deine«, kam es abweisend.
»Patricia Smith also.« Churthams Lächeln wurde eisig.
»Sie ist eine Chance«, sagte die leuchtende Gestalt. »Vielleicht solltest du darüber nachdenken, bevor du sie zu dir hinabziehst und sie vernichtest.«
Churthams Augen wurden schmal, aber das Flackern darin war unverkennbar. »Du solltest dich nicht in meine Angelegenheiten mischen«, erwiderte er kalt. »Und schon gar nicht hier, wo du keinen Einfluss hast.«
»Ich weiß, die Dunkelheit ist dein Reich und das von deinesgleichen«, erwiderte die weiche Stimme, »aber ich habe keine Angst vor dir.«
Churtham lehnte sich im Sessel zurück und schlug die Beine übereinander. »Geh dahin, wo du her gekommen bist und lass mich in Ruhe, bevor ich mich ernsthaft von dir gestört fühle und vielleicht auf unsere alte Freundschaft vergesse.«
Das leuchtende Geschöpf kam schnell und zornig näher, blieb dann jedoch stehen. »Du bist unbelehrbar! Meinst du, du könntest wirklich so schnell mit mir fertig werden wie mit diesem armseligen Wesen, das du heute getötet hast?!«
Churtham machte eine vage Handbewegung und grinste spöttisch. »Willst du es darauf ankommen lassen?«
»Du Narr!«
Er verzog den Mund. »Schon möglich. Aber nicht genug, um mich länger mit dir zu unterhalten.«
Die Gestalt vor ihm stand sekundenlang regungslos, dann wurde ihr Leuchten schwächer und schwächer, bis sie nur mehr aus ganz kleinen Lichtpünktchen zu bestehen schien, die langsam erloschen…
Pat hatte mit Mrs. Simmons schon alle Spuren beseitigt, ihr von Blutspritzern beschmutztes Kleid gewaschen und saß nun, nur mit Nachthemd und Schlafrock bekleidet in ihrem Zimmer, um auf Churtham zu warten. Das Erlebte war noch viel zu frisch und zu schrecklich in ihrer Erinnerung um sie Ruhe finden zu lassen. Aber noch mehr wollte sie Churtham sehen, ihm erklären, weshalb sie diesen Mann erschlagen
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