Patricia - Der Kuss des Vampirs
seiner Hand auszuweichen. »Eine von Ihnen?«
Er lächelte und Pat bemerkte mit Entsetzen die beiden langen und spitzen Eckzähne, die dabei zum Vorschein kamen. »Ein Vampir, meine liebe Patricia. Wir sind so alt wie die Gottheiten, als sie sich in Gute und Böse schieden. Unendlich alt und mächtig.«
»Ich will sofort von hier weg!« Pats Stimme dröhnte ihr selbst in den Ohren. Sie hatte nicht nur Angst, sondern war geradezu panisch vor Furcht. Pentwell war ein Vampir. Er hatte sie vor Maximilian gewarnt und war dabei selbst noch etwas viel Schlimmeres. Sie hätte schreien können bei dem Gedanken, dass er tatsächlich versucht hatte, sie gegen Maximilian einzunehmen und sie einmal nahe daran gewesen war, ihm zu glauben. »Lassen Sie mich gehen, Sie Scheusal!«
»Scheusal? So nennst du deinen zukünftigen Herren?« Er schüttelte den Kopf. »Das waren noch Zeiten«, sagte er melancholisch, »als wir tun und lassen konnten, was wir wollten. Wo es das Volk nicht wagte, sich gegen uns aufzulehnen, wir die absoluten Herren waren und gefürchtet… Aber diese unleidige Revolution, diese Aufklärung hat uns alles verdorben. Keiner hat mehr den Respekt vor uns, der uns zusteht.«
»Ich bestimmt nicht!«, fauchte Pat, die verzweifelt versuchte, die Fesseln zu lösen, die sie auf dem Altar festhielten. »Lord Churtham wird mich hier finden.« Zumindest hoffte sie das. Und vor allem hoffte sie, dass er überhaupt noch lebte und in Freiheit war.
»Wir sind aber viele Meilen vom Schloss entfernt.« Pentwell beugte sich näher. »Und dein Geliebter wird lange brauchen, um dich hier zu finden. Zu lange.« Er kam noch näher. »Du hast mit ihm gesündigt, nicht wahr?« Seine Stimme war eindringlich, sogar verführerisch … und entsetzlich abstoßend. »Du warst unzüchtig. Und ohne dass Blut vergossen wird, gibt es keine Vergebung. So will es das Gesetz. Du gibst mir dein Blut zur Sühne und mir gibt es Kraft zum Leben. Und dann werde ich dich zu meiner Gefährtin machen.« Er lachte böse. »Ich möchte doch zu gerne sein Gesicht sehen, wenn er erkennt, dass seine Geliebte nun mir gehört und selbst zu einem Vampir geworden ist. Einem Wesen, das mir hörig ist.«
»Hörig?!« Pat schnaubte verächtlich, um nicht zu zeigen, dass sie vor Angst fast ohnmächtig war. Wie sehr sehnte sie jetzt Maximilian herbei! Sie wusste nicht woher sie diese Sicherheit hatte, glaubte jedoch fest daran, dass er der Einzige war, der sie vor diesem Ungeheuer retten konnte. Wie Recht hatte er doch gehabt mit seiner Warnung vor Pentwell!
»Du bildest dir wohl ein, ihn zu lieben, nicht wahr? Er hat dich verzaubert, dich in seinen Bann geschlagen, aber du wirst ihn in dem Moment vergessen, in dem ich dich beiße, meine Hübsche. Jeder Gedanke wird von diesem Moment an nur mir gelten. Du wirst mir verfallen sein. Genauso war es auch mit dieser Antoinette, die er so eifersüchtig bewacht hat und die mir dann so völlig ergeben war, dass er sie im Zorn getötet hat.«
»Antoinette war nicht Ihre Verlobte«, sagte Pat, bebend vor Zorn und Angst. »Aber das war nicht der einzige Punkt, in dem Sie mich belogen haben. Gehen Sie fort, Sie abscheuliches Ungeheuer! Lassen Sie mich in Ruhe!«
»Ungeheuer?« Pentwell lachte hässlich. »Der Unterschied zwischen deinem Maximilian und mir ist geringer als du meinst.«
»Oh nein!«, rief Pat leidenschaftlich. »Maximilian hat nicht die geringste Ähnlichkeit mit Ihnen!«
»Da mag schon stimmen. In Wahrheit ist er nicht mehr als ein böser, verführerischer Gedanke…«
Sie drehte den Kopf zur Seite, als sein Gesicht ihrem nahe kam. »Er wird kommen und Sie dafür zur Rechenschaft ziehen!«
»Er wird kommen um zu sterben.«
Pat kroch in sich zusammen, als seine Finger, die sich in lange Krallen verwandelt hatten, über ihr Gesicht strichen. Sie wandte sich an die anderen, die näher gekommen waren, sichtlich gierig, das Schauspiel das sie erwartete zu genießen. »Bitte! Sie müssen mir helfen! Dieser Mann will mich umbringen!« Ihr Blick fiel auf eine Gestalt, die ganz in der Nähe stand. Sie hatte den Umhang etwas von ihrem Gesicht zurückgezogen und Pat erkannte die alte Frau, die sie vor Vampiren gewarnt und ihr die Knoblauchkette umgelegt hatte. Sie hätte sie hier zuletzt erwartet. Pat sah sie flehend an. »Bitte, helfen Sie mir. Sie können es, ich weiß es.«
Die Alte stand nur ruhig da und lächelte sie aus klaren Augen an. Pat vermeinte ihre Stimme zu hören, obwohl sie die Lippen nicht
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