Patricia - Der Kuss des Vampirs
wurde lauter, immer dieselbe Wiederholung von Worten, die sie nicht verstand. Sie presste die Hände auf die Ohren und schloss die Augen. »Nicht! Aufhören! Sofort aufhören!«
Die Stimmen wurden eindringlicher, dröhnender und Pat glaubte, fast schon den Verstand zu verlieren, als plötzlich ein scharfer Windstoß durch die Ruine ging, der Sand und kleine Steinchen aufwirbelte. Das Murmeln war mit einem Schlag verstummt und in der darauffolgenden Stille hätte man eine Nadel zu Boden fallen hören.
Pat nahm die Hände von den Ohren und öffnete die Augen. Alle standen still, keiner regte sich, aber sie hatten sich umgewandt und sahen zum Eingang des zerfallenen Gebäudes.
Pentwell hatte sich neben ihr aufgerichtet und blickte ebenfalls in diese Richtung. Er lachte hämisch. »Sieh da, unser letzter Gast! Seid mir in meinem Reich gegrüßt, Lord Gharmond!«
Die anderen wichen zurück und gaben den Blick auf einen Mann frei, der langsam näher kam. Er wirkte ganz ruhig, fast kühl. Und dennoch ging etwas Gefährliches von ihm aus, das jeden, den sein Blick traf, veranlasste, sich schnell von ihm zurückzuziehen. Die Leute bildeten eine Gasse, durch die er ohne jede Hast hindurchschritt, auf Pentwell zu. Er schien die anderen um ihn herum gar nicht zu beachten, als würde es sich nicht lohnen, sie auch nur zur Kenntnis zu nehmen.
Eine zierliche Gestalt in einem roten Umhang trippelte an ihn heran. Es war eine hübsche blonde Frau mit kleinen Löckchen, die jetzt die Kapuze abstreifte und ihn anlächelte. »Lord Gharmond! Wie schön, dass Sie …« Sie zuckte zurück, als sie ein Blick traf, der imstande war, ihre bezaubernden Löckchen zu versengen.
»Verschwinde von hier, du törichtes Geschöpf, bevor ich auf die Idee komme, Hagazussas Lieblingsspielzeug auf der Stelle in Flammen aufgehen zu lassen.«
»Aber…«
Ein kurzes Aufglühen in den unheimlichen Augen und die Kleine drehte auf der Stelle um und rannte hinaus.
»Du solltest nicht so angeben, Gharmond«, ließ sich Pentwell vernehmen. »Du magst dir vielleicht stark und mächtig vorkommen, aber gegen uns wirst du unterliegen.«
»Du hast etwas, das mir gehört«, erwiderte der andere kalt. Sein Blick blieb an Pat haften, die bei seinem Anblick ein leises Schluchzen ausgestoßen hatte.
»Jetzt gehört es aber mir«, entgegnete Pentwell höhnisch. »Daran kannst du nichts mehr ändern. Du bist zu spät gekommen. »Es war ein Fehler von dir, überhaupt hier einzudringen. Du bist hier in meinem Herrschaftsgebiet! Und wir sind so viele und du bist nur einer.«
Ein verächtliches Lächeln glitt über die Züge des anderen. »Diese armseligen Kreaturen, die nur stark werden, wenn sie sich an der Angst anderer aufrichten können?« Er blickte in die Runde. »Alles elende Geschöpfe. Einige verkommene Hexen, die nicht einmal mehr ihresgleichen zu nahe kommen dürfen, menschlicher Abschaum und ein paar halb verrottete Vampire. Damit willst du mir drohen?«
»Los!«, schrie Pentwell, »tötet ihn!«
»Nein!!!« Pats Schrei gellte durch die Luft, hallte von den zerfallenen Wänden wieder und veranlasste diese schrecklichen Gestalten, wie angewurzelt stehen zu bleiben. Sie raffte sich auf und stolperte auf den Neuankömmling zu. Im nächsten Moment schlossen sich seine Arme um sie und sie barg ihr Gesicht an seiner Brust. Obwohl sie alle Anstalten machte, sich in seiner Anzugjacke zu verkriechen, bog er sanft ihren Kopf zur Seite und schob ihr langes Haar weg, sodass die beiden blutigen, von den Zähnen des Vampirs stammenden Male sichtbar wurden. Pat spürte, wie sich seine Muskeln anspannten und er scharf den Atem einzog.
»Es ist zu spät. Ich habe sie schon gebissen. Nicht lange und sie wird sich verändern«, sagte Pentwell höhnisch. »Und du wirst in der Gewissheit sterben, dass sie mein Geschöpf und mir hörig sein wird. Du erinnerst dich doch an Antoinette, nicht wahr? Die schöne Antoinette – welch eine Verschwendung! Es wird dir auch hier nichts nützen. Du weißt genau, dass es nur eine Möglichkeit gibt, einen Vampir zu heilen – indem man ihn tötet. Was willst du tun? Ihr einen geweihten Pfahl ins Herz treiben, wie du es damals bei Antoinette getan hast? Ihr dann vielleicht auch noch den Kopf abschneiden?«
»An deiner Stelle würde ich hoffen, dass ich das nicht tun muss«, sagte Maximilian, in dessen Augen Flammen züngelten. »Denn in diesem Fall wirst du am Leben bleiben. Und es bereuen. Und das sehr lange.«
Pentwell verzog
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