Patricia - Der Kuss des Vampirs
höhnisch den Mund. »Drohungen? Es gibt nichts, was einem Vampir geschehen könnte.«
»Das weiß ich besser. Glaub mir. Viel besser.« Maximilians Stimme klang gefährlich sanft. »Du würdest dich wundern, was zu tun ich mit einem Vampir imstande bin.«
Die schwarzen Gestalten um sie herum setzten sich auf Pentwells Wink in Bewegung, kamen näher, bedrohlich, unheimlich und tödlich. Pat klammerte sich enger an Maximilian. Sie war einerseits unendlich glücklich, dass er hier war und andererseits entsetzt darüber, dass er ihretwegen in Gefahr schwebte. Es waren zu viele. »Max, wir müssen hier weg, aber…«
»Schon gut, meine Liebste. Bleib ganz ruhig bei mir, dir wird nichts geschehen.« Er zog seinen schweren Mantel schützend um sie, sodass sie völlig versteckt und von der Außenwelt abgeschirmt war und legte fest die Arme um sie.
Nur einen Augenblick später schien um sie herum die Hölle entfesselt zu sein. Ein unglaublicher Tumult brach aus. Sie hörte lautes Kreischen, vermeinte das Prasseln von Feuer zu hören, vernahm das Geräusch schneller Schritte, das Stampfen und Fluchen von Menschen, die alle gleichzeitig um einen Fluchtweg kämpften und sich dabei niederstießen, die durchdringenden Schreie von Lebewesen in Todesangst.
Und dann wurde es ganz still um sie.
Totenstill.
Als sie es wieder wagte, das Gesicht aus der sicheren Zuflucht von Maximilians Anzugjacke zu heben, war der Raum leer. Leer bis auf sie, Maximilian und Pentwell, der wie angewurzelt dastand. Sie blickte sich um. Es lag ein unangenehmer Geruch verbrannter Kleider und angesengten Fleisches in der Luft, einige glimmende Stoffreste lagen am Boden und die Steinwände zeigten deutliche Spuren von Ruß. Aber auf dem Altar lag immer noch das junge Mädchen. Sie war völlig unversehrt, atmete schwer. An ihrem Hals pochte ihr Puls, ihr Leben…
Pat wandte sich nur mit Mühe ab, legte den Kopf in den Nacken und sah zu Maximilian empor. Aber der ließ keinen Blick von Pentwell.
»Wenn du auch nur eine Bewegung Richtung Ausgang machst«, sagte er mit dieser gefährlichen Sanftheit in der Stimme, »dann sorge ich dafür, dass du die Tür nur mehr als Fackel erreichst.«
Pentwell wich Schritt um Schritt zurück, bis er mit dem Rücken an die Wand anstieß. »Ich habe dich tatsächlich unterschätzt, Gharmond. Ich hätte dir niemals zugetraut, dass du zu so etwas fähig bist.«
»Das war ein Fehler«, erwiderte Maximilian kalt. »Einer von vielen.«
Jetzt, wo die Angst und die Aufregung nachließen, fühlte Pat sich plötzlich schwindlig. Eine unbekannte, beängstigende Kälte hatte sie erfasst und sie hörte die Stimme des Vampirs wie aus weiter Ferne. Und da war immer noch dieser Durst… Sie konnte kaum den Blick von dem jungen Mädchen lösen. Der sichtbare Puls an ihrem Hals faszinierte sie.
Von draußen hörten sie Hufschlag. Schnelle Schritte und dann stürzte Simmons herein. Hinter ihm trat zu Pats Überraschung die schöne Frau ein, die sie vor kurzem in Maximilians Schloss gesehen hatte. Sie hielt sich ein kleines Tüchlein vor die Nase und verzog das Gesicht. »Gharmond, mein feuriger Freund, du hast wieder deine üblichen Feuerspielchen abgehalten! Das ist ja fast wie in alten Zeiten!« Sie sah sich um. »Und da ist ja auch unser Graf Strigon.« Sie musterte Pentwell mit offenem Abscheu. »Weshalb bin ich eigentlich nicht überrascht?«
»Ich weiß zwar nicht was dich oder Simmons hierher führt, Haga, aber ihr kommt genau richtig.«
»Jemand ist in die Gruft eingedrungen, Mylord«, erklärte Simmons, »es war mir jedoch zu meinem größten Bedauern unmöglich, die Entführung von Miss Smith zu verhindern. Und als dann Madame Hagazussa ins Schloss kam und von einer schwarzen Messe sprach, wuchs in mir ein Verdacht und ich bat sie, mich mitzunehmen.«
Maximilian nahm seinen Mantel ab und legte ihn um Pat. Sie fühlte sich so schwach, dass sie zusammensank, aber er griff schnell zu und hob sie in seine Arme.
»Was geschieht mit mir, Maximilian?«, fragte sie zitternd. »Ist es wahr? Werde ich jetzt zu einem Vampir?«
»Nicht, wenn ich es abwenden kann.«
Das heisere Lachen des Vampirs ließ Pat zusammenzucken. »Der Kuss der Liebe? Glaubst du etwa an Märchen, Gharmond? Spätestens bei der Sache mit Antoinette hättest du wissen müssen, dass es nicht funktioniert!«
Maximilian wandte sich der schönen Hexe zu. »Wärst du wohl so liebenswürdig, dich ein wenig um dieses Ungeheuer zu kümmern, während ich Pat
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