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Patrimonium

Patrimonium

Titel: Patrimonium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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länger als ein paar Tage in diesem Wald überleben konnte. Also begann er, sie auf das Offensichtliche aufmerksam zu machen.
    Sie reagierte nicht. Als er ihr eine Hand auf den rechten Oberarm legte und zudrückte, kam keine Reaktion. Sein nächster Atemzug war lang und gepresst. Über das Überleben im Wald musste sie sich keine Gedanken mehr machen. Eigentlich gab es nichts mehr, worum sie sich Sorgen machen musste. Völlig ohne Furcht konnte sie auf seine Rückkehr warten.
    Sie hatte keine Augen, die er schließen konnte, doch er bemerkte, dass ihr zuvor feuchtes, glänzendes Augenband jetzt trüber und trockener wirkte.
    Eine Last senkte sich auf seine Schulter. Die nach Wärme suchende Pip hatte den Busch verlassen und war zu ihm herabgeflogen. Er öffnete seine Jacke und wartete, bis sie unter sein Unterhemd geglitten war. Ihr Fleisch fühlte sich anfänglich kalt an, wärmte sich aber rasch auf.
    Er versuchte, sich an die zerklüftete, unwirtliche Landschaft zu erinnern, die sie vor dem Angriff überflogen hatten. Hohe Berge, tiefe Abgründe, tosende Flüsse, Eis und Schnee, fremde Wälder, in denen hungrige Raubtiere und andere ungewisse Gefahren lauerten. Außer seinem Übersetzer war ihm nichts an Ausrüstung geblieben, das ihm im Kampf gegen ausgehungerte Fleischfresser helfen konnte. Nichts außer Pip, rief er sich ins Gedächtnis. Als er so über seine Lage nachdachte, kam er zu dem Schluss, dass keine vernünftige Person auf den Gedanken käme, er hätte irgendeine Chance, diesen Ausflug zu überleben.
    Und erst recht nicht, wenn er weiterhin am Flussufer hockte und sich selbst bemitleidete. Mutter Mastiff wäre entsetzt gewesen. Er konnte fast hören, wie sie ihn für seinen Fatalismus schalt. Wie sie mit ihm schimpfte und ihm auf die Ohren schlug. Daraufhin tat er etwas, das er in diesem Moment nicht für möglich gehalten hätte. Er lächelte.
    Das war schon mal ein Anfang.
    Taumelnd kam er auf die Beine und betrachtete seine Umgebung. Es war kalt, unwirtlich, die Dunkelheit brach herein, und es begann zu schneien. Pinkfarbener Schnee. Er brauchte Wärme, Gastfreundlichkeit, Licht, Schutz vor dem rauen Wetter. »Das kann ich hier nicht finden«, murmelte er leise, seine missliche Lage beklagend. »Daher«, verkündete er dann laut, »sollte ich mich besser in Bewegung setzen.«
    Er wanderte in südliche Richtung los, wie es ihm Bleshmaa noch geraten hatte. Langsam verschwand sie aus seinem Blickfeld und wurde eins mit dem pinkfarbenen Schnee und den blauen Gewächsen. Schon bald würde der Wald sie ganz verschluckt haben, und sie würde endgültig verschwunden sein.

7
     
    Wenn ihm der große Nordwald von Gestalt tagsüber schon ruhig vorgekommen war, so hatte die nächtliche Stille fast schon etwas Bedrückendes an sich. Bevor das Tageslicht gänzlich verschwunden war, hatte Flinx es geschafft, eine armselige Palisade aus abgefallenen Ästen und Strünken eines alten, lapislazulifarbenen Dornenbusches aufzubauen, der einen unangenehmen Geruch nach verbranntem Fleisch absonderte, als er seine Wur zeln aus dem Boden zog. Dann lehnte er sich mit dem Rücken an den Baum, den er sich als hinteren Wall für seinen vorübergehenden Unterschlupf auserkoren hatte, und dachte darüber nach, dass er inzwischen längst an Unterkühlung gestorben wäre, wenn die thermosensitive Kleidung, die inzwischen fast völlig getrocknet war, ihn nicht warm halten würde. Wie lange das arg beanspruchte Gewebe dies unter derart schwierigen Bedingungen noch durchhalten würde, war ihm allerdings schleierhaft.
    Da es absolut dunkel war, konnte er nur wenig sehen, doch dank seines einzigartigen Talents bekam er trotzdem eine ganze Menge mit. Obwohl es in dem ihn und Pip umgebenden Wald so gut wie keine Geräusche zu geben schien, war dieser voller wilder, tosender, primitiver emotionaler Signale von Kreaturen, die sich auf Futtersuche befanden, und solchen, die Angst davor hatten, gefressen zu werden. Obwohl weniger aufdringlich als die stärkeren, vollständig ausgebildeten Gefühle von empfindungsfähigen Wesen, generierten diese ursprünglichen Transmissionen doch eine Art leises Summen in seinem Gehirn, das er einfach nicht ignorieren konnte. Gelegentlich blitzten etwas heller Gefühle von Schock oder Überraschung auf, die leicht zu erkennen waren, obwohl er die Spezies, die diese aussandte, nicht einordnen konnte. Sie zeigten aber ausnahmslos an, dass etwas getötet oder gefressen wurde.
    Dank seiner einzigartigen

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