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Patrimonium

Patrimonium

Titel: Patrimonium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Fähigkeit konnte er die Präsenz all jener, die sich in seiner Umgebung befanden, spüren, wo doch jeder andere seiner Art im wahrsten Sinne des Wortes im Dunkeln getappt hätte. Das galt jedoch nicht für die Tlel oder viele andere der Kreaturen, die in diesem Wald lebten. Auch ohne Tageslicht wären die individuellen elektrischen Felder oder Fliis deutlich für alle Wesen mit der Fähigkeit, diese zu spüren, zu erkennen. Und das schloss ihn mit ein, stellte er fest. Schon als er als Kind andere bestohlen hatte, wusste er zwar, sich so leise zu bewegen, dass er nicht gehört würde, und in den Jahren danach hatte er gelernt, jede sich bietende Tarnung zu nutzen, um nicht gesehen zu werden, aber wie konnte man sein eigenes elektrisches Feld verbergen? Ganz gewiss nicht mit Ästen, Bergen an Schnee oder dicker Kleidung. In entsprechend kleinerer Größe musste auch Pip ein Flii generieren, vermutete er. Jeder Tlel, der sich auf die Suche nach dem abgestürzten Skimmer begeben hatte, sollte sie allein schon anhand ihrer erkennbar fremden Ausstrahlungen finden können.
    Doch das galt natürlich auch für umherstreifende Raubtiere.
    Also kuschelte er sich wieder an den Baum, der mit seltsamen, schwammartigen Dingen bewachsen war, und dachte darüber nach, ob das individuelle Flii wohl stärker oder schwächer wurde, wenn die Erschöpfung zunahm. Im ersten Fall müsste er ein Signal erzeugen, das bis nach Tlossene reichte. Er grübelte noch über die damit verbundenen Möglichkeiten nach, als ihn der Schlaf letztendlich übermannte.
    Als er erwachte, fühlte er sich frischer, und ihm war wärmer, als er es für möglich gehalten hätte. Die Müdigkeit hatte seinen festen Schlaf höchstwahrscheinlich erst ermöglicht, aber es musste noch mehr dahinterstecken. Ihm ging es schon fast richtig gut, und ihm war, als hätte ihm ein fürsorglicher Passant eine Decke übergelegt. Schläfrig blinzelnd versuchte er, etwas beiseitezuschieben, das ihm ins Gesicht schlug. Dann fiel ihm allerdings schlagartig wieder ein, dass die baumartigen Gewächse auf Gestalt keine Blätter hatten.
    Es war Pip, die wie verrückt vor ihm herumflatterte, sodass ihre Flügel gegen seine Stirn, Nase und Wangen schlugen. Sie versuchte verzweifelt, ihn aus seinem erholsamen, aber gefährlichen Schlummer zu wecken, in den er gefallen war. Da er ihre Sorge spürte, lächelte er ermutigend und versuchte, ihr ein Gefühl der Zuversicht zu vermitteln.
    »Ganz ruhig, junge Dame. Ich bin nicht nur nicht tot, sondern fühle mich sogar schon viel besser.« Ihre Schuppen glänzten metallisch in der Morgensonne, die zwischen den hohen Stämmen zu sehen war, als sie sich ein wenig zurückzog. Daraufhin versuchte er aufzustehen.
    Doch es gelang ihm nicht. Ihn umgaben zwar keine warmen Decken – aber dafür etwas anderes.
    Es war der Baum. Flinx hatte am vorangegangenen Abend etwa eine Stunde damit verbracht, sich zwischen den alten, wettergegerbten Falten seines Äußeren ein Plätzchen zu schaffen, das ihm so viel Schutz und Wärme bieten konnte, wie es diese einfache Zuflucht nur vermochte. Ein terranischer Baum hätte seine Bemühungen einfach ignoriert. Ein Baum auf Midworld hätte Säure abgegeben, um den Eindringling darin aufzulösen, oder diesen mit biegsamen Reben beiseitegeschleudert. Hier auf Gestalt schien zumindest eine der Spezies hochgeschossener Gewächse ähnlich nett zu reagieren.
    Im Laufe der Nacht hatten sich die Falten des blaugrauen Baumäußeren ausgedehnt und sich um ihn herumgeschlungen. Wie die Perle in einer Auster war er nun in Gefahr, von der Außenschicht des Baumes komplett eingeschlossen zu werden. Allerdings würde er sich vermutlich nicht in eine Perle verwandeln, sondern sein Leben eher als Baumknoten beenden.
    Es dauerte eine gute halbe Stunde, bis er sich drehend und wendend befreit hatte. Hätte Pip ihn nicht geweckt, wäre er letztendlich aufgewacht, nur um unrettbar in diesem Baum festzusitzen, wo er zwar sehen, atmen und schreien, sich aber keinesfalls befreien konnte. Obwohl der Baum ohne böse Absicht auf seine Anwesenheit reagiert hatte, hätten ihm seine Aktionen beinahe einen langsamen und schrecklichen Tod beschert.
    Er wischte sich Fragmente winziger, verformbarer Fasern von Jacke und Hose und betrachtete dann prüfend seine Umgebung. Das Sonnenlicht wurde von mehreren Schneeflecken reflektiert, sodass er blinzeln musste, er hatte aber nichts bei sich, woraus er sich eine improvisierte Sonnenbrille basteln konnte.

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