Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Patrimonium

Patrimonium

Titel: Patrimonium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
Absturz als Führer gedient hatte. Er versuchte, seine Gedanken wieder unter Kontrolle zu bekommen. Was für eine Art Führer war ihm der Fluss eigentlich gewesen? Ein kalter und gleichgültiger. Er konnte ihm weiter folgen, aber wie lange noch?
    Da war das Gefühl erneut; es erfüllte seinen Geist nicht wirklich, sondern neckte ihn vielmehr. War es Angst, die er da spürte? Oder Entschlossenheit? Es fiel ihm häufig schwer, die Emotionen von Aliens richtig zu interpretieren. Aber in seiner momentanen Lage war es auch nicht weiter wichtig, dass er sie genau deuten konnte: Es war nur von Bedeutung, dass sie überhaupt da waren.
    Der Fluss konnte ihn leiten, aber er konnte ihn nicht retten.
    Er fasste einen Entschluss, wandte sich nach rechts und begann, in die Richtung zu gehen, aus der er die Emotionen zu empfangen glaubte. Nachdem er weniger als einen halben Kilometer zurückgelegt hatte, begannen sie bereits, merklich stärker zu werden, was seine Entscheidung nur noch bestätigte. Doch nach nicht einmal einem Kilometer gaben seine Beine plötzlich unter ihm nach und er brach zusammen.
    Er war den Großteil seines Lebens ein Glückspilz gewesen. Und in gewisser Hinsicht blieb ihm das Glück auch jetzt noch treu: Statt auf dem harten Boden aufzuschlagen, landete er mitten auf einem Flecken weichen Schnees, der direkt vor ihm lag. Doch als er dieses Mal versuchte, aufzustehen, konnte er nur seinen Oberkörper leicht vom Boden anheben. Seine Arme verweigerten ihm den Gehorsam und gaben schließlich nach, woraufhin er völlig zusammenbrach, und zwar sowohl mental wie auch körperlich.
    Er hatte nicht wirklich etwas gegen das Sterben, erkannte er, als er so unbeweglich dalag. Doch wollte er nicht an einem derart kalten Ort aus dem Leben scheiden.
    Pip flatterte vor ihm herum und schlug ihm mit ihren Flügeln ins Gesicht. Da das offenbar nicht auszureichen schien, um ihn zum Aufstehen zu bewegen, landete sie auf seinem Rücken, glitt weiter nach vorn und ließ ihre spitze Zunge mehrmals schnell in sein Gesicht schnellen. Er versuchte, die Art von Gefühlen zu erzeugen, die sie beruhigen konnten, doch in seinem geschwächten Zustand brachte er gerade mal ein gequältes Lächeln zustande. Mit jeder Sekunde, die verstrich, schienen die Luft um ihn herum und die Erde und der Boden unter ihm weniger kalt zu sein als in dem Augenblick, in dem er gestürzt war.
    Sie blieb beinahe eine Stunde bei ihm und wärmte sein Gesicht mit ihrem zusammengerollten Körper, während sie ihn wiederholt ableckte. Doch abgesehen von dem langsamen Heben und Senken seiner Brust bewegte er sich nicht. Schließlich erhob sie sich und kreiste über ihm, während sie an Höhe gewann. Eine Zeitlang schwebte sie da, sah nach unten und beobachtete ihn. Dann glitt sie langsam in Richtung Westen davon, und das chromatische Schimmern ihrer Flügel verschwamm rasch im Blau der hiesigen Flora.
    Über seinem Kopf setzte sich eine einzige, blassgelbe Gestalt in die Krone eines indigofarbenen Baums. Sie besaß Dutzende sich verjüngende, zentimeterbreite Flügel, und ihr messerscharfer Blick aus Augen wie schwarze Kugeln ruhte auf der lang ausgestreckten, bewegungslosen Kreatur unter ihr. Die nadelspitzen Krallen, die aus ihren vier Greiffüßen drangen, wurden erwartungsvoll gedehnt. Zwischen den spatenförmigen Kiefern tropfte ätzende Spucke von rasiermesserscharfen Zähnen. Während die Kreatur so dasaß und nach unten starrte, setzte sich ein Artgenosse neben sie. Die beiden kreischten sich kurz an, da keiner dem anderen Platz machen wollte. Kurz darauf kamen erst ein drittes und dann noch zwei weitere dieser Wesen hinzu. Und alle konzentrierten sich voll und ganz auf die noch immer atmende, aber unbewegliche Gestalt unter ihnen. Sie waren nicht in Eile.
    Sie hatten Zeit.

8
     
    Mit seinen langen, schlanken Armen, die sich entlang seines ganzen Körpers erstreckten, musste sich Zlezelrenn nicht einmal nach vorn beugen, um den unteren Saum seiner Leggings zu richten. Die Greif-Zilien legten sich um die hinteren Riemen und zogen sie fest zusammen. Die Leggings, die seine unteren Gliedmaßen bedeckten, waren gestreift und in den Farben seines Clans gefärbt, doch der Stoff, aus dem sie angefertigt worden waren, war nicht auf Silvoun gewebt worden. Das farbenfrohe synthetische Textil hatte man von einer fernen Welt am Himmel importiert, deren Namen Zlezelrenn nicht kannte. Doch seine fremde Herkunft war ihm gleichgültig. Die Älteren in seinem sozialen Kreis

Weitere Kostenlose Bücher