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Patrimonium

Patrimonium

Titel: Patrimonium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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dichten Büschel aus Hulud-Blumen verborgen blieb, konnte er sie nicht sehen, aber ihr seltsames Flii war klar und unverkennbar zu spüren, als hätte sich das Wesen direkt um seinen Hals geschlungen.
    Konnte es sich überhaupt um seinen Hals schlingen? Vielleicht besaß es auch noch andere, weitaus bedrohlichere Fähigkeiten? Es wirkte fremdartig, und sein Potenzial war ihm ebenso schleierhaft wie seine Herkunft. Was zu der wohl interessantesten und offensichtlichsten Frage überhaupt führte: Was tat die Kreatur hier an einem entlegenen Fluss in einem Tal auf der Anuvu-Anhöhe? War sie ihren Besitzern möglicherweise entwischt und schließlich den ganzen Weg von Tlossene hierhergeflogen, an den einzigen Ort der Gegend, an dem man damit rechnen konnte, auf exotische Kreaturen von anderen Welten zu treffen? Und wenn dem so war, wieso hatte sie sich überhaupt entschieden, bis zu diesen Bergen und zu diesem Tal zu fliegen? Viele Stellen, die weitaus näher an Tlossene lagen, konnten einem verlassenen fremden Tier eine sehr viel gastfreundlichere Umgebung bieten. Diese Fragen gesellten sich zu all den anderen, und keine davon ließ sich beantworten, indem man das Wesen einfach erschoss.
    Als sie eine Zunahme des Fliis der Kreatur spürte, begann Vlashraa, wild zu gestikulieren. »Sie kommt raus – da ist sie wieder!«
    Zögernd hatte die Kreatur ihre Deckung zwischen den Huluds verlassen und flog auf sie zu. Ihre Flügel bewegten sich auf eine Art und Weise, wie Zlezelrenn es noch nie zuvor gesehen hatte, und sie waren so schnell, dass sie eher wie ein farbenprächtiger Wirbel wirkten. Alle sahen den Ältesten Klerjamboo an, auf dass er ihnen einen Hinweis geben möge, was sie zu tun hätten. Der Älteste schoss nicht, sondern schien den schlanken Flieger genau zu beobachten, der innehielt, um kurz vor ihnen in der Luft zu schweben, wobei er anscheinend auf dem Wind zu sitzen schien. Nach einem Augenblick drehte er und sauste zurück zu den Blumen, aus denen er gerade gekommen war. Als er diese erreichte, wendete er mitten in der Luft und kam zurück. Dieses Flugmanöver wiederholte er mehrmals.
    »Sie will, dass wir ihr folgen«, hörte sich Zlezelrenn sagen. Er wischte sich etwas kalte Feuchtigkeit vom Augenband. Es begann zu schneien. Sie mussten eine Entscheidung treffen.
    Nlowwnee ergriff das Wort, der ebenso schwerfällig sprach wie er schoss. »Es heißt, dass jene, die den Geistkreaturen folgen, von ihnen in ihren Tod geführt werden.«
    Zlezelrenn konnte seine Verachtung kaum unterdrücken. »Was bist du, irgendeine Art Primitiver? Wir befinden uns im sechstausendundzwölften Zyklus der Aufsteigenden Niederkunft. Die Tlel sind jetzt ein modernes Volk und Mitglieder der galaktischen Zivilisation. So etwas wie Geistkreaturen gibt es nicht.«
    Als der wütende Nlowwnee vorwärtsstürmen wollte, trat Klerjamboo zwischen die beiden Streithähne. Die speziellen haarartigen Rezeptoren auf seinem Kopf hatten sich geteilt, wobei die eine Hälfte auf den anklagenden Sprecher gerichtet war und die andere auf den kräftigeren Jäger, der bereit zu sein schien, sich ein Armband aus Zlezelrenns Augenband zu machen.
    »Diese Feststellung ist unnötig«, erklärte der Älteste. Mit leuchtendem Augenband starrte Nlowwnee Zlezelrenn weiterhin an. »Geistkreaturen haben kein Flii «, fuhr Klerjamboo fort. »Dieses Wesen besitzt jedoch eins, daher kann es sich bei ihm nicht um einen Besucher aus der Geisterwelt unserer Ahnen handeln. Es ist ein normales Wesen aus Fleisch und Flüssigkeiten, wenngleich offenbar keins von Silvoun.«
    Vlashraa, die von der Analyse des Ältesten deutlich enttäuscht zu sein schien, sah sich gezwungen, seiner logischen Schlussfolgerung zuzustimmen. »Ich finde es aber sehr erstaunlich, dass wir hier auf so ein Wesen treffen.«
    »Das habe ich auch gedacht.« Zlezelrenn ließ sein Puronn wieder in den langen, schmalen Holster auf seinem Rücken gleiten und blickte Klerjamboo an. »Lassen wir es fliegen – oder folgen wir ihm?«
    Der Älteste sah prüfend zum Himmel hinauf. Der Wind hatte abgeflaut, was bedeutete, dass der heranrückende Sturm noch eine Weile auf sich warten ließ. Zwar wäre es unangenehm, bei solchem Wetter draußen herumzulaufen, aber nicht besonders gefährlich.
    »Da ich kein Experte für die Außenwelt-Biologie bin, kann ich nicht mit Sicherheit sagen, was die klügere Entscheidung ist, Zlezelrenn. Aber ich denke, es kann nicht schaden, dem Wesen eine Weile zu folgen. Wir

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