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Patrimonium

Patrimonium

Titel: Patrimonium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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hassen.

12
     
    Es war durchaus möglich, dass niemand von ihnen die Gefahr sah, weil es derart stark stürmte. Wäre die Expedition als Jagdgesellschaft unterwegs gewesen, so hätte sie sich einen Unterschlupf gesucht oder selbst einen errichtet, um darin Zuflucht zu suchen und auf besseres Wetter zu warten. Flinx hätte keine Einwände gegen diese Vorgehensweise gehabt. Obwohl er es wie immer sehr eilig hatte, an sein Ziel zu gelangen, war sein momentaner Drang danach nicht so stark, sodass eine Verzögerung von einem Tag für ihn durchaus akzeptabel gewesen wäre. Zufrieden hätte er sich in einer Höhle oder unter einigen Bäumen ausgeruht, bis der Schnee nachgelassen hätte. Doch stattdessen hatten Vlashraa und die anderen darauf bestanden, mit den Gaitgos weiterzuziehen. Er war froh, dass sie es waren, die diese Entscheidung getroffen hatten.
    Denn er war sich nicht sicher, wie er es verkraftet hätte, wenn die darauf folgende Katastrophe seine Schuld gewesen wäre.
     
    Sie passierten soeben eine schmale, von Geröll umgebene Schlucht. Flinx saß hinten in Zlezelrenns Gaitgo und musste sich nicht auf den Weg konzentrieren, daher konnte er sich entspannt der Betrachtung der beeindruckenden Felswände widmen. Obwohl die Abhänge sehr steil waren, wirkten sie sehr solide und stabil. Klumpen aus dicken, knorrigen Gewächsen, deren Farbspektrum von Kobalt- bis Cyanblau reichte, klammerten sich hartnäckig an die Kanten und alle anderen Stellen, an denen sich genügend Erde angesammelt hatte. Gelegentlich musste er sich den Schnee aus dem Gesicht und den Augen wischen. Zu seinen Habseligkeiten, die er zusammen mit dem gesunkenen Skimmer im Fluss verloren hatte, gehörte auch seine fotosensitive Schutzbrille. Jetzt hätte ich sie gut gebrauchen können, dachte er sehnsüchtig.
    Doch er hätte sich auch ebenso gut ein Synsteak mit blitzgefrorenen Dirlalocken und gedämpftem grünen Gemüse wünschen können. Während er so durch die bittere Kälte getragen wurde, störte ihn der umherwehende Schnee nur noch in den Augen, denn sein restliches Gesicht war schon viel zu taub geworden, um noch irgendetwas zu empfinden. Im Gegensatz dazu war ihm vom Hals abwärts warm, dank der Produktivität der integrierten Thermofäden, aus denen seine Kleidung bestand. Außerdem schirmten die Wände des Frachtraums seinen Unterkörper vor dem Wind ab. Anders als ihr Herr litt Pip nicht unter den vorherrschenden Wetterbedingungen. Unter seiner Kleidung lag der mehrfach verschlungene Körper des Minidrachen direkt an seiner nackten Haut von Brust und Hüfte. Nicht zum ersten Mal beneidete Flinx seine Gefährtin um ihre außergewöhnliche Biegsamkeit. Aber zumindest einer von uns fühlt sich wohl, das ist doch schon mal was, dachte er.
    Irgendwo in seiner Bauchgegend machte sich ein Bedürfnis lautstark bemerkbar. Es war nicht so sehr der Hunger, der derart an ihm nagte, sondern vielmehr das Wissen, dass sein Körper Nahrung brauchte, um die Kälte abschirmen zu können. Je eher sie ein Lager aufschlugen, desto schneller würde er auch wieder etwas Warmes in seinen Magen bekommen.
    Doch das konnte noch eine Weile dauern. Trotz des Schnees kam die Reihe aus mechanischen Gehern und ihren Tlel-Fahrern gut voran. Wahrscheinlich trieben sie sich selbst zu Höchstleistungen an, weil sie den Pass hinter sich bringen wollten, vermutete er. Sobald sie die enge Schlucht passiert hatten, würde es ihnen auch deutlich leichter fallen, einen vor dem Wind geschützten Lagerplatz zu finden.
    Dann hörte er das Poltern.
    Es begann ganz leise. Erst war da nur ein Flüstern, das jedoch rasch zu einem bedrohlichen Knurren wurde. Zlezelrenn vernahm es ebenfalls. Sein flacher Kopf drehte sich abrupt nach links, legte sich in den Nacken, und das glänzende Augenband konzentrierte sich auf etwas, das eher zu hören als zu sehen war. Da er sich noch zu gut an den vorangegangenen Angriff auf die Gruppe erinnerte, atmete Flinx ein wenig schneller, während er sich bemühte, durch den fallenden Schnee etwas zu erkennen. Dieses Mal gab es jedoch keine Hinweise auf einen herabstürzenden, ausgehungerten Ressaugg. Kein exotisches alpines Raubtier bedrohte die Expedition. Kein Überfallkommando der verrückten GrTl-Hüter lag auf der Lauer, um ihre philosophischen Widersacher aus dem Hinterhalt zu überfallen. Nur die Natur, in ihrer reinsten gestaltianischen Verkleidung, hatte sich entschlossen, sie zu attackieren. Er konnte hinter der nahenden Lawine keine

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