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Patrimonium

Patrimonium

Titel: Patrimonium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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falschen Region.
    Es fiel ihm zunehmend schwerer zu atmen. So sehr er sich auch bemühte, gleichmäßig Luft zu holen, so wollten seine Lungenflügel nur mehr davon. Schon bald würden sie nicht mehr nur nach dem Sauerstoff verlangen, sondern regelrecht danach schreien. Das Überleben wurde rasch zu einem Wettrennen zwischen seinen Händen, die verzweifelt den Schnee über seinem Kopf beseitigten, und seiner Lunge, die nicht mehr lange funktionierte, sondern bald kollabieren würde: ein Kampf zwischen Verzweiflung und Ersticken.
    Ersteres reichte nicht aus, um Letzteres zu bezwingen. Völlig erschöpft lag er gefangen unter einem Berg unbekannter Höhe und verpestete die restliche Luft um sich herum beim Ausatmen. Nur dank reiner Willenskraft reckte er seinen rechten Arm ein letztes Mal in die Höhe und zwang seine Hand dazu, noch einmal in die pure Kälte zu greifen. Aber er hatte nicht mehr die Kraft, um sie wieder nach unten zu bewegen und den Schnee unter seine Füße zu befördern. Als der Schnee zwischen seinen zusammengekrümmten Fingern langsam zu schmelzen begann, kitzelten die kleinen Rinnsale seine Finger unter dem Handschuh, kitzelten und neckten sie …
    Das war kein Wasser, stellte er fest. Was immer er da an seinen Fingern spürte, war fest und trocken.
    Diese Erkenntnis reichte aus, um seine letzten Kraftreserven zu mobilisieren. Er führte die Hand nach unten, warf den Schnee weg und bewegte sie wieder nach oben. Erneut bewegte sich etwas, das weder Schnee noch Wasser war, über seine fragend ausgestreckten Finger. Er legte den Kopf so weit er konnte in den Nacken, drückte dadurch den Schnee hinter sich zusammen und sah nach oben. Etwas Zuckendes und Wurmartiges huschte immer wieder durch ein Loch, das nicht größer als sein Daumen war.
    Pips Zunge.
    Es dauerte noch eine weitere quälende halbe Stunde, bis er sich ganz aus der gigantischen Schneemasse befreit hatte. Sobald ihm das gelungen war, gestattete er der durchgefrorenen Pip, sich unter seine Jacke und sein Unterhemd zu kuscheln. Sie war erschreckend kalt, aber er dachte keinen Augenblick lang daran, ihr die Körperwärme zu verweigern, die ihm ihre schlangenhafte Gestalt soeben raubte. Mit dem Rücken auf dem ebenso wunderschönen wie tödlichen pinkfarbenen Schnee liegend, erkannte er, dass der tobende Sturm abgeflaut war und nach Süden weiterzog. Und ihm fiel noch etwas anderes auf.
    Ihn umgab noch immer dieselbe, alles umfassende Stille. Eine tödliche Stille.
    Jetzt war ihm auch klar, warum niemand versucht hatte, ihn zu retten. Niemand hatte versucht, ihn auszugraben, weil niemand mehr übrig war. Pip und er hatten als Einzige überlebt. All die anderen, jeder Einzelne seiner neuen Tlel-Freunde, lagen jetzt begraben unter dem sich immer weiter verfestigen den Schnee. Zlezelrenn, Vlashraa, Heiler Fluadann, Hluriamm – sie waren alle tot, alle fort, von der Lawine mitgerissen und ausgelöscht. Und das nur, weil sie alle versucht hatten, ihm zu helfen.
    Denk das nicht, sagte er sich selbst. Die Natur hat sie umgebracht. Die Lawine. Sie hätten auch in Tleremot auf diese Weise sterben können, oder während sie sich auf einem Jagdausflug befanden. Es ist nicht deine Schuld. Es ist nicht deine Schuld.
    Diese fünf Worte wurden zu so etwas wie einem Mantra. Trotz seiner Erschöpfung stand er auf und begann mit der Suche. Da der Sturm abflaute, musste sich jeder Farbfleck eigentlich von dem blassen Pink des frisch gefallenen Schnees abheben. Ein Fetzen von einem Kleidungsstück, die Andeutung eines Komposit-Teils, ein verlorener Ausrüstungsgegenstand – oder ein verlorenes Gliedmaß – mussten doch irgendwo zu sehen sein. Was er einfach nicht wahrhaben wollte, war das völlige Fehlen von Emotionen. Vielleicht, sagte er sich unsicher, empfing er momentan nichts, weil sein rätselhaftes Talent durch den Schock, den sein eigenes Martyrium hervorgerufen hatte, gerade nicht funktionierte. Dieser Gedanke war ermutigender als die Schlussfolgerung, dass es nichts mehr gab, was er hätte empfangen können.
    Je länger er suchte, ohne irgendetwas Lebendiges zu finden oder die Emotionen eines anderen Individuums zu spüren, desto mehr war er davon überzeugt, dass er sein eigenes Überleben nicht etwa seiner besonderen Entschlossenheit oder seinen einzigartigen Fähigkeiten verdankte, sondern vielmehr der glücklicherweise in die richtige Richtung verlaufenen anatomischen Evolution seiner Spezies: Seine Handschuhe schützten kräftige Gliedmaße

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