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Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Pandora-Projekt
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dunkelbraunen Augen waren tief besorgt, müde
und verblüfft. Alles gleichzeitig. »Max, was ist das?«, fragte sie
freundlich und berührte meine Federn, die kaum sichtbar waren.
Ich schluckte. Mir war bewusst, dass ich soeben jede Chance
auf eine normale Beziehung mit Ella und ihrer Mom vertan
hatte. Ich stellte mir den Plan des Hauses vor. Rechts ein
Korridor, links, dann geradeaus durch die Vordertür. Ich würde
nur wenige Sekunden brauchen. Das konnte ich schaffen.
Wahrscheinlich konnte ich beim Hinausrennen noch meine
Stiefel mitnehmen.
»Es ist … ein Flügel«, flüsterte ich. Aus dem Augenwinkel sah
ich, wie Ella die Stirn runzelte. »Mein … äh, Flügel.«
Schweigen.
»Der ist auch verletzt.«
Ich holte tief Luft, dann entfaltete ich langsam und unter
Schmerzen meinen Flügel ein wenig, damit Ellas Mom sehen
konnte, wo ich verletzt war.
Die Augen der beiden wurden größer und größer und größer.
Ich glaubte schon, sie würden ihnen herausfallen und auf dem
Fußboden landen.
»Waaaa …?«, fragte Ella verblüfft.
Ihre Mom beugte sich vor und betrachtete alles genau. Ich war
erstaunt, wie normal sie sich benahm, als wäre es keine große
Sache, einen Flügel zu haben. Null Problem.
Ich hyperventilierte. Mir war schwindlig, und ich hatte ein
eingeschränktes Gesichtsfeld. Wie ein Tunnel.
»Ja, dein Flügel hat auch was abgekriegt«, meinte Ellas Mom
und streckte ihn ganz behutsam. »Ich glaube, der Schuss hat den
Knochen am Rand erwischt.« Sie richtete sich auf und schaute
mich an.
Ich starrte auf den Boden und spürte das Gewicht ihres Blicks.
Ich konnte nicht glauben, dass ich mich in dieser Situation
befand. Fang würde mich umbringen. Und nachdem ich tot war,
würde er mich noch mal umbringen.
Und das verdiente ich auch.
Ellas Mom holte tief Luft und atmete wieder aus. »Okay,
Max«, sagte sie ruhig. »Als Erstes müssen wir die Wunden
reinigen und die Blutung stillen. Wann hast du deine letzte
Tetanusimpfung bekommen?«
Ich schaute ihr in die Augen. Ellas Mom schien einen guten
Menschenverstand zu haben und war offenbar … unglaublich
mitfühlend. Ich war in den letzten Tagen eine richtige Heulsuse
geworden, daher war ich nicht erstaunt, dass mir plötzlich
Tränen in den Augen standen.
»Na ja, noch nie.«
»Okay. Darum kümmere ich mich dann.«
32

L
os, komm schon«, drängte der Gasman. Er klammerte sich
so fest an den Fichtenzweig, dass er kaum noch seine
    Finger spürte.
»Was ist denn los?«, fragte Iggy ungeduldig. »Erkläre mir
alles ganz genau.«
Es war früh am Morgen, und die beiden hockten im Wipfel
    einer alten, hohen Fichte, von der aus man eine der alten
verlassenen Forststraßen überblicken konnte. Sie hatten die
Situation richtig beurteilt. Jetzt sah der Gasman, dass mindestens zwei Eraser, vielleicht auch mehr, unweit vom Landeplatz
des Hubschraubers ein provisorisches Lager aufgeschlagen
hatten. Offenbar suchten sie nach dem Rest des Schwarms. Es
spielte keine Rolle, ob sie sie umbringen oder nur entführen
wollten. Gefangenschaft war undenkbar.
    Der Gasman hatte immer noch Albträume, in denen er wieder
in der Schule war. Er träumte, dass die Weißkittel ihm Blut
abnahmen und ihm alle möglichen Drogen spritzten, um zu
sehen, wie er darauf reagierte. Er hüpfte und rannte und
schluckte radioaktive Mittel mit einer Farblösung, mittels derer
man sein Blutkreislaufsystem studieren konnte. Tage und
endlose Wochen und Jahre, in denen er krank gewesen war,
Schmerzen erduldet und erbrochen hatte. Völlig erschöpft hatte
man ihn in einen Käfig gesteckt. Lieber würde der Gasman
sterben als dorthin zurückzugehen. Auch Angel wäre lieber
gestorben, das wusste er ganz genau – aber sie hatte keine Wahl
gehabt.
»Der Geländewagen kommt!«, sagte der Gasman leise, aber
aufgeregt.
    »Auf der richtigen Straße?«
»Allerdings. Und sie fahren viel zu schnell.« Der Gasman
lächelte gequält. »Von Sicherheit im Straßenverkehr halten die
wohl nichts. Tsstss. So eine Schande.«
    »Okay, jetzt kommen sie näher«, meinte der Gasman. »Noch
eine Viertelmeile.«
»Kannst du die Plane sehen?«
»Nein.«
Der Gasman beobachtete aufgeregt, wie der mit Schlamm
verspritzte schwarze Jeep die unbefestigte Forststraße
heruntersauste.
»Jetzt jede Sekunde«, flüsterte er Iggy zu, der vor Erregung
praktisch vibrierte.
»Ich hoffe, sie haben sich angeschnallt. Nein! «
Dann ging alles blitzschnell.
Es war wie in einem Film. In einer Sekunde

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