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Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Pandora-Projekt
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weiter.
»Max? Glaubst du, wir haben noch eine Chance?«, fragte der
Gasman nach einer Weile. Er zwang sich, stark zu sein. Ein
weiterer Grund, weshalb ich den Jungen so mochte.
»Ich weiß es nicht, aber ich hoffe es«, antwortete ich ehrlich.
Ehrlichkeit ist immer gut, abgesehen von den Momenten, wo es
besser ist zu lügen. Zum Beispiel, um die anderen zu schützen.
»Ich weiß, dass ich uns zwei Tage gekostet habe. Aber ich habe
nur getan, was ich meiner Meinung nach tun musste. Aber jetzt
sind wir so weit gekommen – da gibt’s kein Zurück. Wir fliegen
zu Angel, ganz gleich, was kommt.«
Es folgten ein paar Minuten des Schweigens, als würden wir
alle unseren Mut wieder zusammenraffen. Das war jedenfalls
bei mir der Fall. Ich versuchte meinen Mut in einen festen,
harten Ball zu formen, der mich durch den Rest des Tages
tragen würde, denn wir waren auf dem Weg zu unserem
schlimmsten Albtraum.
Der schlimmste Albtraum von jedem, das kannst du mir ruhig
glauben.

I
    ch glaube nicht, dass ich bereits erwähnt habe, dass unser
Schwarm einen angeborenen Orientierungssinn hat. Ich habe
keine Ahnung, wie es funktioniert, aber wir wissen immer,
wohin wir gehen oder fliegen. Wir sausten also gute zwei
Stunden nach Westnordwest. Viele der Habichte, deren Klippe
Fang und Nudge geteilt hatten, blieben in loser Formation bei
uns. Unsere neuen besten Freunde.
    »Wir haben von den Habichten ein paar Supertricks gelernt«,
sagte Fang, der mich beobachtete. »Wie sie kommunizieren und
wie sie Steilkurven fliegen und so ’n Zeug.«
    »Ja, die sind echt cool«, fügte Nudge hinzu und flog näher zu
mir. »Sie benutzen die Federn in den Flügelspitzen als
Steuerhilfe. Wir haben es probiert und waren ganz erstaunt. So
eine Kleinigkeit und die macht einen Riesenunterschied. Ich
habe zum Beispiel gar nicht gewusst, dass ich diese Federn
bewegen kann.«
    »Kannst du uns beibringen, was du gelernt hast?«, fragte ich.
»Klar, logisch«, antwortete Fang.
Wir aßen unsere letzten Bountys im Flug. Wir flogen über
    Wüsten, Berge, Flüsse und spärlich bewachsene Ebenen. Ich
blickte nur nach unten, wenn ich musste, und zwang mich, nicht
an Ella und ihre Mom zu denken, die ich wie eine echte Mutter
vermisste.
    Ich beobachtete die Habichte und imitierte ihre Flugkünste.
Steilkurven, Sturzflug – alles, was sie taten, abgesehen vom
Fressen toter Nagetiere. Es war ein Hochgefühl, inmitten dieser
wilden, beeindruckenden Vögel dahinzufliegen. Als sie sich am
Rand ihres Territoriums von uns trennten, war ich traurig.
    Gerade als mir vom Zuckermangel leicht mulmig wurde, sah
ich vertraute Punkte im Gelände. Ich gab den anderen ein
Zeichen und flog nach unten zu einem kleinen Wäldchen am
Hang eines niedrigen Bergs.
    Die Gegend war ziemlich verlassen und menschenleer. Die
einzige Aktivität, die ich sah, war ein kleines Einkaufszentrum
direkt an der Straße ungefähr eine Meile weit entfernt.
    Wir landeten und schauten uns um. Ich rieb mir die
schmerzende Schulter. »Okay, wir brauchen was zu essen. Und
eine Straßenkarte wäre auch nicht die blödeste Idee der Welt.«
»Die Schule ist aber auf keiner Karte eingezeichnet«, erklärte
Fang.
    »Weiß ich. Aber wir wissen doch ungefähr, wo sie ist – da ist
auf der Karte eine leere Stelle, aber es würde uns doch helfen,
wenn wir sehen könnten, welche Straßen dorthin führen«,
meinte ich.
    Nach fünfzehn Minuten Fußmarsch waren wir hinter dem
Einkaufszentrum. Der Laden war gar nicht so klein. Es gab eine
Tankstelle, ein Ein-Dollar-Geschäft, einen Bankautomaten, eine
chemische Reinigung und einen Friseursalon. Aber keine
Lebensmittel, nur in der Tankstelle.
    »Willst du zum Friseur gehen?«, fragte Fang. Ich stieß ihm
den Ellbogen in die Seite. Noch nie im Leben war ich beim
Friseur gewesen. Meistens säbelte ich mir die Haare mit der
Küchenschere ab, wenn sie lästig wurden.
»So, und nun?«, fragte der Gasman. »Sollen wir
weitergehen?«
    »Lasst mich mal nachdenken«, murmelte ich und schaute auf
die Karte. Per Anhalter zu fahren kam nicht in Frage – wir
würden ermordet in irgendeinem Graben landen. Zur Schule
waren es mindestens zehn Meilen. Wir mussten also zu Fuß
gehen, aber das würde eine Weile dauern, und wir hatten
schrecklich Hunger.
    »Okay«, sagte ich schließlich. »Sieht so aus, als müssten wir
…«
Ich wurde von einem Auto unterbrochen, das mit
quietschenden Reifen um die Ecke bog. Ohne zu sprechen,
verzogen wir uns

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