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Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Pandora-Projekt
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Gepäckstück auf den Karren. Angel stöhnte, als ihre verletzte
Wange die Seite traf. Wieder flammte Wut in mir auf.
In der nächsten Sekunde packte Ari meinen Käfig und
schwang mich neben Angel hinauf. Dann knallte er mich so hart
auf die Bretter, dass ich mir auf die Lippe biss. Eine neue
Kopfwunde brauchte ich echt nicht. Er grinste durch die Stäbe
und zeigte mir seine langen gelben Fänge. »Stark wie ein Stier«,
protzte er.
»Dein Dad muss schrecklich stolz auf dich sein«, sagte ich
spöttisch. Sofort geriet er in Wut und versetzte meinem Käfig
einen Stoß, dass ich beinahe umgefallen wäre.
»Bleib ruhig!«, meinte ein Weißkittel, was ihm ein bösartiges
Grunzen von Ari einbrachte.
Dann luden zwei Eraser Nudge und Fang neben uns auf den
Karren. Mit wütendem Gesicht trottete Ari hinterher, als sie uns
durch breite Doppeltüren schoben. Der Korridor dahinter war
grell beleuchtet. Es stank nach Reinigungsmitteln und Büromaschinen.
Ich hielt mich an den Stäben meines Käfigs fest und schaute
hinaus, um einen Gang, ein Büro – irgendetwas – zu erkennen,
das mir verriet, in welchem Teil der Schule wir uns befanden.
Die Eraser steckten die Finger durch unsere Stäbe und
versuchten uns zu kratzen. Sie reizten uns, indem sie an den
Stäben rüttelten. Ich fragte mich, wie viel Kraft ich brauchte, um
einen Eraserfinger zu packen und abzubrechen.
Wir machten eine scharfe Linkskurve. Dann ging es wieder
durch Doppeltüren, und dann waren wir im Freien. Ich holte tief
Luft, aber selbst außerhalb der Schule war die Luft verpestet und
stank.
Ich rutschte von einer Seite meines Käfigs zur anderen und
suchte nach Orientierungspunkten. Hinter uns war das
Laborgebäude. Vor uns – vielleicht knapp hundert Meter
entfernt – stand ein niedriges rotes Backsteingebäude. Wir
waren im Hof hinter der Schule.
Das war der Hof, in den ich nachts aus dem Laborfenster
hinausschaute.
Der Hof, wo die Eraser darauf trainiert wurden, ihre Opfer zu
jagen und ihnen die Gliedmaßen auszureißen.
Wahrscheinlich lachten sie jetzt deshalb.

I
    st schon komisch, wenn man dem Tod direkt ins Auge blickt:
Alles fällt plötzlich in die richtige Perspektive. So erging es
mir jetzt. Ich hatte die Wahl: entweder mich zu ergeben und
zuzulassen, dass wir alle umgebracht wurden, oder mit allem zu
kämpfen, was ich hatte.
    Ich entschied mich für die zweite Wahl. Ich bin halt darin
irgendwie komisch.
In Sekundenbruchteilen musste ich entscheiden, welche Form
»mein Kampf bis zum bitteren Tod« nehmen sollte. Ein
Schatten blockierte die Sonne.
»Hast du deine Laufschuhe an, Schweinchen?«, fragte Ari
höhnisch, steckte die haarigen Finger durch die Käfigstäbe und
wackelte damit. »Lust auf ein bisschen Sport? Ein Rennen? Lust
auf Essen spielen? Du bist das Essen.«
Ich grinste hinterhältig. Dann beugte ich mich vor und biss in
Aris Finger. Er rang nach Luft. Dann schrie er vor Schmerzen.
Ich sammelte meine gesamte Kraft und biss noch fester zu, bis
ich spürte, dass meine Zähne durch die Haut drangen. Ich
schmeckte sein ekliges Blut. Aber weißt du was? Es war mir
scheißegal. Zu sehen, wie Ari litt, war es echt wert.
Nach dem Autounfall tat mir das Beißen verflucht weh, aber
ich verdrängte die Schmerzen und legte alles, was ich hatte, in
meine Kiefer. Ari schüttelte meinen Käfig und schlug mit der
freien Faust dagegen. Mein Kopf flog wie ein Tennisball von
rechts nach links.
Aber ich gab nicht auf, ich dachte wie ein Pitbull.
Die Weißkittel brüllten mich jetzt an. Ari schrie auch immer
noch und trat jetzt wütend gegen meinen Käfig. Unvermittelt
öffnete ich meine Kiefer und ließ los. Sein nächster Tritt beulte
meinen Käfig nach innen ein. Ich rollte mehrmals hin und her.
Ich landete kopfüber gleich neben Angels Käfigtür. Da ich
nicht ganz blöd war, gelang es mir, diese schnell zu öffnen.
»Los!«, befahl ich. »Los! Keinen Widerspruch.«
Sie schob die Tür auf und kroch in dem Moment heraus, als
Ari in seiner blinden Wut auf meinen Käfig einschlug. Er war
außer sich vor Schmerzen. Mein Käfig fiel auf die Seite ins
Gras. Einen Sekundenbruchteil lang sah ich den Himmel. Dort
waren streifenartige dunkle Sturmwolken. Dann richtete man
meinen Käfig wieder auf. Ich fühlte mich wie in einem
Wäschetrockner.
Ari kreischte wutentbrannt und gab mir schreckliche Namen.
Dabei schwenkte er seine blutenden Finger. Blutspritzer trafen
mich durch die Stäbe.
Aber jetzt lächelte ich.

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