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Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Pandora-Projekt
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Pandora-Projekt,
inoffiziell Scheißnirgendwo genannt. Ein leerer Fleck auf der
Karte. Trotzdem gelang es Jeb, Marshmallows in meine heiße
Schokolade zu werfen.
Ich schaute ihn an, ohne mit der Wimper zu zucken, und
ignorierte die heiße Schokolade, obwohl mir der Magen knurrte.
    Er ließ mir Zeit zu antworten und nahm mir gegenüber am
Tisch Platz. Es war tatsächlich Jeb – allmählich akzeptierte
mein Verstand die unausweichliche Wahrheit. Ich erkannte die
feine rosa Narbe an seinem Kinn wieder, die Krümmung seiner
Nase, den winzigen Leberfleck am rechten Ohr. Nein, das war
nicht sein böser Zwilling. Er war es. Er war böse.
    »Du musst doch viele Fragen haben«, begann er. »Ich weiß gar
nicht, wo ich anfangen soll. Es – es tut mir leid. Ich wünschte,
ich könnte es erklären – wünschte, ich hätte es zumindest dir vor
zwei Jahren erklären können. Ich wünschte, ich könnte dir
sagen, was ich darum geben würde, damit du wieder lächelst.«
    Wie wär’s, wenn du deinen Kopf aufspießt?
»Aber im Laufe der Zeit wirst du alles verstehen, Max. Das
habe ich Angel auch gesagt. Ich habe ihr erklärt, dass alles ein
Test sei. Manchmal muss man tun, was man tun muss. Hinterher
    wirst du begreifen weshalb. Das alles hier war nur ein Test.« Er
schwenkte die Hand, als wolle er meine gesamte Erfahrung
umschreiben.
    Ich saß da. Mir war bewusst, dass mein Sweatshirt mit Blut
verkrustet war, dass mir das Gesicht wehtat, dass ich wieder
Hunger hatte – quelle surprise – und dass ich noch nie, nie, nie
jemanden so gern umgebracht hätte, nicht mal damals, als Iggy
meine einzige Hose, die aus der Kleidersammlung stammte,
zerschnitten hatte, um damit eine Lunte zu machen, um etwas in
fünfzehn Metern Entfernung in die Luft zu jagen.
    Ich sagte nichts. Mein Gesicht war völlig ausdruckslos.
Er betrachtete mich. Dann schloss er die Tür. »Max«, sagte er.
Jetzt klang seine Stimme nachdrücklicher. »Max, bald kommen
Leute, die mit dir reden wollen. Aber ich muss dir zuvor etwas
sagen.«
Dass du der Teufel in Person bist?
»Etwas, das ich dir früher nicht sagen konnte. Weil ich
glaubte, ich hätte Zeit, dich darauf vorzubereiten. Aber ich muss
es dir jetzt sagen.«
Er blickte umher, um sicher zu sein, dass niemand uns belauschte. Ich schätze, er hatte sämtliche Lektionen in
Observierung vergessen, alles über Wanzen und Wärmesensoren, die durch Wände sehen können, und Mikros, die in einer
halben Meile entfernt auffangen, wenn jemand niest.
»Es ist nämlich so, Max«, sagte er mit so rührendem Tonfall,
als bräche er jeden Moment in Tränen aus. »Du bist noch viel
besonderer, als ich dir immer gesagt habe. Siehst du, du wurdest
aus einem ganz bestimmten Grund geschaffen. Für ein Ziel am
Leben erhalten, ein ganz spezielles Ziel.«
Du meinst, noch etwas anderes, als zu sehen, wie irre
Wissenschaftler DNA von Vögeln in ein menschliches Ei
pflanzen?
Er holte Luft und schaute mir tief in die Augen. Ich verdrängte
eiskalt jede gute Erinnerung, die ich an ihn hatte. Jedes Lachen,
jeden glücklichen Moment, sogar, dass er für mich wie ein Dad
gewesen war.
»Max, dieser Grund, dieses Ziel ist: Du sollst die Welt retten. «

O
    kay, ich konnte nicht anders. Mir fiel der Unterkiefer
herunter. Schnell schloss ich den Mund wieder. Also, das
würde mir ungemein helfen, morgens als Erster ins Bad zu
gehen.
»Im Augenblick kann ich dir nicht viel mehr sagen«, erklärte
Jeb und blickte wieder über seine Schulter. »Aber ich musste dir
sagen, mit welchen Dimensionen wir es zu tun haben. Die
Wichtigkeit. Du bist mehr als besonders, Max. Dir ist ein
Schicksal vorherbestimmt, das du dir überhaupt nicht vorstellen
kannst.«
Vielleicht kann ich es mir nicht vorstellen, weil ich nicht total
irre bin.
»Max, alles, was du getan hast, alles, was du bist, alles, was du
sein kannst, ist mit deinem Schicksal verknüpft. Dein Leben ist
das Leben Tausender wert. Die Tatsache, dass du lebst, ist das
Wichtigste, das jemand je erreicht hat.«
Sollte er mit überschäumendem Jubel gerechnet haben, konnte
er lange warten.
Er seufzte, ließ mich dabei jedoch nicht aus den Augen.
Offensichtlich war er von meinem Mangel an Begeisterung tief
enttäuscht.
»Schon gut«, sagte er traurig. »Ich kann mir kaum vorstellen,
was du jetzt denkst oder fühlst. Es ist okay. Ich wollte es dir nur
selbst sagen. Später werden andere mit dir sprechen. Nachdem
du eine Chance hattest, über alles nachzudenken und

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