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Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Ikarus-Gen
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Augenblick
in Luft aufgelöst.
Ich folgte dem ernsten jungen Statie in mein Haus und sah ihm
zu, wie er den Kopf in jedes Zimmer steckte. Als er sich
überzeugt hatte, dass ich keine sechs Kinder unter dem Bett oder
im Wäschetrockner versteckt hielt, entschuldigte er sich für
seine Unhöflichkeit und bat mich, bitte mit den Staties in
Verbindung zu bleiben.
»Wenn Sie etwas von den Kindern hören oder sehen, Frannie,
dann rufen Sie mich sofort an. Wählen Sie meinen Pager an oder
reden Sie mit einem Kollegen auf der Station, okay? Die Eltern
der Kinder sind vollkommen außer sich vor Sorge.«
»Ich verstehe.« Ich verstand tatsächlich. Ich war selbst
alarmiert.
Der Trooper tippte an seine Hutkrempe und kehrte über den
Waldweg zu seinem Streifenwagen zurück.
Meine Betrübnis von vorhin war von einer Sekunde auf die
andere wie weggeblasen. Noch wenige Minuten vorher hatte ich
mich einsam gefühlt und in Selbstmitleid gebadet. Jetzt war mir
schlecht vor Angst wegen der Kinder, so sehr, dass mir die
Worte fehlten.
Es gab nur einen Menschen, auf den ich mich verlassen
konnte, der jetzt imstande war, mir mit Rat und Trost zu helfen.
Und dieser Mensch war Kit.
Ich schaltete alle Lichter in der Küche ein, doch ich hatte keine
Ahnung, warum ich dies tat. Vielleicht weil ich Angst hatte?
Der Wasserhahn tropfte, also drehte ich am Knopf, so fest ich
konnte, um das unablässige Ping in dem Spülbecken aus
rostfreiem Edelstahl zu stoppen. Ich warf ein paar offen
stehende Schranktüren zu und hockte mich schließlich auf eine
Stuhlkante.
Ich atmete ein paar Mal tief durch, und schließlich nahm ich
mein schnurloses Telefon und tippte die Nummer von Kit ein.
Ich lauschte dem Läuten auf der anderen Seite der Leitung.
Es war halb eins in der Nacht, deswegen überraschte es mich
nicht, dass Kit zu Hause war und bereits geschlafen hatte. Zum
Glück erkannte er meine Stimme und legte nicht gleich wieder
auf. Ich sagte ihm, dass ich dies befürchtet hätte.
»Warum sollte ich auflegen, wenn du anrufst, Frannie?«,
fragte er.
Nun ja, das letzte Mal, dass wir einander tatsächlich gesehen
hatten, war bei der Vormundschaftsverhandlung in Denver
gewesen. Ich erinnerte mich, dass er versucht hatte, mich zu
trösten, doch ich war untröstlich gewesen. Unsere
Unterhaltungen am Telefon hinterher waren herzerweichend
kurz gewesen. Lass uns eine Pause machen, bla bla bla. Wir
müssen uns erholen. Die Wunden müssen heilen. Wenn es so
sein soll, dann soll es so sein. Wir waren beide zu tief getroffen,
um einander zu ertragen. Wir hatten nicht mehr miteinander
geredet, seit ich ihm seine Sachen mit UPS zurückgeschickt
hatte.
»Ich habe gerade erfahren, dass die Kinder verschwunden
sind, Kit. Alle sechs! Ein State Trooper war bei mir und hat mir
gesagt, alle sechs wären weg!«
Stille am anderen Ende der Leitung, und ich wusste, dass Kit
genauso schockiert war wie ich, während er über all die
grauenvollen Möglichkeiten nachdachte, genau wie ich es getan
hatte. Warum sollten die Kinder gemeinsam weglaufen? Warum
ausgerechnet jetzt? Wohin würden sie sich wenden? Doch am
meisten von allen quälte uns die Frage, ob sie vielleicht entführt
worden waren.
Ich war völlig unvorbereitet auf die Antwort, als sie
schließlich kam. »Ich weiß es bereits, Frannie«, sagte er. »Ich
konnte es dir nicht sagen, deswegen bin ich froh, dass die Cops
zu dir gekommen sind.«
» Was? « , brüllte ich in den Hörer. » Du wusstest es bereits? «
»Ich durfte es dir nicht sagen. Man hat mir nicht erlaubt, dich
zu informieren. Der Direktor persönlich hat es mir untersagt.«
Ich hasste es wie die Pest, wenn Kit mit seinem blöden FBI
ankam.
»Du Arschloch!«, brüllte ich in den Hörer. »Du verdammtes
Arschloch! Hast du wirklich geglaubt, ich würde mich besser
fühlen, wenn ich durch einen Fremden davon erfahre? Aber was
erwarte ich auch von dir.«
Mit diesen Worten legte ich auf.
Mit einer unglaublichen Wut im Bauch saß ich in der Küche
auf meinem Stuhl und hielt das tote Telefon in der Hand. Ich
war empört, und ich war verletzt. Eine ganze Weile lang starrte
ich auf den Colorado-Wildlife-Wandkalender über meinem
Herd, ohne mich zu regen. Hübsche Bilder, doch sie halfen mir
jetzt auch nicht weiter. Ich musste raus aus dem Haus, um nicht
verrückt zu werden.
Ich nahm meine Baumwolljacke, die achtlos über einer
Stuhllehne gehangen hatte, und zog sie an. Dann rief ich nach
Pip.
»Hast du Lust auf einen kleinen Spaziergang mit mir, mein
Freund?« Der

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