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Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todesschwur
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in dem klirrend die Scheiben
zerbarsten. Cavello schoss, bis das Magazin leer war.
»Das Ende der Welt, Dom«, rief ich ihm zu. »Für dich.«
Als ich auf ihn zuging, begann er, den Weg zum Gletscher
hinaufzuhumpeln. Was war das bloß für ein Kerl?
»Es ist Zeit, die Schulden zu bezahlen, Dom. Erinnerst du dich
an Manny Oliva? An Ed Sinclair?«, rief ich. Meine Stimme
hallte von den schroffen Wänden wider.
Er zog sich auf allen vieren den Hang hinauf, rutschte wieder
nach unten, richtete sich auf, griff nach Felsen und losem Geröll.
Ich hielt mich etwa dreißig Meter hinter ihm.
Über einer Felsbank vor uns hing ein riesiger Eisblock. Er war
zehn Meter hoch und unendlich breit. Atemberaubend. Hätte
tausend Titanics zum Untergang gebracht. Und darauf strebte
Cavello zu.
Er begann zu rutschen und fiel. Diesmal schrie er vor Schmerzen auf.
»Was ist mit Ralphies Schwester, Dom? Erinnerst du dich an
sie? Oder an das kleine Mädchen, das du verbrüht hast? Wie alt
war sie, ein Jahr?«
Cavello erreichte eine vielleicht sieben Meter tiefe Gletscherspalte. Es gab keinen Ausweg mehr für ihn.
Er drehte sich zu mir. »Was willst du denn von mir? Willst du,
dass ich mich hinknie und bettle? Willst du hören, dass es mir
leid tut? Es tut mir leid! Es tut mir leid!« Er verhöhnte mich und
alles, wofür ich stand und woran ich glaubte.
Erschöpft keuchend zielte ich mit der Waffe auf Cavellos
Brust. Und er stand einfach da am Rande des Abgrunds – darauf
hatte ich so lange gewartet.
»Also los, Nicky Smiles. Du hast gewonnen! Es ist kalt, und
wer weiß, was für Tiere es hier in der Wildnis gibt. Willst du
noch ein paar letzte Worte hören? Es tut mir so leid, Nick,
wirklich. Es tut mir leid, dass ich nicht die Gelegenheit hatte,
diese Frau zu ficken, bevor du reingekommen bist. Ein geiles
Stück. Also los, Nick. Siehst du, wie leid es mir tut? Mach
schon. Erschieß mich!«
Also schoss ich. Eine Kugel durchbohrte sein Bein. Cavello
kippte schreiend nach vorne. Ich schoss noch einmal, diesmal
auf sein Fußgelenk, das ich zertrümmerte.
Cavello schrie und humpelte rückwärts, bis sein Fuß über die
Kante glitt. Er rutschte, versuchte sich zu halten, landete aber
mit einem dumpfen Schlag sieben Meter tiefer auf dem Rücken.
Jetzt saß er völlig in der Falle, hatte keine Chance mehr, ohne
meine Hilfe herauszukommen.
Eine Sekunde lang dachte ich, er wäre tot. Reglos lag er blutend und völlig verkrümmt auf dem Eis.
Doch er bewegte sich noch einmal, hievte sich auf die Knie.
Seine Augen glänzten. »Du glaubst, du bist ein besserer Mensch
als ich? Du bist erledigt, Pellisante. Du darfst dich glücklich
schätzen, wenn du nicht den Rest deines Lebens im Knast
verbringst. Toller Witz, was? Du gibst dein Leben auf, nur um
meins zu beenden. Also los.« Er breitete die Arme aus. »Bring’s
zu Ende. Schieß! Besser das als irgendein wildes Tier. Verschone mich.«
Ich zielte mit meiner Glock auf Cavello, bereit, dieses bemitleidenswerte Tier zu töten. Doch wir befanden uns hier mitten
im Nichts. Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. Er
konnte nicht herausklettern. Der Geruch von Blut würde wie ein
Magnet die Tiere anziehen, vor denen er sich fürchtete. Oder
vielleicht würde er einfach während der Nacht an seinen
Wunden sterben oder erfrieren.
Ich senkte die Waffe wieder.
»Weißt du, Dom«, sagte ich, »irgendwie gefällt mir deine
Idee. Sehr sogar. Die mit den Tieren, die dich anfallen könnten.«
»Komm schon, Nick, tu es«, knurrte er. »Was ist los, fehlt dir
der Mumm?«
»Er hieß Jarrod, Dom. Er war zehn Jahre alt.«
»Komm, tu es. Töte mich, du Schwein. Erschieß mich!«
»Erinnerst du dich, was du an dem Abend im Gefängnis, als
ich dich besuchen kam, zu mir gesagt hast? An dem Tag, als der
Geschworenenbus in die Luft flog?«
Cavello funkelte mich mit seinen Augen an.
»Nur damit du es weißt – ich werde heute Nacht schlafen wie
ein Baby.«
Einen Moment lang sah ich noch zu Cavello hinunter, bis ich
sicher war, dass es für ihn keine Fluchtmöglichkeit gab. Dann
ließ ich ihn allein.

125
Zwei Tage später landeten Andie und ich auf dem JFKFlughafen in New York.
    Eigentlich hätte ich erwartet, von der Polizei festgenommen zu
werden, sobald wir aus dem Flugzeug stiegen, doch wir rauschten ohne Probleme durch den Einreiseschalter und den Zoll. Am
Terminal herrschte das reine Chaos. Familien und Taxifahrer
winkten mit erhobenen Händen den ankommenden Fluggästen

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