Patterson James
der
Bronco losbrauste und im Verkehr verschwand. Und mich,
unfähig, etwas zu tun. Wie hatten sie diese Sache nur durchziehen können? Wer war der Schütze im Fahrstuhl? Wie hatten sie
angesichts der vielen Kontrollen die Waffe ins Gericht schmuggeln können?
Ich hämmerte so fest mit dem Handballen gegen die Trennwand zum Fahrer, dass ich schon glaubte, mir die Hand
gebrochen zu haben.
Der Fahrer, ein Sikh mit Turban, drehte sich um. »Bitte, Sir,
das ist nicht mein Taxi.«
»Entschuldigung.«
Aber so leid tat es mir gar nicht. Ich stand völlig unter Druck,
und die Energie, mit der mein Blut pulsierte, gab mir das
Gefühl, gleich zu explodieren. Wir waren auf die 45th Street
abgebogen, fuhren quer durch die Stadt. Mir wurde klar, was
mir wirklich Angst machte: nach Hause in die leere Wohnung
zurückzukehren und die Tür hinter mir zu schließen. Die Stapel
von Beweisen, die nur noch wertloses Papier waren. Allein zu
sein.
Ich war kurz davor, aus der Haut zu fahren. Ehrlich, ich hatte
das Gefühl, dass es gleich so weit sein würde.
Wir bogen auf die 9th Avenue ab. Von der Ecke aus sah ich
bereits das braune Sandsteingebäude. Dieser nervöse Druck in
meinem Brustkorb nahm zu.
Ich klopfte an die Glasscheibe. »Ich habe meine Meinung
geändert«, sagte ich. »Fahren Sie weiter.«
»Okay.« Der Fahrer zuckte mit den Schultern. »Wohin jetzt?«
»West 183rd, in der Bronx.«
Ich drückte mehrmals auf die Klingel – drei, vier Mal – und
klopfte an die Tür.
Schließlich eine Frauenstimme von innen: »Ja, Moment, ich
komme … eine Sekunde.«
Andie öffnete die Tür. Sie trug einen Bademantel, darunter ein
pinkfarbenes, geripptes Unterhemd. Ihr Haar war feucht,
wahrscheinlich von der Dusche. Überrascht starrte sie mich an.
Mein linker Arm hing schlaff nach unten, meine Kleider waren
verknittert. Und vermutlich blickten meine Augen wild und
verstört.
»Liebe Güte, Nick, ist alles in Ordnung?«
Ich gab keine Antwort, weil ich in diesem Moment nicht
antworten konnte. Stattdessen schob ich Andie rückwärts hinein
und drückte sie gegen die Wand, wo ich sie so heftig küsste, wie
ich konnte. Jedenfalls mit der Kraft, die mir geblieben war …
Und auf einmal erwiderte sie den Kuss ebenso leidenschaftlich. Ich zerrte den Bademantel von ihren Schultern, schob
meine Hand unter ihr Hemd. Sie stöhnte, strömte nach dem
Duschen einen süßlich-zitronigen Duft aus. Ich atmete tief ein.
»Jesses, Pellisante.« Sie schnappte nach Luft, ihre Augen
waren weit aufgerissen und leuchteten wie Taschenlampen. »Du
lässt einem Mädchen auch gar keine Zeit zum Atmen. Irgendwie
gefällt mir das.«
Sie begann, mein Hemd aus der Hose zu ziehen, und öffnete
den Gürtel.
Ich zuckte zusammen – vor Schmerz. Ich hatte das Gefühl, als
würde jemand mit Schmirgelpapier über die Wunde kratzen.
»Nick, was ist los?«
Ich drehte mich von ihr fort und lehnte mich neben sie an die
Wand. »Ich hab heute was abbekommen … im Gericht.«
Andie hob sachte mein Hemd an, bis sie den großen Verband
entdeckte. »Was ist passiert?«
»Eine Kugel ist passiert.« Ich zog die Nase hoch und stöhnte
frustriert.
»Eine Kugel!« Andie schien das nicht lustig zu finden. »Nick,
du wurdest angeschossen?«
»Ja, zu dumm, nicht?«
Sie führte mich zum Sofa, wo ich mich langsam hinsetzte –
oder vielmehr zusammensank. Vorsichtig öffnete sie die
restlichen Knöpfe meines Hemdes. »O Gott, Nick.«
»Eigentlich ist das nur ein Kratzer. Es sieht schlimmer aus, als
es ist.«
»Oh, klar, jetzt verstehe ich«, sagte sie nickend. Sie hob meine
Füße auf den Beistelltisch. »Du warst auf dem Weg ins Krankenhaus, als ich dich angerufen habe. Nick, was tust du hier?
Was hat der Arzt gesagt?«
»Er hat gesagt, ich soll direkt nach Hause fahren und die Sache
locker nehmen.« Ich verzog mein Gesicht zu einem reumütigen
Lächeln.
»Und wieso bist du stattdessen hergekommen?«
»Vielleicht, weil du es sexy finden könntest. Oder mich bemitleidest?«
Andies skeptischer Blick brannte ein Loch in meine Augen.
Sie öffnete mein Hemd, fuhr mit der Hand am Rand des
Verbands entlang und zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht
… vielleicht ist es tatsächlich ein bisschen sexy.«
»Siehst du!«
»Du bist verrückt.« Sie zog mir die Schuhe aus und schob ein
Kissen hinter meinen Kopf. »Kann ich dir irgendwas bringen?«
»Nein. Ich bin mit Schmerzmitteln vollgepumpt.« Ich zog sie
zu mir. »Ich brauche dich.«
»Ach, jetzt verstehe
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