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Patterson James

Patterson James

Titel: Patterson James Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todesschwur
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Moment wurde am Ende des Flurs eine Tür
geöffnet, und ein untersetzter Mann mit rötlichem Gesicht und
sorgfältig über die Glatze gekämmtem Haar in kurzer Nylonjacke und offenem Karohemd kam heraus.
»Agent Pellisante«, grüßte mich Frank Delsavio mit krächzender Stimme. »Sallie, warum hast du nicht gesagt, dass Agent
Pellisante hier ist? Ich bin gerade erst zurück. Kommen Sie in
mein Büro. Wahrscheinlich hat niemand bemerkt, dass ich
wieder hier bin.«

78
    »Sind Sie immer noch Special Agent?« Delsavio grinste. »Oder
sollte ich Sie vielleicht Professor nennen? Ich habe gehört, Sie
unterrichten jetzt.« Frankie war Dominic Cavellos LangzeitNummer-zwei, doch während der Abwesenheit seines Chefs
hatte er das Sagen. Auf dem Familienorganigramm war er als
der Unterboss bekannt und seit dreißig Jahren mit einer von Vito
Genoveses Nichten verheiratet. Königswürde im Cosa-NostraStil. Aber er war nicht unbedingt einer der fünf römischen
Adoptivkaiser. Wahrscheinlich hatte er zehn bis zwanzig Morde
in Auftrag gegeben, auf die wir ihn nicht festnageln konnten.
    Ich folgte Frank in dessen Büro. Sein billiger Sperrholzschreibtisch war übersät mit Familienbildern. An den Wänden
hingen ein paar miese Fotos von Italien und ein signiertes von
Derek Jeter beim Essen in einem von Frankies Restaurants. In
einer Ecke standen ein paar Zeichenrollen mit Bauplänen. Ich
lächelte. Ich war mir nicht sicher, ob Frankie Delsavio überhaupt jemals in die Nähe einer Baustelle gekommen war.
    »Sie müssen mich schon entschuldigen.« Er bedeutete mir,
Platz zu nehmen. »Ich war ein paar Tage nicht hier. Musste
runter nach Atlantic City und eine Baustelle überprüfen. Also«,
er grinste affektiert, »wie läuft’s denn mit dem Prozess?«
    »Leck mich, du Kakerlake.« Ich packte ihn am Kragen, zog
ihn aus seinem Ledersessel und drückte ihn gegen die Wand.
»Ich will wissen, wo er ist.«
    Ein paar Bücher und andere Sachen fielen zu Boden. Das
Grinsen auf Frank Delsavios Gesicht verschwand. Dieser hier
war kein kleiner Mann, und niemand, nicht einmal die Polizei,
schubste ihn in der Gegend herum.
    »Ich habe Sie als Freund eingeladen, Nicky Smiles. Da draußen sind ungefähr zwei Dutzend Leute, die nicht viel in ihrem
Leben zu tun haben. Sie können Ihnen Ihren Kopf wegpusten.
Sie sind nicht einmal im aktiven Dienst, Pellisante. Sind Sie
sicher, dass Sie das hier wollen?«
    »Ich habe mich nach Cavello erkundigt«, erinnerte ich ihn und
drückte ihn noch fester gegen die Wand.
»Woher soll ich denn das wissen, Nicky. Ich habe doch gesagt,
dass ich eine Zeit lang weg war. Abgesehen davon erzählt mir
der Boss nicht von jeder kleinen Entscheidung, die er trifft.«
»Jede kleine Entscheidung.« Ich lächelte, während ich innerlich kochte. »Weißt du, Frankie, warum ich deinen beschissenen
Laden nie geschlossen habe? Der einzige Grund war, weil du
der Einzige bist, der hier Sinn für Humor hat. Ansonsten
würdest du bereits auf deinen Prozess warten, so wie er. Aber
ich werde dich einlochen, Frankie. Ich könnte es schon morgen
tun. Wir haben genug Beweise, das schwöre ich. Wir werden
dieses ganze Unternehmen hier dicht machen. Ihr werdet alle
eure BMWs verlieren, eure fett bezahlten Jobs.«
»Wissen Sie, was ich glaube, Nicky?« Den Blick auf mich
gerichtet, schüttelte er lächelnd den Kopf. »Ich glaube, im
Moment haben Sie nicht die Macht, das zu tun. Ich glaube nicht
einmal, dass Sie offiziell an diesem Fall arbeiten. Der einzige
Grund, warum ich Sie hereingelassen habe, war der Respekt vor
Ihrer letzten Position. Jetzt wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie
mein Hemd losließen – bevor ich unseren Anwalt hereinrufe und
er Sie und das FBI mit einer Klage wegen Belästigung drankriegt. Das käme sicher nicht gut an bei Ihren Studenten.«
»Wir reden hier nicht darüber, zur Tagesordnung zurückzukehren, Frankie.« Ich packte noch fester zu. »Das hier ändert
sich nicht. Das ist wie Bin Laden. Du wirst dich hüten, dich mit
irgendwas in der Art zu beschäftigen. Ich gebe dir eine Woche,
dann tue ich, was ich versprochen habe. Ich mache den Laden
hier dicht.« Ich ließ sein Hemd los, blickte ihn aber immer noch
an. »Es war ein einjähriges Kind, das dein Boss verbrüht hat,
Frankie. Hätte deine Enkelin sein können.«
Delsavio rückte seinen Hemdkragen wieder zurecht. »Ich weiß
nicht, wo Dominic Cavello steckt. Und das ist die Wahrheit.
Und nur so nebenbei bemerkt, Nicky: Es

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