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Patterson, James - Alex Cross 03 - Sonne, Mord und Sterne

Titel: Patterson, James - Alex Cross 03 - Sonne, Mord und Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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geschafft. Ich wollte weinen, konnte aber nicht.
    Ich dachte an meine Frau Maria, die vor wenigen Jahren in einer Einfahrt erschossen worden war. Maria und ich hatten wunderbar zueinander gepasst. Das war keine Schönfärberei vergangener Zeiten. Ich wusste, wie schön Liebe sein konnte – ich wusste, dass es das Beste gewesen war, was ich je im Leben hatte –, und trotzdem saß ich jetzt allein hier. Ich riskierte mein Leben. Ich erzählte allen, dass es mir gut gehe, aber das stimmte nicht.
    Ich habe keine Ahnung, wie lange ich allein in der Dunkelheit mit meinen Gedanken saß. Vielleicht zehn Minuten, vielleicht länger. Das Haus war vertraut, beinahe tröstlich still. Trotzdem fand ich in dieser Nacht keine Ruhe.
    Ich lauschte den Geräuschen, die ich seit Jahren kannte. Ich erinnerte mich daran, als ich hier noch ein kleiner Junge gewesen war; dann an die Zeit, in der ich mit Nana aufgewachsen war und mich gefragt hatte, was ich wohl einmal werden würde. Jetzt kannte ich die Antwort auf diese Frage. Ich war Experte für Mehrfachmorde, der an den größten und scheußlichsten Fällen arbeitete. Ich war der Drachentöter.
    Schließlich stieg ich die letzten Stufen hinauf und blieb bei Damon und Jannies Zimmer stehen. Die beiden schliefen fest in dem gemeinsamen Zimmer in unserem kleinen Haus.
    Ich liebe es, wie Damon und Jannie schlafen, diese vertrauensvolle, unschuldige Art meines kleinen Sohnes und meiner Tochter. Ich kann sie lange stumm betrachten, sogar in einer so grauenvollen Nacht wie dieser. Ich weiß nicht, wie oft ich auf der Schwelle stehen geblieben bin und in ihr Zimmer geschaut habe. Die zwei halten mich auf Trab und in manchen Nächten auch davon ab zu zerbrechen.
    Beim Schlafen setzen sie verrückte herzförmige Sonnenbrillen auf, wie die jungen Sänger der Gruppe Innocence sie tragen. Es sah verdammt niedlich aus. Ich setzte mich auf Jannies Bettkante, zog rasch meine Stiefel aus und legte sie vorsichtig und lautlos auf den Boden.
    Dann streckte ich mich am Fußende der Betten aus. Ich hörte, wie meine Knochen knirschten. Ich wollte in der Nähe meiner Kinder sein, mit ihnen zusammen sein, damit wir alle sicher waren. Das schien nicht zu viel verlangt vom Leben oder eine zu große Belohnung für den Tag, den ich gerade durchgestanden hatte.
    Behutsam küsste ich die Gummisohle des Füßlings von Jannies Schlafanzug.
    Ich legte meine Hand zart gegen Damons kaltes nacktes Bein.
    Schließlich schloss ich die Augen und bemühte mich, die auf mich einstürzenden Szenen von Mord und Chaos in meinem Kopf zurückzudrängen. Ich schaffte es nicht. In dieser Nacht waren die Ungeheuer überall. Sie waren rings um mich.
    Es waren so verflucht viele. Welle nach Welle kamen sie heran, wie es mir schien. Junge und alte und alles Mögliche dazwischen. Woher kommen diese Ungeheuer in Amerika? Was hat sie geschaffen?
    Irgendwie schlief ich dann doch vor den Betten meiner Kinder ein. Zumindest für ein paar Stunden gelang es mir, das Allerschlimmste zu vergessen, den Grund meiner Trauer und meiner Unruhe.
    Ich hatte die Nachrichten gehört, ehe ich das Haus der Johnsons verlassen hatte. Präsident Byrnes war in den frühen Morgenstunden gestorben.
103.
    Ich hielt die Katze Rosie auf dem Schoß und streichelte sie. Die Küchentür stand offen. Draußen sah ich Sampson.
    Er stand im kalten Eisregen und sah aus wie ein riesiger schwarzer Findling im Wintersturm. Vielleicht war es auch Hagel, dem er trotzte.
    »Der Albtraum geht weiter«, verkündete er. Ein schlichter und einfacher Satz. Vernichtend.
    »Ach ja, wirklich? Aber vielleicht ist es mir scheißegal.«
    »Hm. Und vielleicht gewinnen dieses Jahr die Bullets die NBA-Meisterschaft und die Orioles die World Series, und die abgewirtschafteten Redskins laufen bei der Super Bowl ein. Man weiß ja nie. «
    Seit dem langen Abend im Haus der Johnsons und dem noch längeren Morgen und Vormittag in New York City war ein Tag vergangen. Nicht annähernd genug Zeit für eine Heilung oder Trauer. Präsident Mahoney hatte gestern den Amtseid abgelegt, wie das Gesetz es vorschrieb. Aber mir kam es beinahe unanständig vor.
    Ich trug eine alte Arbeitshose und ein weißes T-Shirt und lief barfuß auf dem kalten Linoleum herum. In der Hand einen Becher mit heißem Kaffee. Ich erholte mich einigermaßen. Ich hatte mir nicht die »Stoppeln abgewaschen«, wie Jannie das Rasieren nannte. Ich fühlte mich beinahe wieder als Mensch.
    Ich hatte Sampson noch nicht

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