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Patterson, James - Alex Cross 03 - Sonne, Mord und Sterne

Titel: Patterson, James - Alex Cross 03 - Sonne, Mord und Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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grauenvollen Mordes gehen. Das tat ich soeben, langsam, schleppend. Es war der vierte Dezember, und die Kinder dachten bereits an Weihnachten. Das alles hätte niemals passieren dürfen. Niemals, besonders nicht den Kleinen.
    Abgesehen von dem zweiten Mord an einem unschuldigen Kind lag mir noch etwas schwer im Magen. Wenn es sich nicht um einen Trittbrettfahrer handelte, der den ersten Mord nachgeahmt hatte – was ich für höchst unwahrscheinlich hielt –, konnte der Mörder nicht Emmanuel Perez sein. Nicht Chucky. Sampson und ich hatten einen Fehler gemacht. Wir hatten den falschen Kinderschreck gestellt. In gewisser Weise waren wir für seinen Tod verantwortlich.
    Der Wind wirbelte und heulte durch den kleinen Park, als ich ihn von der Bodega aus betrat. Es war ein scheußlicher Morgen, ekelhaft kalt und wolkenverhangen. Zwei Notarztwagen und ein halbes Dutzend Polizeifahrzeuge parkten auf dem Rasenstreifen am Rand des Parks. Es waren mindestens hundert Leute aus der Gegend am Tatort versammelt. Es war unheimlich, gespenstisch, ganz und gar unwirklich. Die Sirenen der Polizei- und Rettungswagen heulten im Hintergrund, eine Qual für jeden Kopf. Ich zitterte, und nicht nur wegen der Kälte.
    Der Tatort des Schreckens erinnerte mich an eine schlimme Zeit vor einigen Jahren, als wir am Tag vor Weihnachten die Leiche eines kleinen Jungen aufgefunden hatten. Das Bild hatte sich mir für immer eingeprägt. Der Junge hieß Michael Goldberg, aber alle hatten ihn nur Krabbe genannt. Er war erst neun Jahre alt. Der Mörder hieß Gary Soneji. Er war aus dem Gefängnis geflüchtet, nachdem ich ihn gefasst hatte. Für mich war Soneji mein Dr. Moriarty geworden, die Verkörperung des Bösen, falls es so etwas gab. Ich glaubte inzwischen daran.
    Immer wieder musste ich an Soneji denken. Gary Soneji hatte einen sehr plausiblen Grund, in der Nähe meines Hauses zu morden. Er hatte geschworen, mir die Zeit, die er im Gefängnis verbracht hatte, heimzuzahlen: jeden Tag, jede Stunde, jede Minute. Jetzt wird abkassiert, Dr. Cross.
    Als ich mich unter den gelben Absperrbändern hindurchbückte, rief mir eine Frau in weißem Poncho zu: »Sie wollen doch Polizist sein, stimmt’s? Warum zum Teufel tun Sie dann nichts? Unternehmen Sie etwas gegen diesen Irren, der unsere Kinder tötet. Ach ja, und fröhliche Weihnachten!«
    Was konnte ich dieser aufgebrachten Frau erwidern? Dass echte Polizeiarbeit nicht wie im Fernsehen ablief? Bis jetzt hatten wir in beiden Kindermorden noch keine Spur. Wir konnten auch Chucky nicht mehr die Schuld geben. Es war eine unumstößliche Tatsache: Sampson und ich hatten einen Fehler begangen. Ein Dreckskerl hatte dran glauben müssen, aber wahrscheinlich aus dem falschen Grund.
    Die Berichterstattung in Sachen Kindermorde ließ stets zu wünschen übrig, aber diesmal entdeckte ich mehrere Reporter am Tatort: Inez Gomez vom El Diario und Fern Galperin von CNN. Die beiden berichteten über ganz Washington, gelegentlich sogar über Morde im Südosten.
    »Hat das irgendetwas mit dem Kindermord in der vergangenen Woche zu tun, Detective? Sie haben den wahren Mörder offenbar noch nicht gefasst. Handelt es sich um einen Serientäter, der kleine Kinder ermordet?« Inez Gomez feuerte eine Salve von Fragen auf mich ab. Sie war sehr gut in ihrem Job, gescheit, zäh und meist fair.
    Ich beantwortete keine Fragen der Reporter, auch nicht die von Inez Gomez. Ich blickte nicht einmal in ihre Richtung. Tief in meiner Brust wütete ein Schmerz, der sich nicht verziehen wollte.
    Handelt es sich um einen Serientäter, der kleine Kinder ermordet? Ich weiß es nicht, Inez, Ich halte es für möglich. Ich bete, dass es nicht so ist. War Emmanuel Perez unschuldig? Ich hoffe nicht, Inez. Ich bete, dass er schuldig war.
    Kann Gary Soneji der Mörder dieser beiden Kinder sein? Ich hoffe nicht, Inez. Ich bete, dass es nicht der Fall ist.
    Viele Gebete an diesem kalten, trostlosen Morgen.
    Für Anfang Dezember war es zu kalt, und es gab zu viel Schnee. Im Radio sagte jemand, in Washington sei so viel geschaufelt worden, dass man das Gefühl habe, es würde sich um ein Wahljahr handeln.
    Ich schob mich durch die Menge zu dem toten Kind, das wie eine achtlos weggeworfene Puppe auf einer dicken Reifschicht lag, die sich auf einer kleinen Wiese gebildet hatte. Der Polizeifotograf machte Aufnahmen von dem kleinen Jungen. Sein Haar war so kurz geschnitten wie Damons. Damon nannte die Frisur »Glatzenschnitt«.
    Selbstverständlich wusste

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