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Patterson, James - Alex Cross 03 - Sonne, Mord und Sterne

Titel: Patterson, James - Alex Cross 03 - Sonne, Mord und Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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jetzt besser laufen. Er wollte die anderen in unserer Gruppe informieren.
    Kurz nach fünf Uhr hielt ich an der Sojourner Truth School. Ich legte diesen Halt aus verschiedenen Gründen ein. Zum einen gab es vielleicht neue Informationen über den weißen Obdachlosen. Zum anderen hatte ich das ständige Gefühl, mein Racheengel Gary Soneji könnte an den Morden beteiligt sein. Und der dritte Grund war Christine Johnson. Mrs. Johnson.
    Wieder saß niemand am Schreibtisch im Vorzimmer ihres Büros. Die Multi-Rassen-Puppen wirkten wie im Stich gelassen, ebenso einige von Schülern gemalte Strichmännchen und Bücher mit Gänsehaut-Geschichten.
    Im Büro schien sich niemand aufzuhalten, doch ich klopfte trotzdem an die Tür. Eine Schublade wurde zugeschoben. Schritte. Die Tür wurde geöffnet. Sie war nicht abgeschlossen.
    Christine Johnson trug eine Kaschmirjacke und einen langen Wollrock. Sie hatte das Haar zurückgekämmt und mit einer gelben Schleife zusammengebunden. Sie trug ihre Brille und war barfuß. Mir fielen Verse ein – von Dorothy Parker, glaube ich: Oft zögern Männer lange, sehen sie eine Brillenschlange.
    Bei ihrem Anblick fühlte ich mich sofort besser. Ich weiß nicht, warum, aber es war so.
Sie arbeitet oft noch spät in der Schule, ging es mir durch den Kopf. Gehört wohl zu ihrem Job. Trotzdem fragte ich mich, warum sie so viel Zeit im Schulgebäude verbrachte.
»Ja, ich mache wieder mal Überstunden. Sie haben mich auf frischer Tat ertappt. Schuldig im Sinne der Anklage. Heute Morgen kam ein Freund von Ihnen hierher«, sagte sie. »Detective John Sampson.«
»Er leitet den Fall«, erklärte ich.
»Er scheint sich sehr zu bemühen und sehr besorgt zu sein. Ein Mann voller Überraschungen. Er liest Camus«, sagte sie.
Ich fragte mich, wie Sampson das ins Gespräch gebracht hatte. Neben anderen hochgeistigen Beschäftigungen wendet Sampson sehr viel Zeit dafür auf, interessante und attraktive Frauen wie Christine Johnson kennen zu lernen. Ihn würde es nicht stören, dass sie verheiratet war, solange es sie nicht störte. Sampson kann ein Ritter ohne Furcht und Tadel sein, aber nur, wenn es geschätzt wird.
»Sampson liest viel. Hat er immer schon getan, solange ich ihn kenne. Übrigens war meine Großmutter seine Lehrerin an der Schule. Er ist der Original-Pagemaster.«
Christine Johnson lächelte und zeigte mir ihre schönen Zähne. »Sie kennen Pagemaster ? Sie schauen sich wohl alle Filme an?«
»Nein, ich schaue mir nicht alle Filme an. Nur die, von denen die Kinder sagen: ›Den müssen wir sehen, Daddy!‹ Wir haben dem Pagemaster eine Sechs gegeben. Von Master Macauley Culkin sind wir nicht so schrecklich begeistert wie andere.«
Sie lächelte weiterhin. Sie schien ein außerordentlich netter Mensch zu sein. Klug genug, um viele Dinge zu tun, und geduldig und engagiert genug, um ihren schwierigen Job in dieser Stadt zu bewältigen. Ich beneidete ihre Schüler.
Dann kam ich auf den eigentlichen Grund meines Besuchs in der Schule zu sprechen. »Ich komme deshalb bei Ihnen vorbei, weil wir eine Beschreibung des mutmaßlichen Täters haben – wenigstens ein Anfang. Ich habe sie heute Nachmittag bekommen, gerade eben.«
Christine Johnson hörte sich aufmerksam an, was ich zu sagen hatte. Sie runzelte die Stirn. Ihre braunen Augen blickten forschend. Sie war eine gute Zuhörerin, was bei einer Schulrektorin ungewöhnlich ist, wenn ich mich recht entsinne.
»Ein älterer Mann, ein Weißer, wurde unweit der Stelle im Garfield Park gesehen, an der Shanelle Green entführt wurde. Der Beschreibung nach ist der Mann ein Penner. Möglicherweise obdachlos. Ziemlich klein, mit weißem Vollbart. Und er trug einen braunen oder schwarzen Poncho.«
»Soll ich das den anderen Lehrern mitteilen? Und was ist mit den Schülern?«, fragte sie, als ich geendet hatte.
»Ich möchte, dass morgen Vormittag jemand vorbeikommt und mit dem Lehrkörper spricht«, sagte ich. »Wir wissen nicht, ob dieser Hinweis uns weiterbringt, aber er könnte wichtig sein. Etwas Besseres haben wir bis jetzt nicht.«
»Hauptsache, Sie sind ein bisschen weitergekommen«, sagte sie und lächelte. »Oh, jetzt rede ich zu Ihnen wie zu einem Schüler. Wenn Sie zu lange hier bleiben, stecke ich Sie noch damit an. Zu viele Klischees. Manchmal ertappt man sich dabei, dass man mit Erwachsenen spricht, als wären sie Fünf- oder Sechsjährige. Das macht meinen Mann verrückt .«
»Ist Ihr Mann auch Lehrer?«, fragte ich. Es war mir einfach so

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