Patterson, James - Alex Cross 03 - Sonne, Mord und Sterne
Furcht einjagen. Auf alle Fälle war keiner, der von uns getötet wurde, unschuldig , Mr. Präsident. Alle haben den Tod verdient – aus dem einen oder anderen Grund.«
Dann lachte Jill. Ihre elektronisch veränderte Stimme klang beinahe kindlich.
Ich dachte an Aiden Cornwalls kleinen Sohn. Warum verdiente ein neunjähriger Junge den Tod? In diesem Moment hasste ich Jill – wer immer sie war, was immer ihre Motive sein mochten.
Präsident Byrnes blieb hart. Seine Stimme klang weiterhin gemessen und ruhig. »Lassen Sie mich Ihnen eines klar machen: Sie jagen mir keine Angst ein. Vielleicht sollten Sie Angst haben, Jill. Sie und Jack. Wir sind Ihnen auf den Fersen. Es gibt keinen Ort auf der Erde, an dem Sie sich verstecken könnten. Es gibt keinen sicheren Ort auf dem gesamten Globus. Jetzt nicht mehr.«
»Das werden wir bestimmt nicht vergessen, Mr. Präsident. Vielen Dank für die Warnung. Sehr sportlich von Ihnen. Und bitte vergessen Sie nicht: Sie sind ein toter Mann, Mr. Präsident. Ihre Ermordung ist bereits so gut wie vollzogen.«
Damit endete das Band. Jills Schlussworte an Präsident Byrnes, so abgebrüht, so dreist.
Jill als morgendlicher DJ. Jill die Dichterin. Wer bist du, Jill?
Ihre Ermordung ist bereits so gut wie vollzogen.
Ich wollte noch einmal mit Präsident Byrnes sprechen. Ich wollte sofort mit ihm sprechen. Ich brauchte ihn in diesem Büro, damit er sich das widerliche Band, die schreckliche Drohung mit mir zusammen anhörte. Vielleicht wusste der Präsident Dinge, die er uns nicht verriet. Irgendjemand musste mehr wissen.
Ich spielte die bedrohliche Bandnachricht noch mehrmals ab. Ich weiß nicht, wie lange ich im FBI-Büro saß und über die verlöschenden Lichter Washingtons starrte. Sie waren irgendwo da draußen. Jack und Jill waren da draußen. Möglicherweise planten sie ein Attentat. Vielleicht auch nicht. Vielleicht ging es gar nicht darum.
Sie sind ein toter Mann, Mr. Präsident. Ihre Ermordung ist bereits so gut wie vollzogen. Warum warnten sie uns?
Warum warnten sie uns vor einer Tat, die sie erst noch begehen wollten?
61.
Es war nach halb elf, aber ich hatte noch einen wichtigen Besuch zu machen. Ich rief Jay Grayer an und sagte ihm, ich sei auf dem Weg ins Weiße Haus und wolle noch einmal mit Präsident Byrnes sprechen. Ob er, Jay, mir helfen könne? »Das kann bis morgen warten, Alex. Es sollte warten.« »Es sollte nicht warten, Jay. Ich habe mehrere Theorien, die mir Löcher ins Gehirn brennen. Ich brauche einen gedanklichen Anstoß des Präsidenten. Wenn Präsident Byrnes sagt, dass es bis morgen warten kann, dann soll es eben so sein. Aber reden Sie mit Don Hamerman und mit allen, die sonst noch Einfluss haben. Es handelt sich um eine Ermittlung in einem Mordfall. Wir versuchen, Morde zu verhüten . Auf alle Fälle fahre ich jetzt rüber.«
Als ich im Weißen Haus eintraf, wartete Don Hamerman bereits auf mich. Ebenso John Fahey, der Chefberater, und James Dowd, der Justizminister und persönliche Freund von Präsident Byrnes. Alle sahen ziemlich verstört und angespannt aus.
Offensichtlich war man eine Vorgehensweise wie die meine hier nicht gewöhnt.
»Um was geht es eigentlich, zum Teufel?«, fuhr Hamerman mich wütend an. Ich hatte auf eine Gelegenheit gewartet, herauszufinden, wie bissig er werden konnte. Ich hatte schon Schlimmeres erlebt.
»Wenn Sie wollen, warte ich bis morgen. Aber mein Instinkt rät mir, es nicht zu tun«, erklärte ich ihm mit ruhiger, aber fester Stimme.
»Sagen Sie uns , was Sie dem Präsidenten mitteilen wollen«, forderte James Dowd mich auf. »Dann werden wir darüber entscheiden.«
»Was ich zu sagen habe, sollte nur der Präsident hören, fürchte ich. Ich muss mit ihm allein sprechen, wie bei unserer ersten Begegnung.«
Hamerman explodierte. »Herrgott noch mal, Sie arroganter Scheißkerl! Wir haben Sie überhaupt erst reingelassen.«
»Dann wird man Ihnen die Schuld geben, nehme ich an. Ich habe Ihnen gesagt, dass ich wegen der Ermittlungen in einem Mordfall hier bin und dass Sie einige meiner Methoden nicht mögen werden. Genau das habe ich dem Präsidenten auch gesagt.«
Hamerman stürmte los und kehrte schon nach wenigen Minuten zurück. »Er ist bereit, Sie im zweiten Stock zu empfangen. Sie sollten aber nicht mehr als ein paar Minuten seiner Zeit in Anspruch nehmen. Es wird nicht länger als ein paar Minuten dauern.«
»Warten wir ab, was der Präsident dazu zu sagen hat.«
62.
Wir trafen uns in einem Solarium, das mit den
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