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Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen

Titel: Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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hatte das Fieber, er hatte Aids. Gary Soneji würde sterben, er hatte nichts mehr zu verlieren.
    Sagte Autry die Wahrheit? Eine wichtige Frage, eine entscheidende Frage.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Ich glaube Ihnen nicht, Autry. Warum zum Teufel sollte ich Ihnen glauben?« fragte ich.
    Er sah gekränkt aus, was zu seiner Rolle gehörte.
    »Glauben Sie, was Sie wollen. Aber Sie sollten mir glauben. Gary hat mir die Nachricht hierhergeschickt. Er hat diese Woche Kontakt mit mir aufgenommen, vor zwei Tagen. Gary hat mir ausrichten lassen, daß er das Fieber hat.«
    Der Kreis hatte sich geschlossen. Autry hatte von dem Augenblick an, in dem er hereinkam, gewußt, daß er mich am Wickel hatte. Jetzt würde ich die Pointe seines Witzes hören, diejenige, die er mir am Anfang unseres Gesprächs versprochen hatte. Erst mußte ich jedoch noch ein kleines bißchen länger seinen Stichwortgeber spielen.
    »Warum? Warum sollte er Ihnen ausrichten lassen, daß er stirbt?« Ich spielte brav meine Rolle.
    »Soneji hat gesagt, daß Sie herkommen und Fragen stellen werden. Er hat gewußt, daß Sie kommen. Er kennt Sie, Mann – besser, als Sie ihn kennen. Soneji wollte, daß ich’s Ihnen persönlich ausrichte. Nur deshalb hat er mich benachrichtigt. Er hat gesagt, ich soll Ihnen das sagen.«
    Jamal Autry zeigte wieder sein schiefes Grinsen.
    »Was sagen Sie jetzt, Dr. Cross? Haben Sie gekriegt, wofür Sie hergekommen sind?«
    Ich hatte tatsächlich bekommen, was ich brauchte. Gary Soneji starb, und er wollte, daß ich ihm in die Hölle folgte. Er durchlebte eine unglaubliche Wutphase und hatte nichts mehr zu verlieren, er hatte von niemandem mehr etwas zu befürchten.
37.
    Als ich aus dem Lortoner Gefängnis nach Hause kam, rief ich Christine Johnson an. Ich mußte sie sehen, ich brauchte Abstand von dem Fall. Ich hielt den Atem an, als ich sie zum Essen bei Georgia Brown’s am McPherson Square einlud, doch sie überraschte mich: Sie sagte ja.
    Ich war immer noch hypernervös, als ich mit einer einzelnen roten Rose bei Christine auftauchte, genoß das Gefühl jetzt jedoch. Sie lächelte hinreißend, nahm die Rose und stellte sie behutsam ins Wasser, als ob es sich um ein teures Gesteck handele.
    Sie trug einen knöchellangen grauen Rock und eine passende hellgraue Bluse mit V-Ausschnitt. Sie sah abermals umwerfend aus. Auf der Fahrt zum Restaurant sprachen wir darüber, was wir jeweils tagsüber getan hatten. Ihre Geschichte gefiel mir besser als meine.
    Wir hatten Hunger und aßen als erstes heiße Buttermilchplätzchen mit Pfirsichmus. Der Tag nahm eindeutig eine Wendung zum Besseren. Christine bestellte Carolinagarnelen mit Grütze. Ich nahm den Carolinatopf: roter Reis, dicke Entenbrustscheiben, Garnelen und Würstchen.
    »Mir hat schon lange niemand mehr eine Rose geschenkt«, sagte sie dann. »Wie schön, daß Sie daran gedacht haben.«
    »Sie sind heute abend viel zu nett zu mir«, sagte ich, als wir anfingen zu essen.
    Sie legte den Kopf auf die Seite und sah mich aus einem merkwürdig schiefen Winkel an. Hin und wieder machte sie das.
    »Warum sagen Sie, ich sei zu nett?«
    »Nun, Sie merken sicher, daß ich heute abend nicht gerade die allerbeste Gesellschaft bin. Genau davor haben Sie doch Angst, nicht wahr? Daß ich von meiner Arbeit nicht abschalten kann.«
    Sie trank einen Schluck Wein, schüttelte dann den Kopf und lächelte schließlich, ein ganz gelassenes Lächeln. »Sie sind immer so ehrlich! Aber Sie gehen auf sehr amüsante Art damit um. Ehrlich gesagt war mir gar nicht aufgefallen, daß Sie nicht hundertzehnprozentig bei der Sache sind.«
    »Ich bin schon den ganzen Abend distanziert und introvertiert. Die Kinder sagen in solchen Fällen immer, ich sei in meiner ›Dämmerungsstimmung‹.«
    Sie lachte und verdrehte die Augen.
    »Hören Sie auf! Ich glaube, Sie sind der am wenigsten introvertierte Mann, den ich je kennengelernt habe. Mir gefällt es hier nebenbei gesagt sehr gut. Zu Hause hatte ich als Abendessen einen Teller Crispies geplant.«
    »Crispies mit Milch sind lecker. Sich ins Bett kuscheln, einen Film anschauen oder ein gutes Buch lesen. Daran ist nichts verkehrt.«
    »Genau das hatte ich vor. Ich hatte es mir gemütlich gemacht und mit dem Pferdeflüsterer angefangen. Ich bin trotzdem froh, daß Sie angerufen, meine Pläne durchkreuzt und mich aus meiner ›Dämmerungsstimmung‹ herausgeholt haben.«
    »Sie müssen wirklich glauben, daß ich verrückt bin«, sagte Christine eine Weile später

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