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Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen

Titel: Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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gehen.
    Niemand konnte sich vorstellen, was er als nächstes tun würde. Absolut unglaublich.
    Er war allen anderen mehrere Schritte voraus.
    Er war ihnen voraus.
    Wie immer.
39.
    Soneji betrat das Wohnzimmer und registrierte auf der Digitaluhr des Sony-Fernsehers die genaue Zeit. Es war 3.24 Uhr morgens. Wieder einmal Geisterstunde.
    Als er im Erdgeschoß angelangt war, hatte er beschlossen, auf allen vieren zu kriechen. Der Plan war gut. Verdammt noch mal, er war nicht wertlos und unnütz. Er hatte es nicht verdient, im Keller eingesperrt zu werden. Tränen stiegen ihm in die Augen, fühlten sich heiß und allzu vertraut an. Seine Stiefmutter nannte ihn immer eine Heulsuse, einen Waschlappen, einen Schlappschwanz. Immer und immer wieder hatte sie ihn mit Schimpfwörtern belegt, bis er ihr das Maul stopfte, sie im Feuer verschmoren ließ.
    Die Tränen brannten auf seinen Wangen und liefen ihm unter den Hemdkragen. Er würde sterben, und er hatte es nicht verdient zu sterben. Er hatte nichts dergleichen verdient, deshalb mußte jetzt jemand dafür bezahlen.
    Er war laudos und vorsichtig, als er sich durch das Haus bewegte, er rutschte auf dem Bauch wie eine Schlange. Nicht einmal die Bodendielen knarrten unter ihm, während er sich langsam vorwärts schob. Die Finsternis vermittelte den Eindruck, als sei sie elektrisch geladen und stecke voller Spannung.
    Er dachte daran, welche Angst die Leute in ihren Häusern und Wohnungen vor Eindringlingen hatten. Sie hatten auch allen Grund zur Angst, denn direkt vor ihren verschlossenen Türen lauerten Ungeheuer, beobachteten oft nachts ihre Fenster. In jeder Stadt, unwichtig, ob groß oder klein, gab es Spanner wie Gary. Und es gab sie zu Abertausenden, die irren Perversen, die nur darauf warteten, hineinzukommen und zuzuschlagen. Die Leute in ihren scheinbar so sicheren Häusern waren im Grunde nur Monsterfutter.
    Er entdeckte, daß die Wände im Erdgeschoß grün waren. Grüne Wände. Was für ein Glück! Soneji hatte irgendwo gelesen, daß die OP-Wände in Krankenhäusern häufig grün gestrichen waren. Wenn die Wände weiß waren, sahen die Ärzte und Schwestern während der Operationen wegen des vielen Bluts manchmal gespenstische Bilder. Das wurde »Geistereffekt« genannt, grüne Wände verhinderten ihn.
    Keine störenden Gedanken mehr, ganz gleich, wie wichtig sie auch waren, ermahnte sich Soneji. Keine Unterbrechungen mehr, sei völlig ruhig und vorsichtig. Die nächsten paar Minuten waren die gefährlichsten.
    Dieses spezielle Haus war gefährlich, deshalb machte, das Spiel überhaupt soviel Spaß, darum war es so ein besonderer geistiger Höhenflug.
    Die Schlafzimmertür stand einen Spalt offen. Soneji machte sie langsam und geduldig weiter auf. Er hörte einen Mann leise schnarchen und entdeckte eine weitere Digitaluhr auf dem Nachttisch: drei Uhr dreiunddreißig. Er hatte Zeit verloren!
    Soneji erhob sich zu seiner vollen Größe. Er war jetzt endlich aus dem Keller heraus, und ihn überkam nun eine unglaubliche Woge des Zorns, er empfand unendliche Wut, und sie war absolut gerechtfertigt.
    Wütend sprang Gary Soneji die Gestalt im Bett an. Er umklammerte mit beiden Händen ein Metallrohr, hob es wie eine Axt und schlug so hart zu, wie er nur konnte.
    »Sehr erfreut, Sie kennenzulernen, Detective Goldman«, flüsterte er.
40.
    Mein Beruf war allgegenwärtig in meinem Leben, er forderte, daß ich immer auf dem laufenden blieb, verlangte mir alles ab, was ich geben konnte, und noch einiges darüber hinaus.
    Am nächsten Morgen war ich wieder einmal in großer Eile unterwegs nach New York, das FBI hatte mir einen Hubschrauber zur Verfügung gestellt. Kyle Craig war ein guter Freund, aber er probierte auch seine Tricks an mir aus. Ich wußte es, und er wußte, daß ich es wußte. Kyle hoffte, daß ich mich schließlich doch noch in den Fall Mr. Smith hineinziehen ließe, wenn ich mich mit Thomas Pierce träfe. Ich wußte, daß ich das nicht wollte. Jedenfalls nicht jetzt, vielleicht auch nie. Erst hatte ich noch eine Verabredung mit Gary Soneji.
    Ich kam kurz vor halb neun auf dem belebten Heliport von New York City an der East 34th Street an, manche nennen ihn auch den »Hellport« von New York. Der schwarze Bell Jet des FBI schwebte langsam über den verstopften Franklin D. Roosevelt Drive und den East River. Der Hubschrauber setzte auf, als gehöre ihm die Stadt, aber das dachte nur das FBI in seiner Arroganz. New York konnte niemandem gehören – vielleicht mit

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