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Patty Janes Frisörsalon

Patty Janes Frisörsalon

Titel: Patty Janes Frisörsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Landvik
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niemand hören, behauptete sie. Nora saß am Anmeldetisch und sah den Rest der Post durch, wobei sie hin und wieder verstohlene Blicke auf die Mädchen der Oberklasse warf. Sie selbst würde im Herbst ins zweite Jahr der High–School kommen.
    Â»Was schreibt sie denn, wann sie zurückkommt?« fragte Clyde Chuka. Er feilte gerade einem jungen Mädchen die Nägel, das ihm erklärt hatte, es hätte noch nie zuvor einen Indianer berührt.
    Â»Gar nichts«, antwortete Nora und griff nach dem läutenden Telefon. »Patty Janes Flotte Locke ... Einen Augenblick bitte.«
    Sie hielt ihre Hand auf die Sprechmuschel. »Mama, hast du heute nachmittag Zeit für einmal Waschen und Legen?«
    Â»Noch eine Ballkönigin?« fragte Patty Jane, während sie mit den Händen eine Wolke Haarspray wegwedelte.
    Nora nickte.
    Â»Meinetwegen«, sagte Patty seufzend. »Aber erst nach drei.«
    Obwohl sie von der vielen Arbeit gehörig ins Schwitzen geraten war, machte Patty Jane der Trubel großen Spaß. Sie selbst hatte den Abend ihres ersten Abschlußballs in der Notaufnahme des Krankenhauses verbracht, während die Ärzte ihren Vater, der gegen eine Tischkante gefallen war, zusammenflickten. Zur Feier von Patty Janes Abschlußball hatte er mehr als ein Glas gehoben und war dann vornübergekippt, wobei seine Stirn unangenehmerweise mit der Tischkante in Berührung kam. Anna hatte geschlafen, und Patty Jane, die gerade ihren Führerschein gemacht hatte, war klar gewesen, daß sie ihren Vater ins Krankenhaus fahren mußte. Sie hatte seinen Arm um ihre Schulter gelegt und ihn vom Boden hochgezogen. Blut aus seiner Kopfverletzung tröpfelte auf das Mieder ihres blaßgelben Ballkleids und bildete ein unregelmäßiges rotes Muster.
    Â»Zu spät«, sagte sie, »mein Kleid ist hin.«
    Sie war sich wie eine Märtyrerin vorgekommen, während sie im Warteraum des Krankenhauses gesessen hatte und draußen Leute in diversen Stadien von Krankheit oder Verletzung vorbeigewankt waren.
    Â»Hat jemand auf dich geschossen?« fragte ein kleiner Junge mit frisch eingegipstem Arm.
    Patty Jane schüttelte den Kopf und kreuzte in dem Bemühen, die Blutflecken zu verbergen, ihre Arme über der Brust.
    Auf dem Heimweg hatte Elmo geweint. »Ich hab dir den Abschlußball verdorben, Baby.«
    Â»Es ist nicht das erstemal, daß du mir was verdorben hast, Dad.«
    Â»Oh, Baby.« Er hatte noch stärker zu weinen angefangen und die Hände vor sein Gesicht geschlagen.
    Â»Ach, komm, Dad«, sagte Patty Jane schließlich und haßte ihren Vater dafür, daß er ihr unweigerlich das Gefühl gab, sie müsse ihn entlasten. »Ich bin ja erst in der vorletzten Klasse. Ich kann nächstes Jahr auf den Abschlußball gehen.«
    Â»Hatten Sie es sich so gedacht?« fragte Patty Jane und drehte den Stuhl, in dem das junge Mädchen saß, vor dem Spiegel. Sie hatte ihr das Haar in großen Locken auf dem Kopf festgesteckt und das ganze mit einem rosafarbenen Satinband gekrönt.
    Â»Toll«, sagte das Mädchen und lächelte ihr Spiegelbild selbstsicher an. »Das ist genau das Richtige für eine Ballkönigin.«
    Am Ende des Tages waren einundzwanzig junge Mädchen mit Hoffnungen auf den Titel der Ballkönigin in der Flotten Locke verarztet worden. Patty Jane sank todmüde auf das Sofa. Fliederduft wehte durch die offenen Fenster herein, und sie schloß die Augen und atmete tief das zarte Aroma ein, eine Wohltat nach den Gerüchen von Haarsprays, Gels und überhitzten Brennscheren. Thor lag zusammengerollt auf der anderen Seite der Couch und schlief. Patty Jane tätschelte liebevoll seinen Fuß.
    Â»Thor, jetzt kommt deine Mutter bald wieder nach Hause.«
    Er rührte sich nicht. Patty Jane hatte gelernt, daß der Unterschied zwischen Thors Schlaf und einem Koma lediglich darin bestand, daß Thor regelmäßig zum Abendessen aufwachte.
    Â»Also wirklich, Mama«, sagte Nora, die ihrer Mutter eine Flasche Limonade brachte, »diese Mädchen sind doch unglaublich, oder? Haare, Make-up, Jungs. Haare, Make-up, Jungs. Über was anderes haben die doch den ganzen Tag nicht geredet.«
    Â»Ich habe den Eindruck, du hast zu diesen Themen auch deine Meinung.«
    Nora setzte sich und legte ihre Füße auf den Couchtisch.
    Â»Ja, okay, ich hab über viele Dinge eine Meinung. Über den Krieg

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