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Patty Janes Frisörsalon

Patty Janes Frisörsalon

Titel: Patty Janes Frisörsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Landvik
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zum Beispiel. Was meinst du, wie viele von diesen Mädchen, die nichts anderes im Kopf haben, als Ballkönigin zu werden, an Demos gegen den Krieg teilnehmen? Bestimmt keine einzige. Da könnten ja die Haare naß werden, wenn’s regnet.«
    Bevs Sohn Ricky – Noras erste Liebe – war in der zweiten Woche seines Frontdiensts gefallen, und das hatte Noras Gewissen wachgerüttelt und sie veranlaßt, an Demonstrationen der Universtität teilzunehmen. Gemeinsam mit den Studenten skandierte sie: »Was wollen wir? Frieden! Wann wollen wir ihn? Jetzt!« Sie hatte außerdem im Sozialkundeunterricht alle Mitschüler angeregt, Protestbriefe an den Senat zu schreiben, und sie hatte sich Friedenszeichen auf ihre Jeans gestickt.
    Â»Wo ist Clyde?« fragte Patty Jane, als Nora die Nachrichten einschaltete.
    Â»Er ist zu Charlie raufgefahren, um ein paar Hamburger zu holen. Er hat gesagt, er wäre nicht in Stimmung für eines von deinen Überraschungsmenüs.«
    Â»Tja, ich kann’s auch kaum erwarten, daß Ione wieder die Küche übernimmt«, entgegnete Patty Jane leicht beleidigt.
    Â»Du hast selbst gesagt – und ich zitiere dich, Mama –:
    â€ºWenn Ione weg ist, ist das für mich die ideale Gelegenheit, wieder kochen zu lernen.‹«
    Â»Wieder!« Patty Jane lachte. »Als hätte ich je kochen können.« Sie streckte sich, während auf dem Bildschirm des Fernsehapparates eine Blondine mit schwedischem Akzent für ein Shampoo warb. »Und wo ist überhaupt Harriet, diese faule Trine? Die sitzt schon den ganzen Tag in ihrem Zimmer.«
    Harriet schlief, die Laken um ihre Beine gewickelt.
    Â»Harriet! Wach auf, Schatz. Reese wird bald hier sein.«
    Nora, die ihrer Mutter ins Zimmer folgte, stieß gegen einen Papierkorb. »Mama!«
    Patty Jane neigte sich zu ihrer Tochter und reckte den Hals, um in den Papierkorb hineinsehen zu können. Er war mit zusammengeknüllten blutigen Papiertüchern gefüllt.
    Â»Hat sie Nasenbluten gehabt?« fragte Nora.
    Patty Jane zuckte die Achseln und wandte sich wieder Harriet zu. Sie schüttelte sie. »Harriet, wach auf! Wach auf!«
    Harriet brabbelte irgend etwas vor sich hin und wollte gähnen, doch es kam ihr ein Hustenanfall dazwischen. Es war etwas Gehetztes in ihrem Blick, und sie wies auf die Kleenexschachtel auf dem Nachttisch.
    Sie riß mehrere Tücher heraus und hielt sie an ihren Mund. Ihr Gesicht lief rot an vor Anstrengung, während sie hustete.
    Als der Anfall nachließ, blieb Harriet still sitzen, die Tücher immer noch auf den Mund gedrückt.
    Â»Laß mich mal sehen«, sagte Patty Jane und drückte die Hand ihrer Schwester auf. Sie waren mit braunem Schleim und Blut befleckt, und Patty Jane war zu Tode erschrocken.
    Â»Harriet, was ist das? Was ist los?«
    Nora war kreidebleich, und der Pappbecher mit Wasser, den sie ihrer Tante geholt hatte, zitterte in ihrer Hand.
    Harriet rieb sich das Gesicht mit den Händen, um die Müdigkeit fortzuwischen. »Ach, nichts«, antwortete sie schließlich, und ihre Stimme klang rauh und heiser. »Ich hab einen Hustenanfall gehabt, weiter nichts.«
    Patty Jane nahm den Papierkorb und schüttelte ihn. »Ich würde sagen, du hast nicht nur einen gehabt.«
    Harriet trank das Wasser, das Nora ihr reichte. »Was?« Ihr unschuldsvoller Ton war reine Schauspielerei.
    Â»Wie lange spuckst du schon Blut?«
    Harriet schüttelte den Kopf.
    Â»Was sagt Reese dazu?«
    Â»Das ist nun wirklich nichts, worüber ich mit meinem Mann sprechen möchte, Patty Jane. ›Oh, schau mal, der viele Glibber in meinem Kleenex, Schatz.‹«
    Â»Am Montag gehen wir zum Arzt«, erklärte Patty Jane.
    Â»Au ja«, rief Nora erfreut, »dann können wir auch gleich sehen, wie sich das Baby macht.«
    Â»Gut«, sagte Harriet schließlich. »Es wird wohl langsam Zeit.«
    Ione drückte auf die Hupe, um die Ankunft des Wohnwagens vor dem Haus zu verkünden. Die letzte Etappe ihrer Reise, von Des Moines aus, wo sie am Mittag aufgebrochen waren, war sie gefahren, doch alle Müdigkeit verflog, als sie die Stadtgrenze von Minneapolis erreichten. Sie sprang aus der Fahrerkabine, rief den Fitches zu, sie sollten bitte an die Geschenke denken, riß die Hintertür auf und stellte sich auf der Schwelle in Pose wie eine Revuetänzerin, die eben ihre Nummer beendet

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