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Patty Janes Frisörsalon

Patty Janes Frisörsalon

Titel: Patty Janes Frisörsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Landvik
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Sportgeschäft kamen, sie in Gespräche zog, bei denen der Blickkontakt alle Worte überflüssig machte. Er blieb stehen, wenn Frauen in den Unterrichtspausen nach ihm riefen, und war gern bereit, mit ihnen auf eine Tasse Kaffee nach Dinkeytown hinüberzugehen, das Geschäftsviertel in der Nähe des Campus. Er stürzte sich ins Flirten, als wäre es ein klarer blauer See, und er schwamm sich bald frei. Es lenkte ihn von den Beschwernissen der wahren Liebe ab, und für den Moment reichte das.
    Zum Trost für seinen emotionalen und sexuellen Rückzug gönnte Thor Patty Jane Gespräche, aber seine Worte waren ohne großen Belang: Anekdoten über seine Dozenten, Geschichtchen über Vorfälle im Sportgeschäft, sein Plan, Avel die Grundzüge der Automechanik beizubringen. »Kannst du dir das vorstellen, Patty Jane«, sagte er, »der Mann hat bei seinem Auto noch nie selbst das Öl nachgefüllt.«
    Â»Wozu auch?« fragte Patty Jane. »Er kann sich Leute nehmen, die so was für ihn erledigen.«
    Sie stützte sich auf den Griff ihres Einkaufswagens, während das Kind in ihrem Bauch eine Rumba tanzte. Sie waren auf dem Markt beim Einkaufen und folgten matschigen Fußabdrücken durch die Gänge.
    Â»Das kann ich dir sagen«, versetzte Thor und legte ein Bündel Bananen in den Wagen. »Weil man als Mann gewisse Dinge wissen muß.«
    Â»Hm«, machte Patty Jane und legte die Bananen wieder zurück.
    Â»Und hast du gewußt, daß er ein Boot hat – eine Jacht, würde man vermutlich sagen –, das irgendwo an der Ostküste liegt? Er hat gesagt, wir müssen diesen Sommer alle zusammen eine Kreuzfahrt machen.«
    Â»Tatsächlich«, sagte Patty Jane. »Ein Pfund Leber, bitte.«
    Der Metzger hinter der Theke sah sie mit dem väterlichen Lächeln an, mit dem die meisten Männer sie dieser Tage bedachten, und stocherte mit der Zange in dem glitschigen Haufen rotbraunen Fleisches herum. Thor wandte sich ab.
    Â»Wie kannst du dieses Zeug nur essen?«
    Patty Jane nahm das Päckchen, das der Metzger ihr reichte. »Es ist gut für das Kind«, sagte sie, und als sie sah, wie Thor die Augen verdrehte, fügte sie hinzu: » Unser Kind, falls du dich erinnern solltest.« Sie umklammerte den Griff des Einkaufswagens so fest, daß ihre Knöchel weiß wurden. »Herrgott noch mal, versuch wenigstens, das verdammte Ding zu akzeptieren.« Augenblicklich sandte sie eine stillschweigende Entschuldigung an ihr Kind: Ich wollte dich nicht verdammtes Ding nennen, ich bin nur so wütend, weißt du.
    Thor spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht schoß, und wandte sich dem Regal mit den Konserven zu.
    Â»Dreh mir nicht den Rücken zu, du Mistkerl«, sagte Patty Jane und wirbelte den Wagen auf seinen Rädern herum. »Ich hab’s endgültig satt, daß du mir dauernd den Rücken zudrehst.«
    Thor biß die Zähne zusammen und starrte eine Reihe Maisdosen an. »Mach jetzt keine Szene, Patty Jane«, sagte er leise.
    Â»Mach jetzt keine Szene, Patty Jane«, äffte sie ihn nach. »Was zum Teufel soll ich denn sonst tun, damit du mich endlich mal beachtest.« Sie stieß ihm den Wagen in die Beine, während sie sprach.
    Â»Hör auf, Patty Jane.«
    Sie rammte ihn noch einmal mit dem Wagen. Die untere Metalleiste krachte gegen seine Fesseln, und er sprang vorwärts.
    Â»Hör auf, sag ich. Das tut weh.«
    Â»Ach, es tut weh. Entschuldige vielmals, aber wie du mir, so ich dir.« Sie schob den Wagen noch einmal an, in der Hoffnung, Thor in eine Pyramide Fleischkonserven am Ende des Ganges zu katapultieren, doch er packte den Wagen und riß ihn herum, so daß er ein kleines Stück auf zwei Rädern rollte, ehe er gegen einen anderen Wagen mit Konserven, die mit »Halber Preis« markiert waren, krachte.
    Einen Moment lang starrten sie einander schweigend an.
    Dann griff Thor in seine Manteltasche. Er nahm sein ganzes Geld aus seiner Brieftasche und reichte es Patty Jane zusammen mit den Schlüsseln zum Dodge.
    Â»Hier hast du das Geld. Laß dir die Tüten von einem dieser Ladenjungen rausbringen.« Er trat einen Schritt zurück und hielt Patty Jane seinen Finger nur wenige Millimeter vor das Gesicht. »Und jetzt – laß mich gefälligst in Ruhe.« Patty Jane sah ihm nach, als er zwischen den Regalen davonging, und dachte,

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