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Patty Janes Frisörsalon

Patty Janes Frisörsalon

Titel: Patty Janes Frisörsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Landvik
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Einkaufszettel hoch. »Kommst du auch wirklich allein mit ihr zurecht? Ich müßte eigentlich einkaufen.«
    Â»Sie schläft, Nora schläft, das klappt schon.«
    Â»Soll ich dir noch was mitbringen?«
    Â»Braunen Zucker – und wie sieht’s mit dem Kaffee aus?«
    Patty Jane lächelte; in ihrem Haushalt konnten Toilettenpapier oder Seife ausgehen, aber niemals der Kaffee und die Zutaten für Desserts.
    Nachdem Patty Jane sich entschieden hatte, das Waschmitttel zu nehmen, zu dem man gratis ein Geschirrtuch bekam, und nicht das, das das kostenlose Whiskyglas anbot, rollte sie ihren Einkaufswagen zu dem Regal mit den Frühstücksflocken. Ihr schriller Schrei trieb das Personal und ein halbes Dutzend Kunden an ihre Seite.
    Â»Was ist denn passiert?« fragte der zweite Geschäftsführer atemlos, während er auf dem Boden nach Glasscherben und, schlimmer, Blut Ausschau hielt.
    Â»Mein Mann«, jammerte Patty Jane.
    Â»Was ist los mit ihrem Mann?« fragte ein alter Mann den Metzger.
    Patty Jane riß einen Karton Mighty Bites aus dem Regal. »Das hier«, sagte sie und schlug mit der Hand auf den Karton, »ist mein Mann.«
    Â»Wünschte sie«, murmelte eine Hausfrau in Lockenwicklern.
    Der zweite Geschäftsführer raffte sich zu seinem Der-Kunde-hat-immer-recht-Lächeln auf, was ihm fast jedesmal aufs neue schwerfiel.
    Â»Wie wär’s, wenn ich Ihnen eine schöne kühle Cola hole?« fragte er, in dem Glauben, dies sei doch ein sehr anständiges Angebot für jemanden, der in seinem Laden an Wahnvorstellungen litt.
    Â»Ich will keine gottverdammte Cola!« schrie Patty Jane. Sie schleuderte die Schachtel, die sie in der Hand hielt, gegen das Regal, und mehrere Mighty-Bites-Kartons fielen zu Boden. »Ich will ihn!«
    Â»Na ja, verstehen kann man sie ja«, meinte die Hausfrau, als sie Patty nachblickte, die aus dem Laden rannte.
    Die Nachricht über einen Anruf, die Esme Ames von ihrer Sekretärin übergeben wurde, war voller Sternchen und Gedankenstriche.
    Â»Die stehen für Schimpfwörter«, erklärte die Sekretärin mit roten Ohren.
    Esme Ames nahm nicht einen der zahllosen ähnlich deftigen Anrufe entgegen, mit denen Patty Jane sie in den nächsten Tagen bombardierte; aber schließlich diktierte sie den folgenden Brief:
    1.9.54
    Sehr geehrte Mrs. Rolvaag,
    Ihr Mann hat bezüglich der Werbeaufnahmen einen Verwertungsvertrag mit uns unterschrieben, es steht uns also von Rechts wegen zu, unser Produkt Mighty Bites weiterhin in der gegenwärtigen Aufmachung zu verkaufen. Daß Ihr Mann Sie verlassen hat, ist bedauerlich, doch die Maßnahmen, die dazu führten, daß unsere Frühstücksflockenkartons heute mit seinem Bild versehen sind, wurden bereits vor Monaten veranlaßt, und es wäre unmöglich, ein vorhandenes und erfolgreiches Produkt zurückzuziehen.
    Mit freundlichen Grüßen,
    Esme Ames
    Ames Grains
    PS: Wenn Sie Ihre Anrufe in Zukunft nicht unterlassen, werde ich die Polizei informieren.
    Patty Jane war einsam und allein in ihrem Konflikt. Nie zuvor in der Geschichte von Ames Grains hatte sich ein Getreideflockenprodukt besser verkauft, und nach den Briefen zu urteilen, die waschkorbweise in der Kundendienstabteilung eingingen, war dies eher dem appetitlichen Bild des Models auf der Schachtel zuzuschreiben als dem »einmaligen Knuspergenuß« von Mighty Bites.
    Â»Von diesem Bild von einem Mann«, schrieb eine »hochzufriedene« Kundin aus Baltimore in Maryland, »kann ich gar nicht genug bekommen.«
    Â»Mir reicht’s allmählich mit den schlechten Witzen«, sagte Patty Jane zu Harriet. »Als nächstes verkaufen sie wahrscheinlich Miniflocken mit Avels Gesicht auf der Schachtel.«
    Harriet starrte in den Rauch ihrer Zigarette.
    Â»Nun lach doch mal, Harriet, das war ein Witz. Mini flokken, kapiert? Ach was, vergiß es.« Sie schlug ihrer Schwester auf den Schenkel, um irgend etwas anzuregen, und wenn nur Harriets Blutkreislauf. »Hast du nicht Lust, mit mir spazierenzugehen?«
    Statt einer Antwort seufzte Harriet nur.
    Â»Na, wunderbar, das Schweigen im Walde. Ich liebe das Schweigen im Walde, du nicht auch, Nora?«
    Das kleine Kind, das in einem Tragbeutel auf Patty Janes Rücken hing, blubberte vor sich hin.
    Â»Letztes Angebot, Harriet. Zum ersten, zum zweiten.«
    Harriet seufzte wieder.
    Â»Und weg sind wir.« Patty Jane

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