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Patty Janes Frisörsalon

Patty Janes Frisörsalon

Titel: Patty Janes Frisörsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Landvik
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brachte Grimmy Bultram ihre Bestellung und setzte sich neben Harriet, die auf ihrer Harfe gerade die letzten Takte von Für Elise spielte.
    Â»Schön«, sagte sie.
    Â»Mit Beethoven liegt man immer richtig«, meinte Harriet.
    Â»Aber nicht, wenn er ein Mann ist«, warf Bev Beal ein, die gerade die Haarreste auf dem Boden zusammenkehrte.
    Clyde Chuka, der an seinem Maniküretisch saß, schüttelte den Kopf. »Eines Tages wirst du auch noch Glück in der Liebe haben, Bev, und andere Töne anschlagen.«
    Die Friseuse schüttelte den Kopf mit dem schwarzen gestylten und gesprühten Haar. »Die Melodie kann ich nicht verändern.«
    Nora stürmte herein, glühend von der Anstrengung, eine Schneeburg gebaut zu haben. »Die Post ist da!« rief sie und schwenkte eine Handvoll Briefe. »Post für Mrs. Thor Rolvaag!«
    Patty Jane wappnete sich. Der einzige, der jetzt noch Briefe an sie so adressierte, war ihr Mann, wenn er alle sechs Monate einmal von sich hören ließ.
    Der Brief, diesmal in La Crosse, Wisconsin abgestempelt, war tatsächlich von Thor und enthielt wie gewohnt fünfzig Dollar und ein Blatt mit den getippten Worten: »Mir geht es gut. Wie geht es Dir?«
    Tränen des Zorns schossen Patty Jane in die Augen.
    Â»Ich bin gleich wieder da«, sagte sie, obwohl alle wußten, daß es Stunden dauern würde, ehe sie ihre Fassung wiederfinden und zurückkehren würde. In den letzten zehn Jahren war Patty Jane einen weiten Weg gegangen, aber jeder dieser knappen Briefe von ihrem lang verschollenen Ehemann war eine Erinnerung daran, wie hart und beschwerlich dieser Weg gewesen war.
    Bei der Trauerfeier für Avel hatte Harriet die in der Kirche Versammelten damit überrascht, daß sie sich an ihre Harfe gesetzt und das Lied gespielt hatte, das sie ihm eigentlich als Hochzeitsgeschenk zugedacht hatte, Du bist der Gebieter meines Herzens. Die Trauerfeier, von Avels Schwestern vorbereitet, war bis zu diesem Moment strohtrocken gewesen. Die Ansprache des Geistlichen hatte deutlich gezeigt, daß er Avel nicht gut gekannt hatte, und die Solistin hatte, als sie You’ll Never Walk Alone gesungen hatte, mindestens einen halben Ton daneben gelegen. Erst als Harriets schöne, klagende Stimme (»Andere wollten es erobern, sich aneignen zu ewigem Besitz, ich aber zoll nur meine Liebe dir, dem Herrn des Landes, das mein Herz ist«) sich mit den Klängen ihrer Harfe vereinigte, begannen alle in Taschen und Beuteln nach Taschentüchern zu kramen.
    Auf den Stufen vor der Kirche, als die Leute an ihr vorüberdefilierten, um ihr ihr Beileid auszusprechen, hatte Harriet ihre Fassung bewahrt. Sie nickte ernst, als Milt Zims, der Privatdetektiv, ihr erklärte, daß keine zehn Pferde ihn in ein Flugzeug lotsen könnten, um keinen Preis, er sei ein Eisenbahnfahrer durch und durch, und sie umarmte eine große, üppige Frau, die behauptete, Avel an Silvester in einer Bar namens The Den Of kennengelernt zu haben.
    Â»Ihm und dem Geld, das er mir geschenkt hat, hab ich es zu verdanken, daß ich mein Leben wieder auf die Reihe gekriegt habe«, sagte Suzanne Wojinski. »Ich werde jetzt Arzthelferin.«
    Harriet hatte sogar die Kraft, zu Avels Schwestern zu gehen und ihnen zu sagen, daß es eine Ehre gewesen sei, ihren Bruder zu lieben.
    Â»Ich danke Ihnen«, erwiderte Bernice trocken, und schon entfernte sie sich zusammen mit Esme, um den Bürgermeister und seine Frau zu begrüßen.
    Erst als Harriet, Patty Jane und Ione wieder in Patty Janes Wohnung waren, zersprang die Fassade der Selbstbeherrschung, und Harriet brach zusammen wie ein zum Abbruch verdammtes Gebäude, das von der Abrißbirne getroffen wurde.
    Â»Ich weiß nicht, was ich für sie tun soll«, sagte Ione an einem schwülen Augustnachmittag zwei Monate nach Avels Tod. Harriet war in einem Sumpf dumpfen Schmerzes versunken und tat kaum etwas anderes als weinen, rauchen und schlafen. An diesem Tag hatte sie alles zugleich getan und dabei ihr Haar in Brand gesetzt.
    Â»Ich würde sagen, es war schon ganz gut, daß du die Flammen gelöscht hast.« Patty Jane mußte lachen, als sie daran dachte, wie Ione an der Küchenspüle gestanden und den Schlauch am Wasserhahn auf Harriet gerichtet hatte.
    Â»Ich war zu Tode erschrocken«, sagte Ione kopfschüttelnd.
    Â»Glaubst du vielleicht, ich nicht«, versetzte Patty Jane. Sie hielt den

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