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Patty Janes Frisörsalon

Patty Janes Frisörsalon

Titel: Patty Janes Frisörsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Landvik
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klopfte die Ärmel ihrer Jacke ab. Harriet tat ihr leid, aber Geduld gehörte nicht zu ihren starken Seiten. »Wir bleiben nicht lange weg. Versuch zur Abwechslung wenigstens mal eine deiner Gliedmaßen zu bewegen, okay?«
    Als die beiden Wandersfrauen nach Hause kamen, grölte Eddie Fisher in voller Lautstärke ein Lied seines Vaters.
    Â»Klappe, Ed«, sagte Patty Jane und drehte das Küchenradio aus. Lauthals beschimpfte sie Harriet dafür, daß sie Vogstads Kunden belästigt hatte, aber insgeheim war sie froh; sie konnte sich nicht erinnern, wann Harriet das letztemal die Energie aufgebracht hatte, das Radio anzudrehen.
    Â»Wirklich, Harriet«, rief sie, während sie durch den Flur zum Wohnzimmer ging, »wenn Mr. Vogstad nicht so verknallt in dich wäre, hätte er uns längst rausgeschmissen.«
    Am äußersten Rand ihres Gesichtsfelds gewahrte sie plötzlich den Schimmer eines Schattens, so flüchtig, daß sie ihn kaum registrierte, und doch stieg augenblicklich Angst in ihr hoch.
    Â»Harriet?« rief sie gepreßt und kehrte zur Badezimmertür zurück.
    Â»Ba-ba?« sagte Nora in ihrem kleinen Tragbeutel.
    Das von Sonne durchflutete Badezimmer mit dem Fensterbrett voll blühender Usambaraveilchen sah heiter und freundlich aus, nur daß Harriet über der Badewanne hing.
    Im ersten Moment hätte Patty Jane gern geglaubt, daß ihre Schwester lediglich dabei sei, die Wanne zu schrubben, aber als sie zaghaft ein paar Schritte nähertrat, sah sie schon die leuchtend roten Blutspritzer auf dem Linoleum. Nicht weit entfernt glitzerte eine Rasierklinge.
    Â»Harriet!« Ihr Schrei löste bei Nora Geheul aus, und innerhalb von Sekunden wurde das Bad zur Gruselkammer, in der Patty unter gellenden Schreien durch Blut watete und bei ihrer Schwester nach Spuren von Leben suchte.
    Sie zog Harriet vom Badewannenrand und hätte sie beinahe wieder zurückfallen lassen, als sie sah, daß ihre Handgelenke unversehrt waren.
    Â»Aua, aua«, jammerte Harriet. »Mein Kopf.«
    Mit fliegenden Fingern durchsteifte Patty Jane das Haar ihrer Schwester, um nach feuchten Stellen zu tasten. Sie fand nichts; nur über Harriets linker Braue begann sich eine Beule zu bilden, die sich langsam violett färbte.
    Â»Aua«, sagte Harriet. Sie berührte die Beule an ihrer Stirn, senkte den Kopf und sah das Blut an ihrem Bein.
    Â»Hey, ich blute ja«, sagte sie schwach.
    Â»Harriet, was ist denn passiert?« fragte Patty Jane.
    Harriet starrte die gekachelte Wand an, während sie überlegte. »Ich weiß auch nicht«, antwortete sie schließlich. »Ich wollte die Rasierklinge wechseln – ich wollte mir die Beine rasieren – und da bin ich ... ich bin anscheinend ohnmächtig geworden.« Sie befeuchtete ihren Zeigefinger und drückte ihn auf die Schnittwunde unterhalb ihres Knies.
    Â»Du wolltest dich nicht umbringen?« flüsterte Patty Jane.
    Â»Mich umbringen?« Tränen sprangen ihr in die Augen. »Ach, Patty Jane, ich fühl mich doch sowieso schon tot.«
    Die Schwestern hielten sich umschlungen, bis Nora, die sich langweilte und außerdem hungrig war, zu greinen anfing.
    Â»Glaubst du ihr?« fragte Ione, als sie und Patty Jane spät am Abend am Küchentisch miteinander konferierten.
    Patty Jane nickte. »Wenn nicht, würde ich ja verrückt werden vor Sorge. Sie kann keiner Fliege was zuleide tun und Gott sei Dank – dreimal auf Holz geklopft – auch sich selbst nicht.«
    Patty Jane schüttelte den Kopf. »Ich werde nie vergessen, wie unser Dad damals ihre Trompete aus dem Fenster geschmissen hat«, sagte sie. »Sie ist rausgelaufen und hat sie geholt und hat sie an sich gedrückt wie ein Baby. Unablässig hat sie das verbeulte Ding gestreichelt, und dabei sind ihr die Tränen in Strömen übers Gesicht gelaufen. Elmo und Anna waren zu ihr noch gemeiner als zu mir, glaub ich, weil sie genau wußten, daß sie ihr mehr weh tun konnten.
    Ganz gleich, wie betrunken und bösartig sie am Abend zuvor waren, Harriet hat ihnen am Morgen unverdrossen das Frühstück gemacht – Haferflockenbrei und gekochte Eier und Kaffee, so verwässert, wie Anna ihn gern getrunken hat. Und immer war sie freundlich, ist für sie gerannt, hat ihnen Aspirin geholt, ihre Zigaretten angezündet, und ich, ich hab inzwischen im Wohnzimmer gehockt und ausgiebig den

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