Patty Janes Frisörsalon
Sicht, Mann in Sicht«, rief die erste, die ihn bemerkte. Eine hübsche Frau lachte. »Also wirklich, Bev, das hört sich ja an, als sollten wir sofort in volle Deckung gehen.« Sie ging auf den Mann zu und bot ihm die Hand. »Hallo, ich bin Patty Jane.«
»Von der Flotten Locke «, tippte Clyde Chuka.
Sie sah sich im Salon um. »Suchen Sie jemanden?«
»Nein«, antwortete er. »Da würde ich wahrscheinlich in eine Bar gehen.«
Patty Jane lachte. »Ich meine, wollen Sie jemanden abholen? Myrna, ist das der neue Mann, von dem Sie uns erzählt haben?«
»Nein, Clint ist groë, erklärte die Frau. »Nichts für ungut, Sir.«
»Schon in Ordnung«, gab er zurück und nickte ihr zu. »Nein, ich habe Ihren Anschlag drauÃen gesehen.«
Patty Jane musterte den breitschultrigen, kompakten Mann und runzelte einen Moment die Stirn, ehe ihr klar wurde, wovon er sprach. »Ach, Sie meinen, daà wir eine Maniküre suchen.« Die Erinnerung an die Demütigungen, die sie hatte einstecken müssen, als sie selbst sich um Arbeiten beworben hatte, die man Frauen üblicherweise nicht zutraute, war noch frisch. »Na schön, dann mal los. Würden Sie mir gleich die Nägel machen â als eine Art Test?«
»Mit Vergnügen«, sagte er.
»Und Sie sind â?« fragte Patty Jane.
»Clyde Chuka.«
»Chuka?« rief Bev Beal von der anderen Seite des Zimmers, wo sie ihre Kämme reinigte. »Was ist denn das für ein Name?«
»Das ist Tschechisch.« Er lächelte. Er nahm seine Millers-Baseballmütze ab, und ein langer schwarzer Zopf fiel seinen Rücken hinunter. Einige der Frauen rissen Mund und Augen auf. »Also, eigentlich bin ich hauptsächlich Indianer. Lakota. Aber mein UrgroÃvater war aus Prag. Er war Pelzhändler und hatte eine Schwäche für den weiblichen Teil der Eingeborenen.«
»Hört sich an wie mein Mann«, murmelte Alva Bundt. »Nur ist der nicht so wählerisch.«
Patty Jane führte Clyde Chuka zum Maniküretisch.
»Sie haben also Erfahrung«, meinte sie, während sie ihm bei der Arbeit an ihrem kleinen Finger zusah.
»Ja. Ich habe an meinen Verwandten geübt. An den Frauen, meine ich. Es hat für mich was Besonderes, die Hand einer Frau zu halten, etwas Warmes.«
Patty Jane entzog ihm ihre Hand. »Sie sind doch nicht so ein Perverser? Das â das macht Sie doch nicht etwa â na ja, scharf?«
»Patty Jane«, schalt Harriet.
Clyde Chuka lachte. »Nein, es macht mich nicht scharf.« Er nahm wieder Patty Janes Hand. »Ich bin Künstler â Bildhauer â, aber ich muà nebenbei arbeiten, um die Miete bezahlen zu können. Und von Handpflege versteh ich was, auch wenn das ein biÃchen ungewöhnlich ist.«
Er verstand wirklich etwas davon, und Patty Jane stellte ihn ein.
»Ihr habt doch nichts dagegen, Mädels?« fragte sie. Die »Mädels« schüttelten die Köpfe. Bev Beal allerdings nahm Patty Jane später beiseite und sagte, sie sei nicht sicher, ob es ihrem Freund recht sei, wenn sie mit einem Indianer zusammenarbeite. Patty Jane riet ihr, sich einen anderen Freund zu suchen.
Sie waren gerade dabei, seinen Arbeitsplan aufzustellen, als die Tür aufflog.
»Ich könnte euch allen was zeigen!« verkündete mit schrillem Kichern die Frau mit dem irren Blick und dem vorzeitig ergrauten Haar, die hereinstolperte.
»Entschuldigen Sie mich einen Moment«, sagte Patty Jane zu Clyde Chuka. »Kann ich Ihnen behilflich sein?« fragte sie die Frau.
»Ja, das würden Sie gern glauben, wie? Aber vielleicht bin ich diejenige, die Ihnen behilflich sein könnte.« Ihr wieherndes Lachen war gespenstisch.
»Sie taucht jedes Jahr ein- oder zweimal hier auf«, flüsterte Harriet Clyde Chuka zu. »In einer Klapsmühle wäre sie besser aufgehoben.«
»Mich würde mal interessieren«, sagte die Frau, ihre Handtasche an einer Kette hin- und herschwingend, »warum ich hier nicht freundlicher aufgenommen werde.«
»Also, jetzt reichtâs wirklich«, erklärte Patty Jane und machte Anstalten, die Frau herumzudrehen.
»Rühren Sie mich nicht an! Niemand rührt mich an!« Die Frau beruhigte sich wieder und fegte ein Stäubchen von ihrem Ãrmel. »Fast niemand jedenfalls.« Sie lachte wieder.
Paige Larkins Baby, das in dem
Weitere Kostenlose Bücher