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Paul Flemming 02 - Sieben Zentimeter

Titel: Paul Flemming 02 - Sieben Zentimeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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ist es auch für sie zu spät.«
    Katinka reagierte sofort. Sie stellte sich vor Paul und fragte:
    »Erwarten Sie von uns, dass wir vor Gericht ein gutes Wort für Sie einlegen?«
    »Nein«, sagte Schönberger ruhig. »Ich erwarte von Ihnen nur, dass Sie sterben.« Dann drückte er den Abzug. Ein Schuss löste sich mit peitschendem Knall.
    Paul sah fassungslos mit an, wie Katinka sich krümmte, ihre Hände auf den Bauch presste und stöhnend zusammensackte.
    Schönberger stand unbewegt da. Nachdem Katinka am Boden lag, zielte er mit der Pistole wieder auf Paul. Schönbergers Augen funkelten böse.
    Paul kniete sich neben seine blutende Freundin. Katinka stöhnte. Unbeholfen tastete er ihren Bauch ab. »Sind Sie verrückt geworden? Warum tun Sie das?« Paul zitterte. Ihm wurde schlecht vor Angst und Sorge.
    »Es ist der reine Selbsterhaltungstrieb: Wenn ich Sie nicht erledigen würde, würden Sie mich erledigen.« Schönbergers Stimme klang kalt und emotionslos. »Ich habe nichts zu verlieren. Bis man Ihre Leichen findet, bin ich mit etwas Glück außer Landes.«
    Paul, seine Hände jetzt fest auf die Wunde in Katinkas Körper gepresst, fühlte ihr warmes, pulsierendes Blut unter seinen Fingern. Verzweifelt hörte er, wie Schönberger erneut den Abzug seiner altmodischen Pistole spannte. Das Geräusch hallte in seinen Ohren. Und es war glasklar.
    Paul sah keine andere Möglichkeit: Er sprang auf, warf sich nach vorne, rammte Schönberger und brachte ihn damit für einen kurzen Moment aus dem Gleichgewicht. Paul riss die Wohnungstür auf und lief los.

47
    In seinen Gedanken sah er Katinka blutüberströmt vor sich auf dem Boden liegen, doch er rannte weiter. Er lief um sein Leben. Er nahm drei oder vier Stufen auf ein Mal. Hinter sich hörte er die lauten Schritte von Schönbergers schweren Stiefeln.
    Mein Gott – wie konnte er Katinka bloß so schmählich im Stich lassen? Paul rannte und rannte. Es war eine animalische Kraft, die ihn trieb. Ein Fluchtinstinkt.
    Er hetzte über den dunklen Weinmarkt. Der Regen schlug ihm ins Gesicht und durchnässte binnen kürzester Zeit seine Kleider. Die Tropfen prasselten auf den Boden, aber ansonsten war es beängstigend still. Nur seine Schritte hallten auf dem Kopfsteinpflaster wider – und die seines Verfolgers.
    Er musste versuchen, Hilfe für Katinka zu organisieren. Während er lief, zog er sein Handy aus der Tasche. Er schaltete es ein.
    Auf Höhe von Jan-Patricks Restaurant musste er feststellen, dass Schönberger trotz seines Alters erstaunlich schnell war und ihm dicht auf den Fersen folgte. Es blieb ihm keine Zeit, eine Nummer in sein Telefon zu tippen. Für einen Moment überlegte er, beim Goldenen Ritter zu klingeln und Zuflucht zu suchen.
    Doch dann hörte er einen Knall. Der Schuss galt ihm, daran bestand kein Zweifel. Paul hetzte weiter durch die Gassen des Burgviertels, die zu dieser Uhrzeit ausgestorben waren.
    Er fühlte, dass Schönberger sich nicht abschütteln ließ. Ein weiterer gezielter Schuss von ihm, und Paul wäre erledigt gewesen.
    Er bog völlig außer Atem und verzweifelt um die nächste Ecke, rutschte auf dem regennassen Boden aus, rappelte sich aber sofort wieder auf. Vor ihm ragte das dunkle Dürer-Denkmal in die Höhe und zeichnete sich drohend gegen den Nachthimmel ab. Paul erkannte seine Chance: Trug er nicht noch immer die Schlüssel zu den Felsenkellern bei sich? Er würde sich in den Kellern verschanzen und nach Hilfe telefonieren!
    Paul schaute sich um und sah jetzt auch Schönberger um die Ecke biegen. Wild entschlossen zerrte er an seinem Schlüsselbund. Mit einem Satz sprang er über das Gatter vor der Treppe, die hinab zu den Felsenkellern führte, und machte sich sogleich an der Eingangstür zur schaffen. Er spürte seinen Verfolger wie einen kalten Hauch in seinem Nacken.
    Vor ihm tat sich mit lautem Quietschen die schwere Metalltür zum Nürnberger Untergrund auf – womöglich seine einzige noch verbliebene Chance auf Rettung. Paul schlug mit Wucht auf den Lichtschalter und sah das Treppenhaus im grellen Neonlicht vor sich. Dann drückte er die Tür ins Schloss zurück, um sie zu verriegeln, aber zu seinem Entsetzen gab es von innen keine Möglichkeit sie zu versperren.
    Ohne weitere wertvolle Zeit verstreichen zu lassen, hetzte er die Stufen nach unten. Während er sein Tempo erhöhte, rief er sich den Aufbau der Felsenkeller ins Gedächtnis: Vor ihm lagen fünfundzwanzigtausend Quadratmeter in Stein gehauene Kellergewölbe. Das

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