Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Paul Flemming 02 - Sieben Zentimeter

Titel: Paul Flemming 02 - Sieben Zentimeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
Vom Netzwerk:
wechseln, um den Wirrwarr um die Morde ein wenig zu lichten. Der alte Haudegen Blohfeld war wenigstens in der Lage, ganz pragmatisch ein paar logische Zusammenhänge zu konstruieren oder aber zu Fall zu bringen.
    Als Paul seine Wohnungstür aufschloss, kam ihm der Reporter völlig aufgelöst entgegen. Er trug lediglich Boxershorts und wieder sein weißes Unterhemd. Paul gewann den Eindruck, dass Blohfeld bei einem noch längeren Aufenthalt im Exil unweigerlich verwahrlosen würde.
    »Ein Anruf für Sie wurde auf Band gesprochen«, sagte der Reporter in ungewohnter Nervosität.
    »Um was ging es denn?«, erkundigte sich Paul ruhig.
    Der Reporter stand vor ihm und bebte vor innerer Anspannung. »Warum haben Sie mir nichts von dem Sommerhaus an der Rednitz erzählt?«
    »Es hat sich eben nicht ergeben.«
    »Nicht ergeben?«, fragte der andere aufgebracht. »Ich habe eine sehr aufschlussreiche Nachricht von einem sehr aufschlussreichen Menschen mitgehört, der das Wiesinger-Imperium aus dem Effeff kennt. Dieser Herr wollte Sie dringend sprechen, Flemming. Sie haben sich neulich sogar beinahe getroffen, wie ich erfahren habe.«
    »Ach?«, sagte Paul mit kaum unterdrücktem Ärger. »Hatten wir nicht vereinbart, dass Sie die Finger von Telefon und Anrufbeantworter lassen?«
    »Erstens werden Sie inzwischen ja nicht mehr abgehört.«
    »Man kann nie wissen …«
    »Und zweitens hielt ich das für einen legitimen Weg, um möglichen neuen Hinweisen schneller nachgehen zu können.«
    Paul wollte protestieren, doch war er auch neugierig. »Herr Imhof war also tatsächlich im Sommerhaus?«
    Blohfeld nickte und starrte ihn diabolisch an. »Ja, er stand hinter der Gardine und hat Sie beobachtet.«
    »Wie hat er mich erkannt? Und warum ist er nicht herausgekommen und hat sich zu erkennen gegeben?« Paul wurde bei dem Gedanken daran allmählich wieder ärgerlich.
    »Weil er genauso viel Angst hatte wie Sie«, mutmaßte Blohfeld. »Er hat erst später von seiner Frau erfahren, dass Sie es gewesen sein mussten, der wie ein Einbrecher um das Haus gestrichen ist. Sie hat ihm dann auch Ihre Nummer gegeben.« Blohfeld plusterte sich auf und wetterte: »Warum – verdammt! – haben Sie mich nicht eingeweiht? Ihnen hätte sonst was passieren können!«
    Paul sagte erst mal gar nichts und goss sich ein Glas Orangensaft ein. Dann berichtete er von seinen Erlebnissen in der letzten Nacht, von Katinkas aktuellen Hypothesen und von Frau Imhof, die den Besuch des Sommerhauses überhaupt erst veranlasst hatte.
    Angesichts der brandheißen Information, die Paul von seinem Frühstück mit Katinka mitbrachte, büßten Imhof und sein Sommerhaus jedoch rasch an Interesse ein.
    »Doro Wiesinger«, sagte Blohfeld salbungsvoll, und ein Funkeln trat in seine Augen. »Was für eine interessante Wendung!«
    Dann schwieg der Reporter mehrere Minuten und massierte grüblerisch seine schmale Himmelfahrtsnase. »Also gut«, sagte er schließlich. »Lassen Sie mich mal einen Kurzabriss der Ereignisse versuchen, die mich endgültig entlasten könnten: Die Wiesingers betrügen auf doppelte Weise. Zum einen importieren sie illegal falsche Nürnberger Würste. Zum anderen prellen sie in seltenem Einvernehmen das Finanzamt durch ihre Scheinspenden an den Heimatbund. Alles läuft gut, doch dann drohen die miesen Geschäfte ruchbar zu werden: Hans-Paul Wiesinger heißt den Bratwurstschwindel, der wohl hauptsächlich von seinem geschäftstüchtigen Sohn ausgetüftelt wird, aus unerfindlichen Gründen nicht mehr gut, woraufhin sich Doro Wiesinger aus Angst vor der Enterbung ihres Mannes zu einer Kurzschlusshandlung hinreißen lässt: Sie tötet den Schwiegerpapa. Dann erfährt sie – vielleicht durch eine Indiskretion des Notars – von der Existenz Antoinettes. Da sie nun bereits in Übung ist, schlägt sie ein zweites Mal zu. Und sorgt auch dieses Mal durch eine falsche Fährte dafür, dass sie nicht in Verdacht gerät.«
    Paul hörte den kühn konstruierten Ausführungen des Reporters fasziniert zu. »Wenn sich diese Theorie halten lässt, wäre das ein Beweis Ihrer Unschuld, den selbst Katinka nicht ignorieren könnte.«
    »Ich werde nach Bekanntwerden aller Fakten zwar nicht gänzlich rehabilitiert sein, aber immerhin steigen endlich meine Chancen, mit einem blauen Auge davonzukommen.« Mit diesen Worten verschwand der Reporter in Richtung Badezimmer.
    »Eines noch«, hielt ihn Paul auf. »Sie haben mir gar nicht gesagt, was Imhof von mir wollte.«
    »Ach«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher