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Paul Flemming 02 - Sieben Zentimeter

Titel: Paul Flemming 02 - Sieben Zentimeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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der Produktionshalle fotografieren durften – jetzt kennen Sie den Grund dafür.«
    »Diese Tiefkühlladung erklärt so einiges«, stimmte Paul noch immer verblüfft zu.
    »Die Masche ist echt krass: Die Lkws fahren hier einfach ein und aus und mischen sich zwischen die anderen Zulieferer, als wäre es das Selbstverständlichste von der Welt.«
    »Mit unserer Nacht- und Nebelaktion lagen wir völlig daneben.« Paul ärgerte sich, dass sie nicht vorher draufgekommen waren. »Alles läuft ganz offen ab, als gehöre es zum normalen Tagesgeschäft. Und die Zahl der Eingeweihten kann man wahrscheinlich an einer Hand abzählen; das reicht aus, um den Laden am Laufen zu halten.«
    Hannah nickte eifrig. »Wahrscheinlich kommt gleich schon die nächste Fuhre Importwürstchen, und so läuft das den ganzen Tag«
    »Tja, Dreistigkeit siegt eben«, sagte Paul und meinte damit auch Hannahs Alleingang.
    Diese überhörte seine Spitze und schlug vor: »Lassen Sie uns nachsehen, aus welchem Land der Laster gekommen ist.«
    Ehe Paul sich versah, war sie abgetaucht und hinter dem Wagen verschwunden. Paul folgte ihr.
    Das Nummernschild, aus der Nähe betrachtet, war durchaus aufschlussreich.
    »Slowenien«, las Paul ernüchtert.
    »Dort sind die Arbeitskräfte noch richtig günstig«, sagte Hannah sarkastisch. »Und in zwei Jahren wird die Produktion von Nürnberger Würstchen dann bis nach China verlagert. Es lebe die Globalisierung!«
    »Globalisierung hin oder her«, sagte Paul und sah sich missmutig um. »Die Frage ist, wie wir hier wieder herauskommen.«
    »Klettern«, entgegnete Hannah trocken.

40
    Dieses Mal hatte Paul korrekt und ohne jede Zeitverzögerung gehandelt: Er hatte Katinka noch vor ihrem Aufbruch ins Büro erreicht und ihr von seinen Beobachtungen in der Wiesinger-Fabrik erzählt, ohne natürlich Hannah zu erwähnen.
    Dennoch plagten Paul Gewissensbisse, als er sich mit Katinka zum Frühstücken am Hans-Sachs-Platz traf. Die Liegestühle des Lokals und die ungezwungen heitere Sommeratmosphäre, die über der Stadt lag, konnten ihn nicht so richtig aufheitern.
    Katinka musterte ihn unverhohlen, während sie an ihrem Milchkaffee nippte. »Welche Laus ist dir über die Leber gelaufen? Eigentlich müsstest du mit deinem Erfolg von heute Morgen doch zufrieden sein.«
    Eine ganze Armee von Läusen, dachte Paul, presste aber die Lippen zusammen.
    »Jetzt sei mal ein bisschen stolz auf dich«, stachelte ihn Katinka an. »Immerhin hast du den Ruf der Nürnberger Rostbratwurst gerettet. Das, was die Wiesingers durch ihre illegalen Fremdwurstimporte betrieben haben, hätte auf lange Sicht die ganze Branche schädigen können – und ich muss dir nicht sagen, was das für Nürnberg bedeuten würde.« Katinka grinste. »Du bist der Held von Bratwurst-City!«
    »Sehr witzig«, sagte Paul.
    Doch Katinka gab nicht auf. »Neulich hast du mich aufzumuntern versucht, heute bin ich an der Reihe. Soll ich dir einen Tipp geben?«, fragte sie augenzwinkernd und winkte ihn näher zu sich heran. »Der echte George Clooney würde sich niemals so gehen lassen, sondern seine charmante Souveränität bewahren.«
    Charmante Souveränität? Paul war überhaupt nicht danach, hier den coolen Typen zu mimen, ihn plagten böse Selbstvorwürfe.
    Er hatte letzte Nacht fahrlässig das Leben von Katinkas Tochter aufs Spiel gesetzt, er verheimlichte noch immer Informationen vor ihr, wie etwa das Gespräch zwischen Doro Wiesinger und Gernot Basse oder was es genau mit dem Sommerhaus auf sich hatte. Nicht zuletzt beherbergte er einen gesuchten Mordverdächtigen in seinem Atelier. Schlimmer ging es eigentlich gar nicht. Und ausgerechnet in einer solchen Situation fing Katinka mit ihrem bescheuerten George Clooney an.
    »Ich merke schon: Du bist heute nicht besonders gesprächig.« Katinka rückte ihre Prada-Sonnenbrille auf der Nase zurecht. »Dann will ich mal den Anfang machen. Aber vorweg: Welches Frühstück nimmst du? Die Croissants sind hier sehr zu empfehlen.«
    »Amerikanisch«, sagte Paul trotzig, »Spiegeleier mit Speck und Toast.«
    »Na gut«, sagte Katinka, nachdem sie bestellt hatten.
    »Jedenfalls sind wir inzwischen ein ganzes Stück weitergekommen. Die Blutspuren vom Tatort in der Wiesinger-Villa waren tatsächlich eine gute Fährte. Auch die Fußspuren waren nicht etwa die einer Putzfrau, sondern diejenigen von Antoinette. Es hat sich damit eine völlig neue Konstellation ergeben«, sagte sie und erwartete wohl, dass Paul selbst die

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