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Paul Flemming 03 - Hausers Bruder

Titel: Paul Flemming 03 - Hausers Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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Eindringlingen und neugierigen Blicken schützte, war die imposante Kuppel der St. Elisabethkirche zu sehen. Paul war an Katinkas Seite anstandslos an dem Polizeibeamten an der Hauptpforte vorbeigekommen und näherte sich nun – mit Sichtausweis ans Revers geheftet – einer großen, offenen Garage.
    Schon von weitem erkannte er das brutal zertrümmerte Wrack. Prompt wurde er von der gleichen Beklommenheit ergriffen, die er seit seinen Ansbacher Erlebnissen immer wieder spürte.
    Zusammen betraten sie die Garage. Henleins Auto war mit einer Hebebühne auf Hüfthöhe angehoben worden. Unter dem Wrack lag, halb verdeckt durch die verbogene Karosserie, ein Monteur im obligatorischen Blaumann.
    Katinka räusperte sich laut, um auf sich und Paul aufmerksam zu machen.
    Augenblicklich tauchte der Monteur aus seiner Arbeitsposition auf. Paul staunte nicht schlecht, als sich vor ihm eine junge Frau mit sportlicher Figur, rotblonden, kurzen Haaren und ölverschmiertem Gesicht aufrichtete.
    Mit ihren ebenfalls ölgeschwärzten Händen wischte sie sich über die Stirn, musterte Katinka unverhohlen von der Fußspitze bis zum Scheitel und fragte dann in schnodderigem Tonfall: »Kann ich Ihnen irgendwie weiterhelfen?«
    Paul sah Katinka fragend an. Diese gönnte es sich zunächst, die Mechanikerin auf gleiche Weise zu taxieren, bevor sie ziemlich unterkühlt feststellte: »Wir haben uns nicht verlaufen, falls Sie das annehmen sollten.« Dann sagte sie mit durchaus arrogantem Augenaufschlag: »Blohm ist mein Name. Staatsanwältin Katinka Blohm. Wir möchten uns mit einem der Beamten vom Kommissariat 33 unterhalten, der Kriminaltechnik. Es wäre nett, wenn Sie uns anmelden könnten.«
    Die Rothaarige verzog keine Miene: »Da sind Sie bei mir schon an der richtigen Adresse«, sagte sie und streckte Katinka ihre verdreckte Hand entgegen. »Gestatten: Kriminaloberkommissarin Jasmin Stahl vom K 33.«
    »Ja, aber . . .«, stammelte Katinka sichtlich überrascht und konnte sich nicht dazu überwinden, die verschmutzte Hand zu drücken.
    »Um genau zu sein: Diplom-Ingenieurin Stahl«, ergänzte die junge Frau selbstbewusst. »Wir vom K 33 sind eine ziemlich heterogene Truppe. Spurensuche, erkennungsdienstliche Personenbehandlung, kriminaltechnische Untersuchungen – die ganze Bandbreite eben«, fuhr sie forsch fort.
    Als er Katinka ansah, musste Paul sich ein Schmunzeln verkneifen, um sie nicht zu verärgern. Gleichwohl war er gespannt auf den weiteren Verlauf dieses so interessant begonnenen Gesprächs.
    »Sie wissen also, warum wir hier sind?«, fragte Katinka in äußerst geschäftsmäßigem Ton. Sie korrigierte mit einer schnellen Handbewegung den Sitz ihres hellbraunen Kostüms.
    »Klar.« Die Oberkommissarin zog ein Taschentuch aus ihrem Overall und schneuzte sich. »‘Schuldigung. Schon ziemlich frisch um diese Jahreszeit. Ich arbeite viel im Freien, da zieht man sich rasch eine Erkältung zu.«
    »Also . . .«, Katinka schien ernsthafte Probleme im Umgang mit dieser unkonventionellen Frau zu haben, konstatierte Paul amüsiert. »Also«, hob sie erneut an, »wir würden gern die Ergebnisse Ihrer Untersuchungen erfahren.«
    Jasmin Stahl bedeutete Katinka und Paul, sich zu setzen. Als Platz bot sie ihnen einen Stapel aufgetürmter Reifen an. Paul nahm an, doch Katinka blieb stehen.
    Die junge Polizistin zog ein mit Alufolie verpacktes Etwas aus einer Jeanshandtasche und wickelte ein dickes Schinkenbrot aus.
    »Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich dabei etwas esse?«
    Katinka schüttelte mit ausdrucksloser Miene den Kopf.
    »Ich habe mir das Fahrgestell angesehen, genauer gesagt die Radaufhängung«, begann Jasmin Stahl kauend mit ihren Ausführungen. »Viel ist ja nicht davon übrig geblieben. – Das ganze Ding«, sagte sie schmatzend, » ist eigentlich nur noch ein Haufen Schrott.«
    »Sind Sie denn auf Abnormitäten gestoßen?«, fragte Katinka gestelzt.
    »So würde ich das nicht unbedingt bezeichnen«, antwortete die Polizistin und wischte sich etwas Butter vom Mund. »Aber ungewöhnlich ist es schon.« Sie griff nach einem kleinen transparenten Plastikbeutel. »Sehen Sie die Schrauben hier? Die stammen alle vom linken Vorderrad.«
    Paul musterte die Tüte und erkannte einige verbogene und teilweise abgebrochene Schrauben. »Von dem Rad, das sich vom Wagen gelöst hat?«, erkundigte er sich.
    Zum ersten Mal seit ihrer Begegnung sah ihm die Rothaarige in die Augen. Sie verweilte einige Momente darin und antwortete: »Genau.

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