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Paul Flemming 03 - Hausers Bruder

Titel: Paul Flemming 03 - Hausers Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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Paul gab als Suchwort abermals »Feuerbach« ein und erhielt eine Reihe von bisherigen Einträgen, die sich mit dem Gerichtspräsidenten beschäftigten.
    Ein gewisser »Spuerhund« ging ziemlich detailliert auf die Giftmordtheorie ein. Paul beschloss, sich in dem Chatroom anzumelden, um mit ihm Kontakt aufnehmen zu können.
    Die standardisierte Anmeldeprozedur hatte er fix erledigt. Nun gab er eine unverfängliche, aber interessierte Botschaft an »Spuerhund« ein.
    So, das war’s fürs Erste. Er stand auf, um sich aus seinem Kühlschrank ein dunkles Gutmann-Weizen zu holen.
    Gespannt setzte er sich wieder vor den Bildschirm. »Spuerhund« war offenbar gerade online, denn er hatte auf Pauls Anfrage bereits geantwortet:
    »Hallo, Hauser-Neuling. Du klingst in deiner Mail so distanziert? Feuerbach ist ermordet worden, da besteht kein Zweifel. Oder hältst du uns etwa für Spinner?«
    Paul schmunzelte wegen der sehr direkten Art seines anonymen Chatpartners. Er zog die Tastatur näher zu sich heran und schrieb: »Bin von Natur aus Zweifler. Wo sind die Beweise für einen Mord?«
    Keine Minute war verstrichen, als die Antwort aufpoppte: »Feuerbach hatte Unterlagen gefunden, die Hausers wahre Herkunft vor Gericht bestätigt hätten. Er wollte sie nach seiner Rückkehr aus Frankfurt in Ansbach vorstellen. Sein Vorhaben wurde nur durch das feige Giftattentat vereitelt.«
    »Klingt dramatisch, ist aber meilenweit von einem wirklichen Beweis entfernt«, gab Paul ein.
    »Die Unterlagen sind der Beweis.«
    Paul lächelte abermals. »Spuerhund« verstand es ausgezeichnet, vom eigentlichen Thema abzulenken. »Die Unterlagen sind aber doch nie aufgetaucht, oder?«, hakte Paul nach.
    »Nein, ihre Verbreitung wird bis heute verhindert.«
    »Von wem?«
    »Von den Verschwörern.«
    Paul lachte und trank einen großen Schluck Bier. »Jetzt wird es aber unglaubwürdig. Sitzen die Verschwörer im Haus Baden?«
    »Sie kennen die Antwort, wenn Sie sich mit dem Fall Hauser näher befasst haben. Das Haus Baden ist nur ein kleines Rad im großen Laufwerk der Geschichte.«
    Paul ahnte, worauf sein Chatpartner anspielte: »Die Verbindung nach Frankreich? Stichwort Napoleon?«
    »Ja«, kam es knapp zurück.
    »Aber Hausers eventuelle Mutter war doch bloß eine Adoptivtochter des großen Franzosen«, wandte Paul ein.
    Die Antwort, die folgte, war ausführlich und klang Pauls Meinung nach ziemlich kompetent:
    »1805 wollte Napoleon die Häuser Bonaparte und Zähringen durch seine Heirat verbinden und wählte Stephanie aus, denn ihr Vater war unter Napoleon französischer Senator. Die Mutter des badischen Erbprinzen Karl hasste Napoleon und wollte die Heirat unter dem Vorwand von Stephanies niedrigem Adelsstand verhindern. Daraufhin adoptierte Napoleon Stephanie Beauharnais, machte sie zur Fille de France und verlieh ihr den Rang einer kaiserlichen Prinzessin. – Überzeugt?«
    »Nicht ganz«, tippte Paul in die Tastatur, obwohl er tatsächlich beeindruckt war. »Existieren denn Feuerbachs Unterlagen wirklich noch?«, kam er auf das ursprüngliche Thema zurück.
    »Ja.«
    Paul war verblüfft über die abermals kurze und gleichsam so überzeugte Antwort. »Wer hat sie?«, wollte er wissen.
    »Das ist unbekannt. Aber ein Mitglied unserer Organisation stand kurz davor, sie zu erwerben.«
    »Was ist das für eine Organisation?«
    »Wir haben uns der Aufklärung der beiden Fälle Hauser und Feuerbach verschrieben.«
    Paul dachte nach. Dann schrieb er: »Warum hat das Mitglied die Unterlagen nicht bekommen können?«
    »Er wurde daran gehindert.«
    »Hat man ihm gedroht?«
    »Nein.«
    »Wie sonst?«
    Pauls Chatpartner ließ sich mit seiner Antwort unverhältnismäßig lange Zeit.
    »Spuerhund, sind Sie noch online?«, hakte Paul nach.
    »Ja.«
    »Was ist mit Ihrem Kollegen geschehen?«
    »Er wurde liquidiert.«
    Vor Überraschung stieß sich Paul von seinem Schreibtisch ab. Er las die Antwort ein zweites Mal, bevor er selbst wieder in der Lage war, etwas zu schreiben: »Wollen Sie sagen, dass Ihr Freund nicht mehr lebt?«
    »Er wurde liquidiert«, wiederholte »Spuerhund«.
    »Das klingt sehr abenteuerlich«, tippte Paul. »Machen Sie sich über mich lustig?«
    »Nein«, antwortete »Spuerhund«.
    »Was ist geschehen?«
    Wieder ließ »Spuerhund« lange Sekunden verstreichen. »Woher weiß ich, dass Sie kein Spion sind?«
    »Ich bin kein Spion. Was ist mit Ihrem Freund passiert?«
    »Er hatte einen Unfall.«
    »Gerade haben Sie doch noch das Wort ›

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