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Paul Flemming 03 - Hausers Bruder

Titel: Paul Flemming 03 - Hausers Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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dich schon gratis bei mir verköstige, darfst du mir mal als Gegenleistung einen Rat geben: Bernhard Schrader will, dass ich für ihn das Catering übernehme.«
    »Bernhard Schrader?«, erkundigte sich Paul. »Der Baulöwe?«
    Der Koch nickte. »Genau der. Schrader lädt nach dem ersten Spatenstich für die Franziskanerhof-Passage zu einem gepflegten Imbiss im Bauzeit ein.«
    Es ging also endlich voran mit dem Franziskaner-Hof, folgerte Paul. Wurde ja auch Zeit, denn die hässliche Bauruine am Pegnitzufer lag seit geraumer Zeit brach. Mit Schrader hatte sich endlich ein potenter Bauherr gefunden, der schon so manche verkommene Immobilie aus dem Dornröschenschlaf geweckt hatte. »Das hört sich aber schwer nach einem Nobel-Catering an«, sagte Paul.
    »Einerseits nobel, andererseits bodenständig fränkisch«, antwortete Jan-Patrick. »Du weißt ja, wie der Schrader ist: fest verwurzelter Urfranke und doch Mann von Welt. Heute in Nürnberg, morgen in New York, übermorgen in Tokio.«
    »Und spätestens überübermorgen wieder in Nürnberg. Also?«, fragte Paul. »Irgendwelche Vorschläge?«
    Für einen kurzen Moment ließ Jan-Patrick sein Gesicht in den Handflächen verschwinden und seufzte. Die Anspannung des langen Arbeitstages war ihm nun doch anzumerken. »Ich möchte eigentlich meinen Karpfenwochen treu bleiben. Was hältst du von gebratenem Karpfensteak mit Kartoffelsalat?«
    Paul wiegte den Kopf. »Klingt zünftig. Insofern würde es zu einer Baustelle passen. Aber ist Schraders Klientel nicht zu fein für sowas?«
    Jan-Patrick verzog den Mund. »O.k., also dann: Karpfen im Frankenweinsud mit Salzkartoffeln und heißer Butter?«
    »Schon besser, aber irgendwie immer noch zu bodenständig.«
    »Ich werde dir gleich zeigen, was bodenständig ist«, schimpfte Jan-Patrick aus Spaß. Dann beugte er sich vor und flüsterte Paul verschwörerisch ins Ohr: »Karpfenrippchen geröstet mit feinem Endivien-Kartoffelsalat.«
    Endlich formte sein Freund mit Daumen und Zeigefinger ein O: »Perfekt! So werden dir die hohen Herren zu Füßen liegen.«
    »Ach, weißt du, es reicht vollends, wenn sie mir aus der Hand fressen.«
    21
    Ein schrilles Läuten drang an sein Ohr. Paul war verwirrt. Alarm? Panisch sah er sich um. Er stand neben einem Autowrack – Henleins Auto! Flammen züngelten aus dem Motorraum. Beißender Qualm. Pauls Augen brannten. Er sah sich nach dem Fahrer um. Henlein saß noch hinter dem Steuer!
    Paul kämpfte sich durch den dichten Rauch zum brennenden Wagen. Er war allein. Die Sirenen heulten noch immer, aber die Feuerwehr war weit entfernt. Niemand konnte ihm helfen.
    Henlein hing schief in seinem Anschnallgurt. Sein Gesicht war blutüberströmt.
    »Lösen Sie Ihren Gurt!«, schrie Paul. Die Flammen schlugen immer höher.
    »Es ist zu spät«, stammelte Henlein. Der kleine Mann mit dem rundlichen Kopf und dem dünnen Haar sah ihn müde an. »Sie müssen diese Sache für mich zu Ende bringen.«
    »Von welcher Sache sprechen Sie?« Paul rüttelte an der Fahrertür. Sie war glühend heiß, und Paul verbrannte sich die Hände.
    »Sie wissen, was ich meine«, sagte Henlein. Mit nachlassender Kraft wurde seine Stimme leiser: »Finden Sie Hausers Mörder. . .«
    »Das kann ich nicht!«, rief Paul dem Sterbenden zu.
    »Doch«, hauchte Henlein, seine Augen flackerten, »das können Sie! Die Lilie wird Sie leiten.«
    »Die Lilie?« Paul zog die Ärmel seines Trenchcoats über die Hände und versuchte erneut, die Tür aufzureißen. Vergeblich.
    »Folgen Sie der Spur des Medaillons . . .« Henleins Augenlider schlossen sich für immer.
    »Henlein!«, schrie Paul. »Henlein! Sie dürfen nicht sterben! Ich werde Sie retten!«
    Wieder schreckte ihn das schrille Läuten auf. Paul wollte sich die Ohren zuhalten, doch im gleichen Moment verschwammen die Bilder vor seinen Augen.
    Das Feuer hatte Henleins Auto vollends erfasst. Es brannte lichterloh. Gleißende Helligkeit umströmte Paul. Geblendet vom Licht presste er die Augen zu.
    Als er sie wieder öffnete, fand er sich auf seinem Schlafsofa wieder. Die Morgensonne bahnte sich ihren Weg durch das Fenster und blendete ihn.
    Ein Albtraum, dachte Paul im Wachwerden. Und was für einer! Er atmete tief durch.
    Das Läuten jedoch wiederholte sich noch immer. Es kam von der Wohnungstür. Paul stand auf und warf seinen schwarzen Morgenmantel über, bevor er öffnete.
    Eine junge Frau stand ihm gegenüber. Sie hatte langes dunkles Haar, war stark geschminkt und trug ein aufreizend

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