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Paul Flemming 03 - Hausers Bruder

Titel: Paul Flemming 03 - Hausers Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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Schreibtisch und seine unmittelbare Umgebung begrenzt.
    Wahrscheinlich, reimte Paul sich zusammen, war es Zetschke selbst gewesen. Womöglich hatte er Paul schon kommen sehen und auf die Schnelle noch etwas vor ihm verbergen wollen. Aber was? Und wichtiger noch: Wo war Zetschke geblieben?
    Erst jetzt bemerkte er die einen Spalt breit offen stehende Hintertür.
    Verflucht, Zetschke hatte sich aus dem Staub gemacht! Was hatte das zu bedeuten? Entweder war Zetschke tatsächlich ein Fälscher und Betrüger und wähnte Paul dicht auf seinen Fersen – oder aber. . .
    Paul stockte kurz der Atem, als ein in ihm schlummernder Verdacht wieder wachgerüttelt wurde: Steckte womöglich doch nicht Schrader, sondern der Devotionalienhändler hinter dem Mord an Henlein? Gesetzt den Fall, dass er Henlein mit dem Hauser-Hemd eine Fälschung angedreht hatte: Wollte Zetschke dann mit seiner Bluttat vermeiden, dass Henlein seinen Schwindel entlarvte?
    Paul schauderte bei dem Gedanken, der ihm ja schon einmal bei seinem ersten Besuch gekommen war. Ein weiterer Verdächtiger also – und wieder einer mit einem handfesten Motiv. . .
    Mit wachsender Besorgnis sah er sich in dem engen Büroraum um. Das Durcheinander auf dem Schreibtisch zog ihn an, er musste sich die verstreut herumliegenden Zettel und Karteikarten näher ansehen!
    Ohne festes System nahm er sich zunächst die Karteikarten vor. Eine Reihe von Namen war darauf aufgelistet. Und Adressen, die ihm nichts sagten. Viele davon waren offenbar ausländischer Herkunft.
    Unter einem achtlos auf die Schreibtischplatte geworfenen Aktenordner entdeckte Paul etliche Fotos. Sie zeigten Heiligenfiguren, Kreuze und Bilder mit biblischen Motiven. Der Hintergrund ließ darauf schließen, dass die Aufnahmen in Kirchen gemacht worden waren. Paul hätte es nicht gewundert, wenn er einige dieser Motive im Original in Zetschkes Lager finden würde.
    Paul suchte mehr oder weniger ziellos weiter, ohne dass er auf einen brauchbaren Hinweis auf Zetschkes überstürzten Aufbruch stieß. Dann wurde er auf eine andere Karteikarte aufmerksam, die halb verdeckt unter dem Schreibtisch lag. Paul hob sie auf und stieß einen leisen Pfiff aus.
    »Franz Henlein«, las er, »Am Sand 6, Nürnberg.«
    Darunter waren mehrere Artikel mit den jeweiligen Artikelnummern sowie Preise verzeichnet. Wie es aussah, schien Henlein ein Stammkunde von Zetschke gewesen zu sein, denn die Liste war lang. Auf der Rückseite der Karte setzte sich die Aufzählung fort. Ganz am Ende stand:
    »Hemd, Kaspar Hauser org., Quelle: Mládková, Prag.«
    Als Preis war die für Paul nur schwer nachvollziehbare Summe von sage und schreibe vierzehntausend Euro eingetragen worden!
    Paul studierte die Karteikarte erneut. Doch so oft er sie auch las, konnte er aus den mageren Angaben keinen Rückschluss darauf ziehen, ob es sich bei dem Hemd um eine Fälschung handelte. Der Name des Prager Lieferanten war höchstens ein Anhaltspunkt, aber längst kein Beweis. Oder bezog sich das »org.« nicht auf die Herkunft, sondern direkt auf das Hemd?
    Ein Räuspern ließ Paul herumfahren. Die Karteikarte entglitt seinen Fingern, als wie aus dem Nichts ihm plötzlich eine junge Frau gegenüberstand. Sie war auffallend hübsch, trug einen trendigen Rock, darüber eine weit ausgeschnittene Bluse. Ein Anblick, der Paul in einer anderen Situation durchaus erfreut hätte.
    Die Frau fixierte ihn mit zusammengekniffenen Augen. In der ausgestreckten rechten Hand hielt sie eine kleine Spraydose.
    Reizgas!, schoss es Paul durch den Kopf, dann betätigte die Frau den Auslöser.
    33
    Paul hustete und röchelte. Er konnte kaum etwas sehen, so sehr brannten seine Augen. Mit Mühe und Not gelang es ihm, die Frau, die bereits den Telefonhörer in der Hand hatte, davon abzubringen, die Polizei zu verständigen.
    »Glauben Sie mir doch bitte endlich: Ich bin kein Einbrecher!«, versicherte er ihr zum wiederholten Mal.
    »Aber Sie sind doch in das Büro von Herrn Zetschke eingedrungen! Ich habe Sie auf frischer Tat dabei ertappt, wie Sie in seinen Sachen herumgewühlt haben. Schauen Sie doch, wie es hier aussieht! – Ich habe Sie aus meiner Boutique gegenüber schon beobachtet, als Sie den Laden betreten hatten. Danach sah ich Herrn Zetschke Weggehen. Sie aber blieben drin. Haben Sie dafür eine einleuchtende Erklärung?«
    »Das macht mich aber nicht automatisch zum Verbrecher und gibt Ihnen noch lange nicht das Recht, mich mit Tränengas zu besprühen!«
    Nach Pauls

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