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Paul Flemming 03 - Hausers Bruder

Titel: Paul Flemming 03 - Hausers Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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subjektiven Empfinden zog sich das unschöne Gespräch eine Ewigkeit in die Länge, bis die aufgebrachte junge Frau schließlich Reizgasflasche und Telefonhörer sinken ließ.
    »Darf ich jetzt gehen?«, bat Paul genervt und rieb sich die nach wie vor schmerzenden Augen.
    »Meinetwegen«, sagte die knallharte Schöne. »Aber nichts mitnehmen.«
    »Ich werde mich hüten.«
    Draußen auf dem Trödelmarkt schnappte Paul gierig nach frischer Luft. Das Gas hatte ihm heftig zugesetzt. Richtig böse sein konnte er der jungen Frau allerdings nicht, denn sie hatte es mit der Nachbarschaftshilfe einfach nur ein wenig zu genau genommen.
    Wenn er mit Zetschke nicht weiterkam, weil der sich aus dem Staub gemacht hatte, wäre also zunächst der zweite Teil seiner Aufgabe zu erledigen, überlegte Paul auf dem Heimweg. Er würde Henleins Witwe aufsuchen und sie darum bitten, ihm das angebliche Hauser-Hemd als Leihgabe zu überlassen. Er wusste noch nicht, wie er das anstellen sollte, aber ihm würde schon die geeignete Taktik einfallen. Wenn nicht heute, dann morgen. Oder übermorgen . . .?
    Paul hatte die kürzeste Strecke nach Hause zum Weinmarkt genommen und war froh, als er wenig später das Mehrfamilienhaus, in dem er wohnte, erreicht hatte.
    Selbstverständlich würde er die Witwe glaubhaft überzeugen müssen, überlegte er, während er nach dem Haustürschlüssel suchte. Mit Argumenten, Freundlichkeit und vielleicht sogar mit ein wenig Geld aus Blohfelds Redaktionskasse. Trotzdem war er zuversichtlich, dass er es schaffen konnte. Er musste nur den geeigneten Augenblick dafür abpassen und durfte nichts überstürzen.
    Als er den Schlüssel ins Schloss steckte, stutzte er, als er ein Mini Cabriolet neben seinem Haus parken sah. Neugierig geworden, warf er einen Blick auf das Nummernschild, nur um danach noch mehr überrascht zu sein.
    Es handelte sich eindeutig um Katinkas Wagen! Paul schaute auf die Uhr. Es war Montagnachmittag, besser gesagt, früher Nachmittag. Für die Mittagspause war es schon zu spät, für den Feierabend aber eindeutig noch zu früh. Was zum Kuckuck wollte Katinka bei ihm?
    Er hatte es nun sehr eilig, die Treppen zu seiner Atelierwohnung hinaufzulaufen.
    »Hallo?«, sagte er voller Verblüffung, als er Katinka vor seiner Wohnungstür hocken sah. »Wie bist du denn ins Haus gekommen?«
    »Bei einem Nachbarn geklingelt.«
    »Und warum . . . ich meine, was machst du hier?«
    Katinka stand auf, ging auf ihn zu und umarmte ihn. »Ich wollte dich sehen. Dich in meiner Nähe haben. Ist das o.k.?«
    Paul nickte noch immer überrascht und schloss seine Wohnung auf. »Klar. Womit habe ich diese Aufmerksamkeit denn verdient?«
    »Verdient hast du sie ganz sicher nicht«, lachte Katinka.
    Als sie im Wohnungsflur standen und Paul die Tür hinter sich geschlossen hatte, sah ihn Katinka herausfordernd an. Sie war noch immer in ihr schlichtes Kostüm gekleidet, das sie im Justizgebäude zur Arbeit getragen hatte, doch ihre Körperhaltung war alles andere als geschäftsmäßig. Auch ihre Augen waren merkwürdig unruhig, beinahe angriffslustig.
    »Gibt es etwas Neues über Schrader?«, fragte Paul. »Hast du dich etwa doch noch dazu entschließen können, gegen ihn zu ermitteln?«
    Katinka ging langsam rückwärts in sein Wohnzimmer, und Paul folgte zögernd. In der Mitte des Raums, genau unter dem großen Oberlicht, blieb sie stehen. Unvermittelt bekam sie Paul am Kragen zu fassen und zog seinen Kopf näher zu sich heran.
    »Wenn du dich schon nicht dazu durchringen kannst, mich nach Berlin zu begleiten, will ich wenigstens wissen, auf was ich die nächste Zeit verzichten muss«, sagte sie und sah ihn mit ihren blauen Augen intensiv an.
    »Was? Was meinst du . . .«, stotterte Paul, plötzlich schüchtern. »Weißt du, wie spät es ist? Ich meine: Müsstest du nicht längst wieder in deinem Büro sein?«
    »Ich feiere Überstunden ab.« Katinka schob ihn lächelnd zum Sofa hinüber. Sie gab ihm einen Stups, so dass er rückwärts auf das weiche Polster plumpste. »Keine Ausflüchte mehr.«
    »Ich habe auch nicht vor zu fliehen«, stammelte Paul und beobachtete ziemlich überrascht Katinkas weiteres Vorgehen.
    »Brrr. Ist mir kalt«, hauchte sie.
    »Kein Wunder, wenn du dich ausziehst.«
    »Schau mal: Ich habe Gänsehaut – überall. . .«
    34
    »Aufgepasst, meine Damen und Herren: Ich serviere nun den Höhepunkt des heutigen Donnerstagabends«, sagte Jan-Patrick würdevoll. Der kleine Koch stellte sich auf die

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