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Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg

Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg

Titel: Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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sprechen!
    Er zog sein Adressregister heran und ließ seine Finger durch die vielen Visiten – und Karteikarten flitzen. Dann hatte er die Richtige gefunden: die Karte der Modelagentur, die die Mädchen vermittelt hatte.
    Paul ging mit dem schnurlosen Telefon zum Sofa zurück und tippte die Nummer ein.
    »Mandy’s Model Company, Sie sprechen mit Frau Hufnagel«, meldete sich eine überzogen süßliche Stimme.
    Paul atmete tief durch. Er ahnte, dass ihm ein Gespräch mit dem zweiten Model mit etwas Glück dabei helfen würde, die Lücken in seinem Gedächtnis zu schließen. Er war entsprechend aufgeregt, wollte sich das aber nicht anmerken lassen: »Hier spricht Flemming, Paul Flemming. Könnte ich bitte mit. . .«
    Weiter kam er nicht. Er hatte seinen Namen kaum ausgesprochen, als seine Gesprächspartnerin auflegte. Paul dachte zunächst an ein Versehen und versuchte es erneut. Aber die Verbindung wurde sofort wieder unterbrochen. So etwas war kein Zufall, und Paul musste kein Hellseher sein, um den Grund zu begreifen: Das andere Model hatte längst mit seinen Kolleginnen geredet – der Verdacht gegen ihn hatte sich offenbar schon weiter herumgesprochen, als er dachte. Kein Wunder, dass die Telefonistin von Mandy’s Model Company sofort aufgelegt hatte.
    Paul fluchte, den Hörer noch in seiner Hand, vor sich hin. Wie von selbst bewegten sich seine Finger, um eine andere Nummer einzutippen.
    Er tat das nicht gern. Es gibt Menschen, die bittet man nur in äußerster Not um Hilfe. Doch Paul befand sich in Not – und um aus dieser zu entkommen, war er bereit, sich bis zu einem gewissen Grad zu erniedrigen. Denn eines war sicher: Für Victor Blohfeld würde es ein Triumph sein, Paul in einer so verzweifelten Lage zu sehen und zu wissen, dass seine Hilfe nötig war.
    Während Paul dem Rufton lauschte, kam ihm aber auch der Gedanke daran, dass der Polizeireporter es womöglich schlichtweg ablehnen würde, ihn zu unterstützen. Denn Mord war kein Kinderspiel – und Paul hatte nicht den kleinsten Anhaltspunkt dafür, dass er unschuldig war.
    »Blohfeld«, schmetterte es aus dem Hörer. »Wir haben gleich Schlagzeilenkonferenz. Machen Sie es kurz, Flemming!«
    »Woher wissen Sie, dass ich . . .«, setzte Paul verwundert an.
    »Ich kann Ihre Nummer auf dem Display sehen, Sie Technikbanause«, unterbrach ihn Blohfeld. »Also, was gibt’s Wichtiges?«
    Paul musste sich konzentrieren, um den Sachverhalt so neutral wie möglich zu schildern. Dennoch merkte er, wie seine Stimme vor innerer Anspannung zitterte.
    Am anderen Ende der Leitung herrschte zunächst Schweigen. Nur das Bimmeln der Redaktionstelefone im Hintergrund sprach dafür, dass Blohfeld noch dran war.
    Dann räusperte sich der Reporter. »Sie behaupten also, dass Sie selbst überhaupt keine Erinnerung an diese Vorfälle haben?«, fragte er skeptisch.
    »Ja«, bestätigte Paul wahrheitsgemäß. »Zumindest nicht an die entscheidenden Stunden.«
    »Sie wollen mir da nicht etwa einen Bären aufbinden, oder?«, hakte Blohfeld misstrauisch nach.
    »Das würde ich gern«, sagte Paul mit einem kümmerlichen Anflug von Humor. »Aber dafür bin ich momentan nicht in der richtigen Verfassung.«
    »Also gut«, sagte der Reporter knapp. »Es gibt eine Tote und einen Tatverdächtigen. – Ich bin gespannt, ob Sie in der heutigen Pressebilanz des Präsidiums erwähnt werden. Vielleicht ist man gnädig und kürzt Ihren Nachnamen ab.« Und dann in rüderem Tonfall: »Was um Himmels willen wollen Sie von mir, Flemming?«
    »Wir kennen uns schon recht lange«, appellierte Paul an das Gewissen des Reporters, »und ich weiß, dass Sie meistens vor allen anderen das Gras wachsen hören. Wenn jemand etwas über die fraglichen Stunden herausbekommen kann, dann sind Sie es.«
    »Hören Sie, Flemming: Ich muss jetzt wirklich in die Konferenz. Die anderen warten schon«, sagte Blohfeld ungeduldig. »Mag sein, dass ich etwas herausbekomme. Vorerst aber sind Sie ein Tatverdächtiger, und ich werde mich hüten, in polizeiliche Ermittlungen einzugreifen. Nehmen Sie sich lieber einen guten Anwalt. Außerdem. . .«
    »Außerdem was?«, fragte Paul enttäuscht.
    »Außerdem musste es bei Ihrem Lebenswandel ja irgendwann soweit kommen.«
    »Was soll das heißen?«, entrüstete sich Paul. »Mein Lebenswandel?«
    »Nun, Sie sind – wie alt? Vierzig?«
    »Fast!«
    ». . . und unverheiratet. . .«
    »Deswegen müssen Sie mich nicht als Lebemann abstempeln!«
    »Ach, Sie wollen kein Playboy sein?

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