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Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg

Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg

Titel: Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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Miene.
    »So?« Wormser machte sich an einigen Schaltern des Armaturenbretts zu schaffen, das in seiner nackten Funktionalität nur wenig mit dem eines normalen Straßenautos gemein hatte.
    »Ja«, bestätigte Paul. Er wusste, er würde nur diese eine Chance haben, Wormser zu beeindrucken. Andernfalls konnte er sich gleich selbst am Gefängnistor an der Mannertstraße melden. »Heinrich Bartel. Er war damals an der Aktion mit den Reichskleinodien beteiligt und kannte Ihren Vater.«
    »Aber Bartel hat ein schwaches Herz. Ich dachte, er sei. . .« Für einen winzigen Moment schien Wormsers Fassade zu bröckeln. Doch der Putz war schnell wiederhergestellt. »Bartel ist ein alter Mann. Es ist bedauerlich, aber wussten Sie, dass er schon seit längerem wegen fortgeschrittener Demenz behandelt wird?«
    Bei diesen Worten ließ Wormser seinen Wagen langsam anrollen. Paul machte erschrocken einen Satz nach hinten.
    Sofort stieß Jasmin ihn an und bedeutete ihm, Wormser nachzulaufen. Zum Glück konnte der DTM-Bolide auf dem schmalen Zufahrtsweg zur Rennstrecke kein Tempo aufnehmen. Pauls verstauchter Fuß tat noch immer höllisch weh. Doch er unterdrückte den Schmerz und konnte, mehr humpelnd als laufend, kurz darauf wieder zu Wormser aufschließen.
    »Die Geschichte der drei Toten von der Münchner Straße kennt Bartel noch sehr genau!«, rief Paul. Es war ein weiterer Versuch, Wormser zu verunsichern.
    Dieser schien sich an dem Brocken tatsächlich zu verschlucken. Abrupt stoppte er den Wagen. »Bartel weiß gar nichts«, sagte Wormser und wirkte zumindest ansatzweise erzürnt. »Auf was für Hirngespinste haben Sie sich da bloß eingelassen? Ich hätte die deutsche Polizei wahrlich für intelligenter gehalten.«
    Paul beschloss, jetzt aufs Ganze zu gehen. Entweder er würde anschließend ausgelacht und verhöhnt, oder aber er würde Wormser an der einzigen Schwachstelle treffen, die er womöglich hatte: »Ich will Ihnen mal die ganze Geschichte erzählen, wie wir sie sehen«, sagte Paul und sah Wormser fest in die Augen. »Ihr Vater hatte damals nicht nur direkten Zugriff auf die Reichskleinodien, sondern auch auf ihre Replikate. Ja, wir wissen, dass es Kopien gab, zumindest aber eine Kopie: nämlich die der Heiligen Lanze. Sie wurde von drei bedauernswerten Männern angefertigt, die im April 1945 von der SS erschossen wurden, weil sie ihr Geheimnis mit ins Grab nehmen sollten. Ihr Vater hat in dem allgemeinen Chaos seine Chance erkannt, die echte Lanze gegen die Fälschung auszutauschen. Und die hat er dann den Amerikanern zusammen mit den übrigen Reichinsignien, den authentischen, untergeschoben.«
    »Daraus folgt«, schaltete sich Jasmin wieder ein, »dass das Original seit 1945 im Besitz Ihres Vaters geblieben ist. . .«
    ». . . um anschließend im Sinne der Erbfolge bei Ihnen anzukommen«, endete Paul.
    Wormser presste die Lippen zusammen. »Sie haben eine blühende Fantasie«, sagte er dann. »Aber abgesehen davon, dass ich unbestreitbar der Sohn meines Vaters bin, wozu ich auch gern stehe, können Sie wohl kaum die Tatsache leugnen, dass sich die Heilige Lanze in diesem Moment im Alten Rathaus befindet, gemeinsam mit dem restlichen Kronschatz.«
    Wieder ließ Wormser das Auto anrollen. Und wieder liefen – oder humpelten – Paul und Jasmin hinterher. Mit besorgtem Blick nach vorn stellte Paul fest, dass es nicht mehr weit bis zur Start – und Ziellinie war, wo Wormser richtig Gas geben konnte. Sie mussten sich beeilen, wenn sie noch etwas erreichen wollten.
    Paul hielt sich im Laufen am Fensterrahmen des Wagens fest und rief: »Sie ist eben nicht im Rathaus! Die Heilige Lanze ist seit 1945 im Besitz Ihrer Familie.«
    »Ach, das ist ja interessant«, sagte Wormser lauter werdend. »Und Sie meinen allen Ernstes, dass das in all den Jahren niemandem aufgefallen wäre, junger Mann?«
    »Ganz genau«, antwortete Paul. »Denn die Heilige Lanze durfte ja bisher nie eingehend untersucht werden.«
    »Das ist doch blanker Unsinn!«, wetterte Wormser. »Sie wurde mehrmals analysiert. Von verschiedenen Wissenschaftlern.«
    »Aber nie gingen die Untersuchungen so weit, wie es beim Nürnberger Metallurgenkongress der Fall gewesen wäre! Dieses Mal wären modernste wissenschaftliche Methoden angewandt worden. Vor allem wäre endlich auch der Kern der Lanze durchleuchtet worden.« Paul rang nach Atem, denn er konnte mit dem allmählich schneller fahrenden Auto kaum noch mithalten.
    »Der Einbruch ins Alte Rathaus war nur

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