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Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg

Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg

Titel: Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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oder Beine verbeißen. Mal abgesehen davon, dass Paul mit seinem angeschlagenen Fuß ohnehin nur humpelnd vorankäme. Die Chancen, heil aus dieser Situation herauszukommen, standen gleich null. Inständig hoffte er darauf, dass Jasmin ihren einzigen Trumpf ausspielen würde.
    Und sie tat es wirklich. »Okay«, sagte sie ruhig und zog mit einer langsamen, weit ausholenden und deutlich sichtbaren Bewegung die Brieftasche aus ihren Jeans. »Sie können Ihren Roberto zurückpfeifen. Sehen Sie? Hier ist meine Dienstmarke!«
    Die Wachfrau wirkte noch immer angespannt und misstrauisch. Doch dann stieß sie ein zackiges »Sitz!« aus, woraufhin sich ihre schwarze Bestie ohne jedes Zögern auf den Hinterpfoten niederließ und das Knurren einstellte. Dann kam die Frau vorsichtig näher und besah sich Jasmins Marke.
    »Entschuldigung«, sagte die Wachfrau und lief rot an. »Ich konnte ja nicht wissen, dass Sie von der Polizei sind. Ich hoffe, Sie machen mir keinen Ärger deswegen.«
    »Schon gut«, winkte Jasmin ab. »Aber Sie können uns helfen: Wir müssen einen der Rennsponsoren sprechen. Wormser ist der Name, Lambert Wormser. Er hat das Stromberg-Team unterstützt und soll auch öfter selbst hier am Ring vorbeischauen.«
    Die Frau fuhr sich mit der Linken über ihren blonden Kurzhaarschnitt. Mit der Rechten hielt sie immer noch Roberto fest, der inzwischen brav hechelte und sein Frauchen treuherzig ansah. »Ja, da kann ich helfen«, sagte sie deutlich gelöster. »Es ist ja eher eine Ausnahme, dass die Funktionäre hier mal selbst aktiv werden. Ich meine: Natürlich interessieren sie sich für die Teams und die Wagen. Aber dass sich einer von denen selbst hinters Steuer setzt, ist doch ziemlich ungewöhnlich.«
    Paul und Jasmin warfen sich einen erstaunten Blick zu. »Wollen Sie sagen, dass Wormser selbst fährt?«, fragte Jasmin.
    Die Wachfrau nickte eifrig. »Aber ja! Natürlich nicht auf Wertung. Dazu ist er ja viel zu alt. Aber er kennt die Wagen aus dem Effeff, mit denen er seine Jungs auf die Piste schickt.«
    »Wann fährt Wormser denn?«, fragte Paul voll erwartungsfroher Nervosität.
    »Hier am Norisring geht das nur außerhalb der Trainingsund Turnierzeiten. Aber Herr Wormser hat wohl gar nichts gegen die frühen Stunden – den großen Rummel und die Medien schätzt er ohnehin nicht.«
    »Er fährt morgens?«, wollte es Paul genau wissen.
    »Ja«, nickte die Wachfrau. »Sobald die Sonne aufgeht, ist der alte Herr auf dem Rundkurs.«
    »Auch heute?« Jasmin wirkte jetzt ebenfalls elektrisiert. Denn sie beide kannten zwar das Gerücht, dass Wormser sich des öfteren persönlich am Norisring aufhalten würde, hatten aber nicht wirklich mit so viel Glück gerechnet.
    »Gehen Sie nach vorn zur Rennleitung. Fragen Sie dort nach ihm.«
    Paul und Jasmin bedankten sich bei der Wachfrau, die ihrem Roberto einen Hundekeks zuwarf, den sich das Tier mit blitzschneller Bewegung schnappte.
    Nachdem sie sich einige Meter entfernt hatten, stupste Jasmin Paul an. »Jetzt hänge ich richtig mit drin.«
    »Du begleitest mich also nicht mehr nur als Privatperson?«
    »Wohl kaum. Nachdem ich meinen Ausweis vorgezeigt habe, wird es sich bald herumsprechen, dass die Polizei hier ist.«
    »Dann sollten wir uns beeilen, Wormser zu finden.«
    »Meinst du denn wirklich, dass er heute fährt?«, fragte Jasmin skeptisch. »Nach allem, was geschehen ist?«
    »Das werden wir ja sehen«, sagte Paul und machte sich auf den Weg in Richtung Rennleitung.
    43
    Es war ein seltsamer Anblick, fand Paul: Der Norisring stand für ihn normalerweise für Geschwindigkeit, Lärm und Menschenmassen. Heute morgen aber waren die Tribünen leer. Keine grölenden Fans, keine leicht bekleideten Nummerngirls und keine Spur von dem typischen Duft nach verbranntem Motorenöl und Nürnberger Bratwürsten. Es war so still, dass man die Vögel zwitschern hörte. Und doch schien alles darauf hinzudeuten, dass sich Großes anbahnte: Eine eigentümliche Atmosphäre der Erwartung lag über der verwaisten Rennbahn.
    »Dort drüben!« Jasmin wies ihn auf einen nahe der Leitplanke parkenden silbernen Tourenwagen hin. Zwei Männer in Overalls standen über den geöffneten Motorraum gebeugt und debattierten. Offenbar hatten die beiden es mit einem technischen Problem zu tun.
    Als die Männer sie bemerkten, richteten sie sich auf. Dem Jüngeren von beiden schenkte Paul keine Beachtung. Wohl aber dem anderen: Er war groß gewachsen, hatte leicht gewelltes graues Haar und ein

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